Bill Gross: "Geschäftsmodelle institutioneller Investoren werden zerstört"

Für Janus-Fondsmanager Bill Gross setzen negative Zinsen- und Anleihenrenditen falsche Anreize und stellen institutionelle Investoren vor ein Dilemma: Markets | 16.03.2015 12:00 Uhr
Bill Gross, Janus Capital
Bill Gross, Janus Capital
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Gross: "Wie in der Phase der Großen Depression in den 1930er Jahren"

Die weltgrößten Wirtschaftsnationen führen einen verdeckt gehaltenen Währungskrieg, der auf lange Sicht der Weltwirtschaft eher schadet als zu Wachstum führt. Zu dieser Einschätzung kommt Bill Gross, Fondsmanager und Anlagestratege des amerikanischen Asset Manager Janus Capital in seinem aktuellen Investmentausblick. „Im Grunde vollzieht die internationale Geldpolitik eine ähnliche Entwicklung wie in der Phase der Großen Depression in den 1930er Jahren“, zieht Gross einen historischen Vergleich und weist darauf hin, dass die ersten Länder, die damals den Goldstandard verlassen haben, auch die ersten waren, deren Volkswirtschaft die Depression hinter sich gelassen hat. „Dieses Mal waren es die USA, die Anfang 2009 als erste mit einem Quantitative-Easing-Programm die Zinsen Richtung der Nulllinie gedrückt, damit den Dollar kontrolliert abgewertet haben und sich dadurch einen Vorteil auf den Weltmärkten erkauft haben.“ Tatsächlich hat sich die US-Wirtschaft - eher als alle anderen - in den vergangenen Monaten nachhaltig erholt. Doch nun beginnt sich der Wind für die USA zu drehen, nachdem die japanische Notenbank und die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik weit stärker lockern als es die Fed je getan hat, und auch andere Länder wie etwa die Schweiz, Dänemark, Schweden und Russland dabei sind, durch niedrigere Zinsen die eigene Währung abzuwerten. „Das Universum negativer Einlagen- und Anleihezinsen allein in Euroland erreicht mittlerweile den Gegenwert von zwei Billionen US-Dollar“, weiß der Janus-Experte. Für Gross sind dabei vor allem die Investoren die Leidtragenden: „Es ist verrückt: Man muss zahlen, um zum Dinner eingeladen zu werden - und dann sitzt man am Tisch und schaut auf einen leeren Teller.“

Wie lange wirkt ultralockere Geldpolitik? 

Er sieht daher die Gefahr, dass die ultralockere Geldpolitik nur kurzfristig wirkt. „Negative Zinsen scheinen die Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft zu verbessern, weil die Schuldenlast für Staaten und Unternehmen sinkt und der Export von der verbesserten Wettbewerbsfähigkeit profitiert“, so Gross. „Das mag vielleicht zunächst funktionieren, aber die Weltwirtschaft wird im Endeffekt nicht gegen sich selbst abwerten können - zumal wenn durch den starken Dollar die USA als derzeitige Lokomotive der Weltkonjunktur ausgebremst wird.“

Niedrige Zinsen verleiten zu falschen Entscheidungen

Ernst zu nehmender ist für den Janus-Strategen die Gefahr, dass das Regime sehr niedriger Zinsen die Geschäftsmodelle wichtiger institutioneller Investoren zerstört, die für das Funktionieren einer modernen Volkswirtschaft gebraucht werden. „Versicherer und Pensionskassen sind darauf angewiesen, dass sie ihre Mittel langfristig sehr sicher anlegen können, um die vertraglichen Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden einhalten zu können“, nennt Gross ein Beispiel, „doch sichere Anlagen werfen kaum noch Rendite ab.“ Mehr noch drohen die sehr niedrigen Zinsen die Anleger zu falschen Entscheidungen zu verleiten und am Ende das Vertrauen in den Kapitalismus zu erschüttern anstatt das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. „Die privaten Haushalte werden nicht mehr ausgeben, sondern mehr sparen, damit zum Beispiel ihre Altersvorsorge hoch genug ausfällt. Und die Anleger werden eher mehr Geld als weniger in Aktien, Hochzinsanleihen und andere Risikoanlagen investieren, weil sie dort immerhin noch die Aussicht auf Renditen zwischen fünf und zehn Prozent pro Jahr haben“, ist sich der Janus-Stratege sicher. „Doch genau diese Anlagen sind anfällig für Kursübertreibungen und spekulativen Blasen.“  Gross empfiehlt stattdessen eine konservative Anlagestrategie. „Kaufen Sie hochqualitative Anleihen und solide Aktien mit einem niedrigen Kurs-Gewinnverhältnis.“  

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