Die EZB schaut nicht auf die richtigen Daten

Lowie Debou, Rentenfondsmanager und Experte für Euro-Staatsanleihen bei DPAM, befürchtet, dass die EZB zu spät umsteuern wird. Welche Staatsanleihen sieht er in diesem Umfeld vorne? DPAM | 07.02.2024 10:02 Uhr
Lowie Debou, Fondsmanager bei DPAM / © e-fundresearch.com / DPAM
Lowie Debou, Fondsmanager bei DPAM / © e-fundresearch.com / DPAM

„Ein Viertel von Europas Volkswirtschaften befand sich im zweiten und dritten Quartal 2023 in Rezession, mehr als die Hälfte der Staaten verzeichnete im dritten Quartal ein schrumpfendes Bruttoinlandsprodukt. Die EZB schaut derweil nicht auf die richtigen Daten: Sie wartet die Ergebnisse der Lohnverhandlungen im April ab, um dann möglicherweise im Juni die Zinsen zu senken. Die Arbeitslosigkeit steigt jedoch bereits seit dem Sommer. Hat der Zyklus von sinkender Aktivität und steigender Arbeitslosigkeit erst einmal begonnen, ist die Verschlechterung der Wirtschaft kaum aufzuhalten.

So zeigt beispielweise der Wert von 46 im Einkaufsmanager-Index (PMI), dass die europäischen Volkswirtschaften zwischen 2% und 3% auf Jahresbasis schrumpfen. Chinas Konjunktur hat sich nicht belebt wie erwartet, die Inflation hat sich weniger verlangsamt. Wählt man eine kurze Duration, kann bei PMIs für das verarbeitende Gewerbe von unter 50 falsch liegen. Entweder erholt sich der Sektor oder die Schwäche weitet sich auf die Gesamtwirtschaft aus.

Ein weiteres Warnsignal kam im August, als die PMIs für den Dienstleistungssektor in Europa unter 50 lagen. Normalerweise liegt dieser Wert in der Hochsaison des Tourismus bei 55, in Spanien und Italien bei 58 oder gar 60.

Schwaches Wachstum führt in der Regel zu Arbeitsplatzabbau und schließlich zu schwachen Löhnen. Wartet man wie die EZB darauf, dass sich Letzteres bestätigt, hat man bereits wertvolle Zeit verloren.

Europäische Staatsanleihen aktiv managen

Die Rendite deutscher 10-jährige Staatsanleihen liegt auf einem Niveau, das für Investoren attraktiv ist. Schließlich wird die EZB irgendwann die Zinsen senken müssen – und diesen Politikwechsel wird sie sehr schnell vollziehen müssen, weil er spät erfolgt. Es bleibt zu hoffen, dass sie nicht zu negativen Zinsen zurückkehren muss. Immerhin wird es ein Jahr dauern, bis sich Zinssenkungen positiv auf das reale Wachstum auswirken.

In einem Markt, in dem es fast keine Liquiditätsbeschränkungen und für Euro-Anleger kein Währungsrisiko gibt, kann man mit einem ausgewogenen Risiko-/Ertragsprofil ein Gegengewicht zu risikoreichen Anlagen schaffen.

Mehrere Vorteile sprechen dabei für ein aktives Management. Zum einen hilft die volle Konzentration auf europäische Staatsanleihen, wenn es darum geht, mit voller Überzeugung, Erfahrung und Gespür für den Markt die eigenen Erkenntnisse im Portfolio schnell umzusetzen.

Zudem ist es noch nicht zu spät, um noch auf den Anleihen-Zug aufzusteigen. Vor allem die Kurse europäischer Staatsanleihen mit sehr langer Laufzeit sind stark gefallen und lassen hohen Rendite erwarten. Mittelfristig wird die Gesamtrendite von europäischen und globalen Staatsanleihen deutlich positiv sein. Angesichts einer möglicherweise schweren Rezession in Europa ist jetzt ein guter Zeitpunkt für Umschichtungen in festverzinsliche Wertpapiere.

Zum Beispiel in spanische Staatsanleihen mit mittleren und längeren Laufzeiten: Diese sind derzeit besonders attraktiv, weil die europäische Rezession nicht aus dem Süden kommt. Es gibt zwar eine gewisse politische Volatilität in Spanien. Daraus resultierte jedoch kein Risiko für die Wirtschaft, die sich seit der Staatsschuldenkrise stabilisiert hat.

Nach unserer Einschätzung werden die Zentralbanken die Zinssätze auf ein neutraleres Niveau senken, falls wir auf eine weiche Landung zusteuern. Dies hätte eine erhebliche Neubewertung der Marktpreise zur Folge. In der Vergangenheit hatte dies oft negative Auswirkungen auf der Aktien- und bot Chancen auf der Anleihenseite.

Von Lowie Debou, Fondsmanager bei DPAM

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