Sektorrotation und Kapitalabflüsse belasten Biotechaktien, doch positive Entwicklungen ermöglichen Kapitalbeschaffung zur Stärkung der Industrie

Bellevue Asset Management | 22.07.2023 09:00 Uhr
© Foto von Ashraful Islam auf Unsplash
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Das 1. Halbjahr ist für Biotechinvestoren enttäuschend ausgefallen. Eine starke Rotation aus dem Sektor hat die Kurse unter Druck gebracht. Während positive Entwicklungen wie Akquisitionen, Medikamentenzulassungen und Studienergebnisse nur sehr begrenzt Einfluss auf das Sentiment haben, werden Misserfolge wie verfehlte Meilensteine vom Markt hart abgestraft. Zuversichtlich macht der Umstand, dass die Aktivitäten zur Mittelbeschaffung wieder zunehmen. Ausgewählte Unternehmen haben dank positiver Meldungen frisches Kapital erhalten. Wichtig wird auch die weitere Zinsentwicklung sein, da sich diese auf die Kapitalkosten und allgemeine Finanzstabilität des Sektors sowie einzelner Unternehmen auswirkt. Ungeachtet dessen gilt es die außergewöhnliche finanzielle Stärke und Widerstandsfähigkeit der Portfoliounternehmen hervorzuheben, die Vor-Corona-Niveaus deutlich übersteigen.

Der Nasdaq Biotech Index (NBI) konnte im 2. Quartal mit den globalen Leitindizes wie dem Dow Jones oder dem Euro Stoxx 50, die im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich schlossen, nicht mithalten. Er blieb im Wesentlichen unverändert bei -1.0% in USD, so dass er in der ersten Jahreshälfte 2023 mit einem Rückgang von 2.8% in USD im negativen Bereich blieb. Diese Entwicklung ist vor allem auf eine starke Sektorrotation im 2. Quartal zurückzuführen, bei der Anleger u.a. Techtiteln mit starkem KI-Bezug den Vorrang gaben.

Im 2. Quartal 2023 betrug die Gesamtrendite des BB Biotech-Portfolios 1.6% in USD und übertraf damit den Nasdaq Biotech Index geringfügig. Der NAV des Unternehmens sank im 2. Quartal 2023 in Schweizer Franken um 0.6%, dies wegen einer Abwertung des US-Dollars. Das entspricht einem Nettoverlust von CHF 13 Mio. gegenüber einem Nettoverlust von CHF 233 Mio. im Vorjahreszeitraum. Ganz im Gegensatz zur Portfolioentwicklung büßte die Aktie von BB Biotech im 2. Quartal 21.8% in CHF an Wert ein. Der Titel war über einen längeren Zeitraum an der Börse mit einer zweistelligen Prämie gehandelt worden, wies aber zum Ende des 2. Quartals einen Abschlag von 5% auf den NAV auf.

Im 1. Halbjahr 2023 erzielte das Portfolio von BB Biotech eine Gesamtrendite von -9.8% in CHF, -8.6% in EUR und -6.9% in USD, wobei alle Werte die am 29. März 2023 ausgezahlte Dividende von CHF 2.85 pro Aktie beinhalten. Dies führte zu einem Nettoverlust von CHF 267 Mio. für das 1. Halbjahr 2023, verglichen mit einem Nettoverlust von CHF 533 Mio. im Vorjahreszeitraum.

Praktisch unveränderte Portfoliostruktur

In einem durch geringe Portfolioaktivitäten geprägten 2. Quartal nahm das Investment Management Team lediglich minimale Portfolioumschichtungen vor. Die freigesetzten Mittel ermöglichten die Teilnahme an einer Kapitalerhöhung und das Aufstocken bestehender Positionen durch Transaktionen auf dem offenen Markt, ohne dabei den Investitionsgrad weiter zu erhöhen. Dieser lag zum Ende des 2. Quartals 2023 bei 113.7% und damit nahe den Niveaus zum Ende des 1. Quartals 2023 und zum Jahresende 2022 von 114% bzw. 113.6%.

Die Aufstockung der Positionen in ausgewählten Entwicklungsunternehmen wie Black Diamond Therapeutics und Mersana Therapeutics wurden durch leichte Gewinnmitnahmen bei Vertex, Ionis und Incyte finanziert. Während das Investment Management Team die Position Black Diamond Therapeutics durch Transaktionen auf dem offenen Markt aufstockte, erhöhte es die Position in Mersana Therapeutics nach dessen Kurskorrektur opportunistisch.

Meilensteine der Portfoliounternehmen

Im 2. Quartal wurden positive Studiendaten von Agios Pharmaceuticals zu Mitapivat mit einer beeindruckenden Hämoglobinreaktion bei der Behandlung der Sichelzellkrankheit präsentiert. Moderna und sein Entwicklungspartner Merck legten positive und verblüffende Daten ihrer Machbarkeitsstudie für den individualisierten Krebsimpfstoff MRNA-4157 vor. Patienten mit Melanom erhielten nach einer vollständigen Resektion randomisiert Keytruda entweder als Monotherapie oder in Kombination mit dem personalisierten Impfstoff MRNA-4157. Es wurde eine signifikante Risikoreduktion von 65% bei der Entwicklung von Fernmetastasen und eine Verbesserung der Überlebensrate beobachtet.

