Krisenmanagement: Wie asiatische Unternehmen die aktuellen Herausforderungen angehen – oder auch nicht

Schwacher Export, schwache Konjunktur, Konsumflaute und Immobilienkrise: Chinas Wirtschaft gerät ins Stocken und beeinflusst damit auch andere Länder in der Region. Der Druck auf asiatische Unternehmen hat sich somit zunehmend verstärkt. Samir Mehta, Senior Portfolio Manager bei J O Hambro Capital Management, stellt vier asiatische Unternehmen vor, die mit den gleichen Herausforderungen konfrontiert sind, jedoch völlig unterschiedliche Strategien verfolgen, um mit den aktuellen Turbulenzen umzugehen. Nicht alle sind erfolgreich. Zwei jedenfalls hält Samir Mehta für ein denkbares Investment. J O Hambro Capital Management | 16.10.2023 15:16 Uhr
Samir Mehta, Senior Portfolio Manager bei J O Hambro Capital Management / © e-fundresearch.com / J O Hambro Capital Management
Samir Mehta, Senior Portfolio Manager bei J O Hambro Capital Management / © e-fundresearch.com / J O Hambro Capital Management

Haidilao

Während der Pandemie musste die beliebte chinesische Restaurantkette Haidilao, die sich auf Hotpot-Gerichte spezialisiert hat, eine schwere Krise bewältigen. Nach fast zwei Jahrzehnten starken Wachstums verzeichnete das Unternehmen einen drastischen Umsatzrückgang und sah sich gezwungen, fast ein Fünftel ihrer Restaurants zu schließen und mehr als ein Fünftel ihrer Mitarbeiter zu entlassen, was in China ungewöhnlich ist.

Die Vergütungsstrukturen für die Mitarbeiter wurden von festen auf größtenteils variable Vergütungen umgestellt; das schnell wachsende, aber bargeldverschlingende internationale Geschäft wurde in ein separates Unternehmen ausgegliedert und die Aktien an die bestehenden Aktionäre verteilt. Der Fokus lag auf der Generierung von Cashflow durch Einsparung und Kostenreduzierung. Mit den vorhandenen Barmitteln kaufte das Unternehmen einen Teil ihrer ausstehenden US-Dollar-Anleihen zurück, um ihre Bilanz zu entschulden. Bis 2022 hat Haidilao effizienzsteigernde Maßnahmen umgesetzt, sodass die Gewinne bei der Rückkehr der Nachfrage, im ersten Halbjahr 2023 drastisch angestiegen sind: das Unternehmen verzeichnete einen Umsatzanstieg von 12 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 und einen Gewinn von 2,26 Milliarden chinesischen Yuan (30 Prozent höher als die Markterwartungen) im Vergleich zu einem Verlust im ersten Halbjahr 2022.

Sunny Opticals

Sunny Opticals stellt optische Komponenten her, die in Mobiltelefonkameras und Fahrzeuglinsen verbaut werden. Das Unternehmen ist einer der größten Zulieferer der weltweiten Mobiltelefonindustrie. Sunny hat eine eher düstere und meiner Meinung nach unsichere Zukunft vor sich. Nach dem rasanten Wachstum des Smartphone-Marktes im vergangenen Jahrzehnt, hat sich der Markt inzwischen merklich abgekühlt.

Zudem geriet einer der größten Kunden des Unternehmens, Huawei, in die geopolitischen Wirren, als der Westen die Verwendung von Huawei-Ausrüstung und -Geräten zurückzog und verbot. Das Management ist jedoch anderer Meinung. Das Unternehmen investiert massiv in Forschung und Entwicklung sowie in neue Fähigkeiten, um neue Wege des Wachstums zu finden.

