Das ist ein wichtiger Grund, warum Tadahiro Fujimura, Manager des "Swisscanto (LU) Equity Fund Small & Mid Caps Japan" und CFA bei Sparx Asset Management in Tokio, die bereits laufende Erholung vor dem Unglück im März als lediglich verschoben und nicht aufgehoben betrachtet.
Fujimura führt dabei aktuelle Zahlen des japanischen Wirtschaftsministerium an: 64 Prozent der beschädigten Produktionsstätten sind momentan wieder funktionsbereit und bis Ende Oktober sollen es 90 Prozent sein. Auch sollen dann rund drei Viertel der zur Produktion benötigten Rohstoffe zur Verfügung stehen. Fujimura rechnet nach dem wirtschaftlichen Einbruch bereits im zweiten Halbjahr mit einer Fortsetzung des Ende vergangenen Jahres einsetzenden Aufschwungs. Voraussetzungen dafür sind das Ausbleiben weiterer schwerer Naturkatastrophen sowie die Eindämmung der Nuklearkatastrophe.
Japan profitiert von der Nachfrage aus China und den Schwellenländern
Christian Takushi, Japan-Experte von Swisscanto, blickt in die unmittelbare Zukunft des Landes der aufgehenden Sonne ebenfalls optimistisch, weist aber in der langfristigen Betrachtung auf Probleme hin: "Wenn die Auswirkungen von Fukushima nicht noch schlimmer werden und Chinas Wachstum nicht in eine harte Landung mündet, stehen die Ampeln für die japanische Wirtschaft auf Grün. Die Erholung wird unterstützt von der noch stark wachsenden Nachfrage aus China und zahlreicher asiatischer Schwellenländer. Diese Handelspartner greifen stark auf die Qualität sowie das Know-how japanischer Unternehmen zurück und avancieren zu den wichtigsten Abnehmern japanischer Produkte."
Für die zahlreichen japanischen Exportunternehmen im Maschinen- und Anlagebau sowie in den grünen Technologien (zum Beispiel Wärmeaustausch, Kohlekraftwerk-Ausrüstung) sieht die Zukunft auch langfristig sehr positiv aus. Aber für die Binnenwirtschaft Japans hegt Takushi wenig Wachstumshoffnungen, da das Arbeitskräftepool demnächst eine beschleunigte Schrumpfung und Alterung aufweist: "Ostasiatische Nationen können zwar ihre Wirtschaft zum Boomen bringen, doch die Erneuerung ihrer Gesellschaften, welche für eine nachhaltigere Wirtschaftsentwicklung notwendig wäre, fällt ihnen - mit der teilweisen Ausnahme Südkoreas - schwer."
Chancen und Risiken
"Die knappe Stromversorgung trotz 90 Atomkraftwerken, die Wachstumsexzesse Chinas sowie die Umweltkosten dürften langfristig das Wachstum im fernen Osten hemmen", meint Takushi. Die Umweltabgaben werden die ohnehin steigenden Transportkosten für den Massenexport von Billigwaren erschweren. Zudem hat die Fukushima-Katastrophe der Welt aufgezeigt, dass bereits heute ein zu hoher Anteil der Weltproduktion in Ostasien konzentriert ist. Passiert dort etwas noch Schlimmeres, käme die Weltwirtschaft zum Stillstand. "Chinesische Unternehmen kaufen seit zwei Jahren fast panikartig alle Automation und Roboter, die die Japaner liefern können. Wegen den rasant steigenden Kosten ist China als Produktionsstandort seit 2009 sogar teurer als selbst die USA geworden. Bei Engagements in Japan ist wegen der Lage in China eine regelmäßige Überprüfung der Rahmenbedingungen nötig", so Takushi.
Chancen liegen dagegen in der Abschwächung des Yen. "Aufgrund der Verschlechterung der Fiskallage Japans dürfte der Höhenflug des Yen bald ein Ende haben. Dann könnten die Aktienkurse japanischer Export-Bluechips innerhalb kürzerer Zeit bis zu 40 Prozent zulegen. Denn deren satte Gewinne im Ausland werden seit Jahren vom starken Yen geschmälert. Bei den Small- und Midcaps bieten sich ebenfalls interessante Anlagechancen. Hier ist eine selektive Titelauswahl sehr wichtig, um von den besten Werten zu profitieren", äußert sich Takushi. Sein Resümee lautet: "Hält das Wachstum in China an und schwächt sich der Yen ab, könnten ausgewählte Unternehmen, in erster Linie Exportfirmen, massiv zulegen. Zumal japanische Aktien großes Nachholpotenzial im Vergleich zu vielen Börsenplätzen haben."