Black Diamond Therapeutics veröffentlichte neue Daten seiner Dosiseskalationsstudie zu BDTX-1535, die eine Antitumorwirkung bei NSCLC-Patienten zeigen, bei denen mehrere EGFR-Mutationen diagnostiziiert sind.

Relay Therapeutics legte erste klinische Daten zu RLY-2608 vor, einem Inhibitor von PI3Kα-Mutationen. Obwohl das Wirkstoffprofil von RLY-2608 Ziele wie etwa eine beachtliche PI3Kα-Hemmung, eine ctDNA-Reduktion und eine gute Verträglichkeit zur Vermeidung von schwerer Hyperglykämie, Hautausschlag und Durchfall erreichte, waren Anleger von der Ansprechrate enttäuscht.

Und schlussendlich veröffentlichte Vertex positive Ergebnisse der Machbarkeitsstudie für sein Stammzellenprogramm VX-880 bei Diabetes Typ 1. VX-880 ist eine aus Stammzellen gewonnene Therapie, die auf der Implantation von Inselzellen zur Insulinproduktion basiert. Bei sechs mit VX-880 behandelten Patienten konnten Inselzellen implantiert werden, die körpereigenes Insulin produzieren, wodurch die Blutzuckerkontrolle verbessert und die Insulingabe verringert oder ausgesetzt werden konnte.

Auf der Zulassungs- und regulatorischen Ebene gilt es Ionis und seinen Kooperationspartner Biogen hervorzuheben, denen die FDA eine beschleunigte Zulassung von Qalsody zur Behandlung von ALS-Patienten mit SOD1-Mutation erteilt hat. Im Weiteren teilte Argenx mit, dass die subkutan verabreichte Injektion Vyvgart Hytrulo zur Behandlung von Patienten mit generalisierter Myasthenia gravis von der FDA zugelassen wurde. Diese neuartige Formulierung stellt eine alternative Verabreichungsform dar und bietet eine zusätzliche Auswahl für Patienten. Nennenswert ist darüber hinaus, dass Zai Lab, der chinesische Kooperationspartner von Argenx, die Zulassung Vyvgarts in China bekanntgegeben hat.

Ausblick für 2023

Das derzeitige Portfolio umfasst zwei gut etablierte Großunternehmen, einen beachtlichen Anteil an Mid Caps mit solidem Business Case und eine Reihe gut diversifizierter Firmen mit geringer Marktkapitalisierung. Unter den Top-10-Positionen – auf sie entfällt der Großteil des eingesetzten Kapitals – befinden sich vorwiegend Large und Mid Caps. Diese Beteiligungen sollen die kurz- bis mittelfristige Wertentwicklung von BB Biotech maßgeblich vorantreiben. Small Caps machen einen kleineren Anteil des Portfolios aus. Engagements in diesen Unternehmen könnten nach Veröffentlichung wesentlicher Anlegerinformationen eine erhöhte Volatilität aufweisen. Angesichts der geringeren Gewichtung innerhalb des Portfolios dürften sie mittel- bis langfristig einen stärkeren Einfluss auf die Performance haben. Mit Blick auf die jüngsten Meilensteine, die sowohl positive als auch negative Aktienbewegungen auslösten, geht das Investment Management Team davon aus, dass die Portfoliounternehmen bis Ende 2023 vor allem erfreuliche Entwicklungsmeilensteine vermelden werden.

Neben den Innovationskräften und Geschäftsstrategien innerhalb des Biotechsektors werden staatliche Regulierungen und politische Kräfte den Sektor und die Arzneimittelentwicklung fortwährend beeinflussen und prägen. Die USA legen als vorrangiger Markt für Biotechnologie großen Nachdruck auf die Implementierung von Bestimmungen und Gesetzen, wie etwa den Inflation Reduction Act, der darauf abzielt, die Ausgaben für verschreibungspflichtige Medikamente zu senken und Patienten zu entlasten. Anleger erwarten mit Spannung die für den 1. September vorgesehene Publikation der CMS-Liste mit Medikamenten, die Gegenstand von Preisverhandlungen sein werden.

Delisting an Mailänder Börse beantragt

Aufgrund des seit Jahren sehr tiefen Handelsvolumens an der Mailänder Börse und der Exklusion aus dem FTSE Italia STAR Index per 16. Juni 2023 hat der Verwaltungsrat von BB Biotech entschieden, die Aktie in Italien – vorbehaltlich der Zustimmung der italienischen Börsenaufsicht – zu dekotieren. Mit dem Delisting kann BB Biotech die administrativen Kosten senken, während Anleger die BB Biotech-Aktie unverändert in Euro an der Frankfurter Börse handeln können. Das Listing an der SIX Swiss Exchange ist ebenfalls nicht davon betroffen.

Der vollständige Zwischenbericht per 30. Juni 2023 der BB Biotech AG ist hier oder auf der Website verfügbar.

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