Gröschls Mittwochskommentar: 10/2024

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 06.03.2024 12:13 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

Es ist immer recht schwierig, Wendepunkte zu erwischen oder gar vorherzusagen, aber wie wir ja wissen, ist Timing alles, also ist´s immer einen Versuch wert. :-) Vorausschicken möchte ich, dass wir uns nicht mit einer veränderten fundamentalen Lage konfrontiert sehen, in den USA ist immer noch alles gar nicht so schlecht, in Europa bestenfalls mittel (aber immerhin :-)), in China wird weiterhin nach einem Ausweg aus dem konjunkturellen Tal der Tränen gesucht und so weiter und so fort. Was aber durchaus zur Wachsamkeit ruft, ist die (bis gestern) sehr starke Aktienmarktperformance in den alten Ökonomien mit einer ausgesprochen niedrigen Volatilität. Nun wissen wir, – und das ist wohl eine der wenigen unumstößlichen Wahrheiten in der Kapitalmarkttheorie – dass Perioden niedriger Volatilität von Perioden höherer Volatilitäten abgelöst werden und umgekehrt. Volatility Clustering und so…

Jetzt hat die Vola die unangenehme Eigenschaft, einmal losgelassen, eher sprunghaft anzusteigen und sich dann relativ schnell wiederzurückzuziehen, um sich dann - zumindest für eine gewisse Zeit – auf einem etwas höheren Niveau zu konsolidieren. Sieger ist diesfalls der, der das früher erkennt als der Rest oder zumindest relativ bald in der Bewegung dabei ist. Hier gibt es unzählige Ansätze und Zugänge – jetzt wird´s kurz ein bisserl technisch – die auf der Vix Kurve, den Veränderungen der implizierten vs der realisierten Vola einzelner Titel/Sektoren etc., der Veränderung der Volatilität der Volatilität und so weiter und so fort basieren, die aber für Mäxchen Musterportfoliomanager aufgrund fehlender Mittel entweder nur zugekauft werden oder eben nicht erfasst werden können.

Was bleibt uns dann also noch, um Perioden steigenden Risikos zu antizipieren? – Zuallererst natürlich das Baucherl. Fühlt sich´s komisch an, ist vielleicht wirklich irgendwo was kaputt, auch wenn´s noch nicht ganz offensichtlich ist. (Disclaimer: Hier hängt natürlich alles davon ab, ob ich mehr zu verlieren hab, wenn ich ein paar Punkterln hinter der Benchmark bin oder wenn ich keinen Drawdown über xyz Prozent haben darf etc., wie risikofreudig/avers ich sein kann ohne mein Mandat zu kompromittieren!) Der Buchtipp zum Film, den ich mal von einem Lieblingshedgefondsmanager bekommen habe: Blink, Malcolm Gladwell. Natürlich braucht´s neben dem Bauch aber noch ein paar andere Indikatoren… :-)

Jetzt kommen wir endlich zum Thema. :-) Das Bitcoin von einem Rekord zum nächsten jagt, wird kaum jemandem entgangen sein. Dafür mögen eine Reihe idiosynkratischer Faktoren verantwortlich sein, die wenig, bis nix mit irgendwas Realem zu tun haben, möchte man glauben, und das wäre mit der Neuerschließung von Märkten durch die ETFs usw. auch zu erklären, aber eventuell nicht nur. Gold steigt nämlich auch, als ob´s kein Morgen gäbe und das hängt sicher nicht mit irgendeiner Demokratisierungsfantasie zusammen und auch Otto Normalchinese, der sich wohl über ein bisserl mehr Demokratie freuen würde, kann kaum allein dafür verantwortlich gemacht werden. Wir müssen da also unter Umständen eine gewisse globale Risk-Off Bewegung zugrunde legen.

Warum so uneindeutig? Nun in früheren Zeiten wäre eine beginnende Risikoaversion mit einem signifikanten Ansteigen der 10jährigen deutschen bzw. US-Staatsanleihen einhergegangen. Geht aber diesmal nicht, weil wir nicht wissen, ob die Inflation hüben wie drüben tatsächlich zurückkommt bzw. ob durch die zu erwartenden Vorwahlzuckerln diese nicht sogar noch angeheizt wird. Mithin völlig unklar und – wie man an der Volatilität der Prognosen auch gut sehen kann – höchst schwierig zu prognostizieren, sind die Zinsschritte der FED und der EZB. Eh nett wenn wir im Dezember sechs Zinssenkungen für 2024 erwartet haben und Ende Februar nur mehr drei, aber leider völlig wertlos.

Fazit also: Buckle up! There may be road bumps ahead! :-)

Der Hoffnungsschimmer zum Abschluss: Welcher von den beiden Greisen in den USA auch Präsident werden möge, nach längstens vier Jahren ist die Angelegenheit vorbei. Spätestens nach der Wahl muss sich auch die USA mit der nächsten Generation beschäftigen, denn wer wettet schon auf ein altes Pferd in seinem letzten Rennen….

Glück auf!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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