Anlagestrategien in einem Nullzinsumfeld

Immer mehr Staatsanleihen rentieren bereits im negativen Bereich: in der Schweiz sind schon 81% der «Eidgenossen» bis zu einer Laufzeit von 10 Jahren betroffen, und auch in Deutschland liegt der Anteil entsprechender «Bunds» bei 65%. Das Phänomen weitet sich nunmehr auch auf Unternehmensanleihen und Pfandbriefe aus, die Werte von 5% respek-tive 25% zeigen. Die letzten EZB Massnahmen – Stichwort: CSSP – werden diese Tendenz noch verschärfen. Raiffeisen Capital Management | 31.05.2016 09:55 Uhr
Stéphane Matile, Head of International Clients, Raiffeisen Capital Management / ©  Raiffeisen Capital Management
Stéphane Matile, Head of International Clients, Raiffeisen Capital Management / © Raiffeisen Capital Management
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Im Interview mit Stéphane Matile, Head of International Clients, Raiffeisen Capital Management* Wien. 

Stéphane Matile, institutionelle Investoren müssen zum Erreichen ihrer Zielrenditen in renditestärkere Anlagen umschichten. Welche Alternativen schlagen Sie Ihren Kunden vor?

Matile: Wir erarbeiten je nach Marktumfeld mit unseren Kunden Lösungen, die ein ausgewogenes Risiko-Rendite-Verhältnis offerieren. Im Obligationen-Bereich sehen wir nach wie vor Renditechancen bei europäischen High Yield Bonds und Staatsanleihen aus Emerging Markets, insbesondere von osteuropäischen Staaten. Emerging Markets-Anleihen sind eine der wenigen verbliebenen Kategorien aus dem Fixed-Income-Bereich, die aktuell einigermassen fair gepreist sind und damit langfristig noch attraktive Ertragsperspektiven offerieren.

Welche Argumente sprechen Ihrer Meinung nach für Europäischen High Yield Bonds?

Matile: Zunächst sind die Bewertungen – trotz der kürzlichen Rallye – attraktiver sind als vor einem Jahr. Das Ausfallrisiko ist attraktiv gepreist. Die Ausfallrate liegt derzeit bei 2.7%, doch die aktuellen Spreads entschädigen für eine theoretische Ausfallrate von über 6.5%. Der Kreditzyklus in Europa ist aufgrund der expansiven EZB-Massnahmen und begrenzter M&A-Aktivitäten weiterhin intakt, die Kreditqualität und die Sektordiversifikation europäischer Hochzinsanleihen höher als in den USA. Ausserdem zeichnet sich die Anlageklasse gegenüber anderen Obligationen-Märkten durch eine geringere Zinssensitivität und somit ein geringeres Zinsrisiko aus.

Wie sieht Ihr Ansatz im Raiffeisen-Europa-HighYield Fonds aus?

Matile: Unser Fokus liegt auf Diversifikation, einem qualitativ hochwertigen Bottom-up Management mit Schwerpunkt auf Reduktion des Abwärtsrisikos. Wir sind aktive Manager. Wir orientieren uns zwar an einem Referenzindex, weichen aber sowohl in der Rating-Struktur, der Länderstruktur und den einzelnen Gewichtungen signifikant von ihm ab und tätigen auch flexibel opportunistische Investitionen etwa im Bereich Investment Grade, wenn wir dort interessante Anlagemöglichkeiten sehen.  

Wie versuchen Sie, Ausfälle zu vermeiden?