Ein Schwerpunkt sind selbstfahrende Fahrzeuge, die Linsen für die LIDAR-Komponenten benötigen, die dem Fahrzeug helfen, seine Umgebung zu erkennen. Ein weiterer Bereich sind Virtual-Reality-Headsets. Während einer Konjunkturflaute in Forschung und Entwicklung zu investieren, könnte eine gute Sache sein. Dennoch sollten solche Investitionen nicht allein von einem inhärenten Wunsch, um jeden Preis zu wachsen, angetrieben werden. Entgegen den bestehenden Herausforderungen ist das Unternehmen bestrebt, Mitarbeiter lieber in andere Abteilungen zu versetzen, anstatt Personal abzubauen. Dies hat dazu geführt, dass die Kosten und Investitionen trotz des rückläufigen Umsatzwachstums weiter angestiegen sind, was sich negativ auf die Gewinnspannen und den Cashflow ausgewirkt hat.

Asian Paints

Asian Paints ist das führende Unternehmen in Indien, das sich auf die Herstellung und Vermarktung von Farben spezialisiert hat. Das Unternehmen ist Teil eines hochprofitablen Oligopols. Von dieser Dynamik angezogen, wagt sich Grasim Industries, einer der bedeutendsten indischen Rohstoffproduzenten, auf den Markt für Dekorfarben. In den letzten drei Jahren hat das Unternehmen Summen in Millionenhöhe in den Aufbau von Produktionsanlagen investiert, um in dieser Branche Fuß zu fassen. Asian Paints hat die Natur dieses Wettbewerbs erkannt und war der Zeit weit voraus. Auch sie sind gegen den Strom geschwommen und haben aggressiv investiert, neue Kapazitäten aufgebaut und in ihre Marken investiert.

Asian Paints verfügt über ein äußerst profitables Geschäft mit einem soliden Cashflow und einer starken Bilanz. Dies ermöglicht dem Unternehmen auch in Jahre intensiven und möglicherweise irrationalen Wettbewerbs erfolgreich zu sein. Daher könnte dieser Wettbewerb kleinen Unternehmen in der Branche mehr Schwierigkeiten bereiten.

SEA 

Das in den USA börsennotierte Unternehmen SEA ist ein Marktführer im elektronischen Handel in Südostasien. Das Flaggschiff des Unternehmens, Shoppee, ist wahrscheinlich die größte Online-Einkaufsplattform in der Region. Die Aktie schoss während der COVID-Pandemie in die Höhe und erreichte einen Höchststand von über 350 US-Dollar. Wie damals üblich, subventionierten SEA und seine Konkurrenten die Kunden und zogen es vor, bei jedem Geschäft Geld zu verlieren. Dies diente dazu, das Online-Einkaufsverhalten anzukurbeln. Gleichzeitig wollten die Onlineshops ihre Marken damit stärken. Im Jahr 2022, als die Inflation wieder anstieg, gerieten die Aktienmärkte ins Wanken. Die Anleger konzentrierten sich auf die Gewinne und nicht mehr auf Wachstum um jeden Preis. Die Aktien von SEA fielen auf rund 30 US-Dollar.

Die Reaktion der Geschäftsleitung war eine klassische Lehrbuchreaktion: eine drastische Änderung der Strategie und Kostenkontrolle. Sie ordneten an, dass nur noch in der Economy Class gereist wird. Berichten zufolge wurde in den Toiletten sogar einlagiges Toilettenpapier verwendet. Und eine Zeit lang funktionierte das auch. Die SEA-Aktien verdoppelten sich von ihrem Tiefststand von 30 Dollar auf fast 60 Dollar, da das Management dem Cashflow und der Rentabilität Priorität einräumte.

Trotz aller Bemühungen erreichte das Unternehmen nur für wenige Quartale eine flüchtige Rentabilität. Die Konkurrenten zogen nicht nach, und die Unternehmensleitung von SEA hat nun beschlossen, dass sie es sich nicht leisten kann, Marktanteile zu verlieren. Im letzten Quartal hat SEA seine Strategie erneut überarbeitet. Obwohl das Unternehmen im Interesse seiner Aktionäre gehandelt hat, verfolgen ihre Konkurrenten andere Pläne. Die Aktie notiert wieder bei 36 US-Dollar.

Von Samir Mehta, Senior Portfolio Manager bei J O Hambro Capital Management

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