Gröschls Mittwochskommentar: 32/2023

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 09.08.2023 12:48 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

Naja, nicht nur das Wetter hat sich seit letztem Mittwoch nicht wirklich gebessert, auch die Stimmung an den Märkten scheint ein bisserl leidend zu sein, wobei das ja wohl kaum am Wetter liegen kann, hat´s in Abu Dhabi zurzeit geschmeidige 39 Grad und es scheint die Sonne. :-) Anyways, die Korrelation zwischen den sprichwörtlichen Regentagen in Münster und den Entwicklungen auf den Märkten ist gewöhnlich eine eher nur scheinbare, sieht man vielleicht von den O-Saft Futures ab, wo sich´s Trockenheit bedingt momentan ziemlich abspielt. Eine Industrie, die zwar weitestgehend Wetter unabhängig ist, aber trotzdem jedes Mal in den Fokus rückt, wenn´s ein bisserl zu rumpeln beginnt, sind hingegen die Banken. Dass sie das System nicht mehr so leicht in die Knie zwingen werden, wie in der GFC, haben wir gesehen, sind heuer ja schon ein paar kleinere und eine ganz Große friedlich über den Jordan gegangen ohne, dass selbiger über die Ufer getreten ist. :-)

Tatsächlich ist das aktuelle Umfeld für Finanzinstitute natürlich ein wenig Erfreuliches, lebt man abseits vom Investmentbanking und den Capital Markets gewöhnlich davon, längerfristig Geld zu verleihen und sich kurzfristig zu refinanzieren. Funktioniert dann besonders gut, wenn wir es mit einem „normalen“ Zinsumfeld und einer „steilen“ Zinskurve zu tun haben. Normal bzw. steil bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die kurzfristigeren Zinsen unter den längerfristigen liegen, ie zu höheren Zinsen Kredite vergeben werden als man sich refinanzieren kann. Buy low, sell high und so…. Flach scheint, ob der Gebührenstruktur auch noch zu funktionieren, wie wir im letzten Jahrzehnt gesehen haben. Aber eine Zinskurve, die längerfristig invers ist, ie wo die langen Zinsen unter den kurzen liegen, ist da nicht so brüllend.

Insbesondere kleinere Banken, die auf das Retail-Bankenkerngeschäft fokussiert sind, haben verständlicherweise zunehmend weniger Freude mit der Situation. Kommt zum allgemeinen Unglück dann auch noch Pech dazu, die Bilanzrisikosteuerung schläft oder man hat sich einfach verzockt, dann ist der Salat schon angemacht. So gesehen und geschehen bei der Silikon Valley Bank früher dieses Jahr. Wobei der Verzockungsaspekt dort eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben dürfte, aber das haben wir ja an einem der vergangenen Mittwoche schon beleuchtet.

Entscheidend für die Banken, und zwar deutlich wesentlicher als in anderen Industrien, ist im Finanzsektor das Vertrauen. Auch wenn die Kernkapitalquoten nunmehr eher zwischen zehn und fünfzehn Prozent liegen und nicht wie 2008 zwischen kaum was und sieben Prozent, reicht das nicht, die Springflut zu stoppen, ist der Damm einmal gebrochen. Dass die Einlagen dieser Tage, Sonntagnachmittag gesteuert aus den Wohnzimmern, abfließen und man sich nicht einmal Montag in der Früh, anstatt zur Arbeit zu gehen, vor der Bank anstellen muss, hilft dabei natürlich nicht wirklich.

Sollten wir deshalb negativ auf den Bankensektor im Allgemeinen sein? – Denke nicht. Banken sind in ihrer Grundfunktion Versorger, wobei´s da solche gibt, die systemrelevant sind, solche, die man vielleicht auch rettet, auch wenn sie nicht soo relevant sind (das ist dann immer sehr interessant, warum die eine gehen darf und die andere nicht..) und die, die einfach keiner mag. :-) Bigger is - im Allgemeinen – better, Spezialisierung nur dann, wenn´s wirklich was ganz Oarges ist. Kein Mensch braucht in Wahrheit die 27ste Regionalbank, die Kredite an Tech-Unternehmen den Einlagen ihrer sowieso schon satten Eigentümer gegenüberstellt. Publicity mag zwar in vielen Branchen gut sein, eventuell gibt´s dort dann auch keine schlechte, in der Fin.Industrie gilt das Gegenteil: Je weniger man hört bzw. liest, desto besser.

Als Frühindikator, ob da vielleicht doch was rotten is in the State of Finance-Mark, ist ein Blick aber vielleicht nicht ganz gefehlt, kommt der Doubel-Whammy aus marktspezifischen Unwägbarkeiten und strauchelnden Konsumenten nirgendwo so früh an wie bei den Banken. Von dort breiten sich dann die Wellenfronten in alle Richtungen langsam aus und spülen den ganzen Ruß langsam aber sicher aus dem System, wenn nicht wieder irgendwem einfällt an der Physik rum zu manipulieren. Aber jetzt wird´s langweilig und dass gibt´s dieser Tage schon zur Genüge im Kino…  *lol*

May the Force be with you!

Florian

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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