Gröschls Mittwochskommentar: 31/2023

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 02.08.2023 12:08 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

So, da sind wir wieder. :-) Irgendwie macht´s grad den Eindruck, als wäre der Sommer vorbei oder machte zumindest eine Pause und das nicht nur, weil´s dauernd regnet und eigentlich ein bisserl kühl ist…. Zweckpessimismus? Nun beim Wetter vielleicht, bin ich ja grundsätzlich kein besonderer Freund der Hitze, aber die Märkte haben uns allen eigentlich ganz gut getan, wie sie bisher gelaufen sind, find ich. Aktuell mehren sich allerdings die weniger guten Nachrichten und das könnte bei traditionell geringen Handelsvolumina im August durchaus zu einer Korrektur führen, aber wenigstens gibt´s dann wieder Platz nach oben… :-)

Aber Scherz beiseite, die beiden wesentlichen globalen Volkswirtschaften, USA und China, kämpfen, jede mit ihren eigenen, aber durchaus mit nicht zu übersehenden Problemen. China hat dabei scheinbar das deutlich schlechtere Blatt, treten die unter anderem durch die diskutierbare Seuchenpolitik induzierten strukturellen Schwächen immer deutlicher zutage. Eine Jugendarbeitslosigkeit von über 20 Prozent ist leider einfach kein Lercherlscha…, wie der Niederösterreicher sagen würde. Nun hat die chinesische Führung trotzdem einen ganz guten Trackrecord, Dinge durch mehr oder weniger direkte Maßnahmen zu lösen, diesmal scheint sie sich allerdings schwerer zu tun, tönt sie zwar mit Ankündigungen, lässt es aber an Konkretem mangeln.

Das liegt wohl einerseits daran, dass man sich einem wachsenden Schuldenberg gegenübersieht, den man, ohne die internationalen Kapitalmärkte zu verunsichern, nicht unbedingt übermäßig vergrößern will. Anderseits wäre das in „normalen“ (eigentlich ein furchtbares Wort, wie ich von unserem Vizekandesbunzler während meines wohlverdienten Urlaubs hab lernen müssen… *Doppelzwinker*) Zeiten gar kein Problem, lebt die ganze Geschichte eh nur mehr davon, dass alle gegenseitig ihre Bilanzen verlängern. Allerdings müsste sich die Führung in Peking, um uneingeschränkten Zugang zum immerwährenden Geldfluss zu behalten, politisch ein bisserl umpositionieren und das scheint zur Stunde eher nicht der Plan A zu sein. Die wirtschaftliche Erfolgsstory der letzten Jahrzehnte wirkt mithin ein bisserl angezählt…

In den USA ist die Situation natürlich eine völlig andere, wobei auch hier die Verschuldungsproblematik – wie überall in den saturierten Ökonomien – durchaus evident ist. Wenn das dann sogar schon eines der großen Rating-Agencies bemerkt, die ja historisch eher eine nachlaufende Rolle gespielt haben, ist die Sache (offensichtlich hab ich Schwierigkeiten, nach dem Urlaub wieder in eine öffentlichkeitstaugliche Sprache zu finden *lol*) möglicherweise durchaus am Dampfen. Aber davon abgesehen, kämpft man hier endlich wieder einmal mit einem normalen (schon wieder das böse Wort ;-)) Zyklus. Nur durch Rezessionen kommt es in Ökonomien zu Bereinigungen und diese sind wiederum bitter nötig, um den angesammelten Unrat aus dem System zu spülen. Dazu bedarf es einer grundlegenden Kapitalverknappung, damit die vorhandenen Mittel dann effizient dort allokiert werden, wo sie den meisten Nutzen bringen (und nicht zu insolventen Plastikdosen Unternehmen.. etc.).

Dass Zinserhöhungen zwischen zwölf und vierundzwanzig Monate brauchen, um ihre Wirkung zu entfalten, ist auch keine große Neuigkeit, wobei achtzehn Monate (das wär dann der September, wenn ich mich nicht verrechnet habe ;-)), ein möglicher Sweetspot sein könnte. Dass eine Erhöhung von nix auf über fünf Prozent völlig spurlos an allem vorbei geht, kann man sich zwar lang einreden, fürchte aber, dass es deswegen trotzdem nicht wahrer wird, aber schau mer mal. :-)

Wollen wir Europa auch noch besprechen? Eigentlich nicht. :-) Hier treffen Krieg, Zinserhöhungen, (Entscheidungs)strukturelle Probleme, Bürokratie und der Anspruch, die Welt retten zu wollen aufeinander und haben sich zu einer wirklich unglücklichen Kreuzsee entwickelt. Ob, wer, wann und wie dadurch schippern wird können, wird sich herausstellen. Persönlich konnte ich in den vergangenen Wochen einen winzigen Blick nach Emerging Asia werfen und hab am Weg dorthin auch mal wieder die Weltkarte angschaut. Sorry to say, aber wir Europäer werden die Welt nicht retten, wenn wir nicht einmal in der Lage sind, unser eigenes Haus in Ordnung zu halten. Wir sind ein verschwindend kleiner Teil des Globus´, der noch immer von historischer Größe träumt und vielen (den meisten? ;-))  von uns fehlt völlig das Verständnis, was da rund um den Globus noch so abgeht. Sagt er und ging seinem Hausgott ein kleines Opfer darbringen… :-)

Mithin hätten wir das halb leere Glas nach drei Wochen Abstinenz also wieder fast ausgetrunken… *lol*

Alles Liebe!

Florian

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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Florian Gröschls obiger Kommentar stellt eine Markteinschätzung aufgrund von selbstentwickelten Systemen und persönlichen Erfahrung dar. Keinesfalls ist obiger Kommentar eine Empfehlung oder Meinung der ARC und/oder Florian Gröschl, Positionen welcher Art auch immer einzugehen.

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