Matile: Uns ist in der Tat nicht nur die sorgfältige Auswahl der Unternehmen für ein Portfolio wichtig, sondern auch die Früherkennung von Warnsignalen bei gewissen Unternehmensanleihen. Fonds, welche im Januar «Losers» wie etwa die Espirito Santo im Portfolio hatten, mussten an einem einzigen Tag eine Underperformance von 0.80% gegenüber dem Referenzindex einstecken. Dank rechzteitigem Signal waren wir nicht davon betroffen. Dies lag sicherlich auch an der langjährigen Erfahrung und der Beständigkeit unseres Teams. Der Raiffeisen-Europa-HighYield wurde vor 17 Jahren von Andreas Riegler lanciert, der heute noch neben seiner Funktion als Chef des Anleiheteams aktiv am Management des Fonds beteiligt ist. Thomas Korhammer – der heutige Lead Fondsmanager – ist seit 2000 Bestandteil des Credit Teams und verwaltet den Fonds in Kooperation mit weiteren fünf erfahrenen Sektor-Spezialisten und der Unterstützung von weiteren Analysten.

Was spricht Ihrer Meinung nach für Emerging Markets-Anleihen? Sehen Sie aktuell gute Anlagemöglichkeiten in Staatsanleihen aus Osteuropa?

Matile: Schwellenländeranleihen sind wie erwähnt eine der letzten noch relativ fair gepreisten und damit langfristig aussichtsreichen Märkte im Rentenbereich. Eine der aussichtsreichsten Regionen unter Risiko-Ertrags-Aspekten ist heute zweifellos Zentral- und Osteuropa (CEE), einschliesslich Russland und der Türkei. Die Region hat in den letzten beiden Jahrzehnten eine bemerkenswerte wirtschaftliche Entwicklung hingelegt und auch für heuer wird ein Wachstum von 3.5% bis 4.0% erwartet. Die CEE-Volkswirtschaften sind heute viel weniger auf externe Schocks anfällig als in der Vergangenheit. Wirtschaftlich und politisch sind sie vergleichsweise stabil und bereits gut in westliche, vor allem europäische Wertschöpfungsketten integriert. Zahlungs- und Leistungsbilanzen entwickeln sich zumeist in positive Richtungen und speziell die EU-Mitgliedsländer der Region profitieren stark von den erheblichen Transferzahlungen, die sie von den übrigen EU-Staaten erhalten. Insgesamt sind diese Volkswirtschaften sehr eng mit ihrem wichtigsten Handelspartner, der EU, verknüpft (vgl. dazu auch Abbildung C).

Wie sieht dies bezüglich China aus?

Matile: Dies ist erwähnenswert. Die Länder zeigen eine weit geringere Abhängigkeit von China als andere Emerging Markets. Die meisten haben eine Exportquote nach China von weniger als 5%. Der Ölpreisrückgang der letzten Jahre wirkt sich zusätzlich positiv auf die Region aus – ausgenommen auf Russland, versteht sich. Ein gutes Beispiel ist etwa Ungarn, das 2014 noch 6% seines BIPs für Energie-Importe ausgegeben hat, für 2016 nunmehr Ausgaben von bloss 0.8% hierfür prognostiziert. Die positive Differenz kann zum Beispiel für Infrastruktur-Projekte aufgewendet werden.

Und welchen Ansatz verfolgen Sie im Raiffeisen-Osteuropa-Rent Fonds**?

Matile: Der Fonds existiert schon seit Jahren. Sein Anlageuniversum bezieht sich auf Zentral- und Südost-Europa, die baltischen Länder, Russland sowie die Türkei. Diese Länder bieten einen attraktiven Mix aus sehr stabilen, schon entwickelten Ländern und anderen Staaten mit sehr hohen Risikoprämien – ich denke da etwa an die Türkei und Russland. Daraus ergibt sich insgesamt eine sehr attraktive Portfolio-Rendite von rund 5%.

Ihr Haus profitiert also implizit von der geografischen Lage.

