Gröschls Mittwochskommentar: 13/2023

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 29.03.2023 10:49 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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Das war die Bankenkrise 2023! Hoffentlich. ;-) Was haben wir also erlebt? Bilanzspielereien in den USA. Dass man nach Generationen fallender Renditen am langen Ende und fünfzehn Jahren geschenkten Geldes, die Zeichen der Zeit missinterpretieren kann und sich verzockt, lassen wir gelten. Dürfte eigentlich nicht sein, soll aber ab und an schon vorgekommen sein. Eine über viele Jahre schlecht gemanagte Bank in der Schweiz. Hat wohl irgendwann kommen müssen. Ob der Auslöser, ein unüberlegter Kommentar eines Hauptaktionärs zur Unzeit, der dann noch durch die Medien verstärkt wurde, in „normalen“ Zeiten ausgereicht hätte, um eine systemrelevante Bank über die Klippe springen zu lassen, bin ich mir nicht sicher. Und dann war da noch die Attacke auf die Deutsche Bank Ende letzter Woche. Auch die DB hat in den letzten zwanzig Jahren nicht immer nur geglänzt, schien sich zuletzt aber darappelt zu haben und die rote Laterne zunehmend an die CS abgegeben zu haben. Schlug also erfreulicherweise fehl und die DB gibt´s auch heute noch. :-)

Warum sich die ganze Geschichte nicht zu einem Flächenbrand ausgebreitet hat, liegt wohl daran, dass die Kapitalausstattung der Bankenindustrie eine ganz andere ist als in der GFC und dass die Zentralbanken und Aufsichten bereits seit 15 Jahren an ihren Playbooks für solche Fälle arbeiten. Warum die Überraschung dennoch relativ gut gelungen ist und den Markt fast auf dem falschen Fuß erwischt hätte, sind einmal mehr die Transaktionen und unsichtbaren Kommunikationen der (Retail)Kunden. Musste man sich früher am Montagfrüh ordentlich in die Schlange stellen, um einen vernünftigen Bankrun darzustellen, reicht´s jetzt wenn man am Sonntagnachmittag kurz statt der Fernsteuerung das Handy zur Hand nimmt und die Kohle einfach wegüberweist.

Abgesehen von der Bequemlichkeit ist natürlich nachteilig, dass ich einerseits dauernd mit Gerüchten versorgt werde und andererseits nicht mehr nachdenken muss, ob ich mir den Aufwand antu, in der Früh aufzustehen, mich anzuziehen, dass Homeoffice zu verlassen und tatsächlich zur Bank zugehen (ja, ja ist schon eine Zeit lang so, aber in der Breite noch nicht allzulange…) und dort mein Geld zu verlangen. Seit den GameStop Tagen wissen wir, dass das mit der Marktmanipulation über Soziale Medien nicht nur ganz gut funktioniert, sondern auch recht professionell gemacht wird. Nun stellt sich insbesondere bei Turbulenzen im Bankbereich, wo es ja grundsätzlich sehr schwierig ist den Substanzwert des Unternehmens zu ermitteln, die Frage: cui bono? – Wem nützt es?

Wer hat also Interesse an der Destabilisierung des westlichen Finanzsystems? …. Hab ich Evidenzien? Natürlich nicht. Gleite ich ab in die Verschwörungstheorie? Vielleicht ein bisserl, aber wenn man Wahlen manipulieren kann, dann dürfte es insbesondere in der supervernetzten, extrem schnell reagierenden, tech-affinen Community nicht schwer sein, gezielt Informationen zu verbreiten bzw. kritische Fakten zu verstärken. Hab ich dann damit Erfolg und Domino eins fällt und zwei, drei und vier wackeln, kommt Stage two oder второй этап ;-) und siehe da, läuft…. Danach konnte erfreulicherweise irgendwer das relevante Steinderl aus der Reihe nehmen und die Kettenreaktion stoppen. Aber natürlich Damage Done, wie unsere schwedischen Metal-Freunde schon 2002 gegrölt haben. :-)

Jedenfalls steht zu hoffen, dass diese Episode so oder so hinter uns liegt und wir uns wieder auf die, gar nicht ganz schlechte ökonomische Realität – unter Ausblendung der Tail-Risiken ;-) – konzentrieren können. Ein bisserl Sorgen bereitet in diesem Zusammenhang vor allem in Europa die Inflation, kommt es doch aufgrund des weiterhin extrem engen Arbeitsmarkts zu relativ sportlichen Forderungen diverser Arbeitnehmerverbände. Gibt es hier auf Arbeitnehmerseite sicher etwas aufzuholen, was die Reallöhne betrifft, ist eine eskalierende Lohnpreisspirale natürlich nichts besonders Schönes, insbesondere dann, wenn man sich einer Zentralbank gegenübersieht, deren oberstes Ziel ist, die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Blood, sweat & tears (diesmal nicht die Band ;-)) und so.

Noch ein Wort zur Lage der Sozialdemokratie in Österreich? – Lieber, nicht…. *lol*

Alles Liebe

Florian

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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