Matile: Das kann man so sagen. Die Position am Tor zu Osteuropa und die gute Vernetzung des Raiffeisenbanken-Systems in der Region erlauben uns besonders gute Einblicke in die Entwicklungen, Chancen und Risiken der CEE-Länder. Die Länderauswahl in beiden Fonds orientiert sich in erster Linie an absoluten Ertragserwartungen, weniger an relativen Erwägungen. Eine gründliche Top-down-Bewertung des gesamten Marktumfeldes bildet die Grundlage für die weiteren, fundamental getrieben Allokationsprozesse. Die Makro-Perspektive steht aber im Vordergrund, da wir in den Fonds ausschliesslich in Staatsanleihen und staatsnahe Unternehmen investieren.

Was lässt sich sagen über die Währungen?

Matile: Sie sind sicherlich ein besonderes Merkmal: Die Aufteilung zeigt 70% Lokalwährungsanleihen und 30% Hartwährungsanleihen. Unserer Meinung nach hat sich die relative Attraktivität von Lokalwährungsanleihen in den letzten Jahren verbessert. Die Renditeaufschläge dürften langfristig in vielen Schwellenländern hoch genug sein, um mögliche weitere Währungsverluste zumindest zu kompensieren. Daneben besteht natürlich auch das Potenzial für Währungsaufwertungen. Die grössten Ländergewichtungen sind aktuell Polen, Ungarn, Turkei und Russland.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Matile.

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Hinweis: Dieses Interview wurde von der B2B-Redaktion geführt und wurde in dieser Form auch bereits in der Print-Ausgabe des B2B-Magazins veröffentlicht.

*Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft m.b.H.

**Vollständiger Fondsname in der Schweiz: Raiffeisen-Europa-HighYield (ein Anlagefonds von Raiffeisen Capital Management Österreich) und Raiffeisen-Osteuropa-Rent (ein Anlagefonds von Raiffeisen Capital Management Österreich)

Abbildung A:

Renditen von Staatsanleihen diverser Nationen

Quellen: Bloomberg Finance LP, DB Global Markes Research
Quellen: Bloomberg Finance LP, DB Global Markes Research

Wertentwicklung des Raiffeisen-Europa-HighYield Fonds

Indexiert seit Lancierung am 12.05.1999 bis 31.03.2016 in EUR (TR brutto)

Die Performance wird von der Raiffeisen KAG entsprechend der OeKB-Methode, basierend auf Daten der Depotbank, berechnet (bei der Aussetzung der Auszahlung des Rückgabepreises unter Rückgriff auf allfällige, indikative Werte).
Die Performance wird von der Raiffeisen KAG entsprechend der OeKB-Methode, basierend auf Daten der Depotbank, berechnet (bei der Aussetzung der Auszahlung des Rückgabepreises unter Rückgriff auf allfällige, indikative Werte).

Wirtschaftslage osteuropäischer Staaten im Vergleich zur Eurozone und den USA

Wertentwicklung des Raiffeisen-Osteuropa-Rent Fonds

Indexiert seit Lancierung am 17.06.1996 bis 31.03.2016 in EUR 

Performance des Raiffeisen OsteuropaPlus-Rent von 17.6.1996 bis zur Fusion mit dem Raiffeisen EasternEuropean Bonds am 22.07.2009. Ab diesem Zeitpunkt Performance des Raiffeisen EasternEuropean Bonds. Die Performance wird von der Raiffeisen KAG entsprechend der OeKB-Methode, basierend auf Daten der Depotbank, berechnet (bei der Aussetzung der Auszahlung des Rück-gabepreises unter Rückgriff auf allfällige, indikative Werte).
Performance des Raiffeisen OsteuropaPlus-Rent von 17.6.1996 bis zur Fusion mit dem Raiffeisen EasternEuropean Bonds am 22.07.2009. Ab diesem Zeitpunkt Performance des Raiffeisen EasternEuropean Bonds. Die Performance wird von der Raiffeisen KAG entsprechend der OeKB-Methode, basierend auf Daten der Depotbank, berechnet (bei der Aussetzung der Auszahlung des Rück-gabepreises unter Rückgriff auf allfällige, indikative Werte).
Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
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