Chinesische Unternehmen zahlen immer später

Acht von zehn chinesischen Unternehmen mussten 2013 Zahlungsverzögerungen hinnehmen. Das stellt der Kreditversicherer Coface in einer aktuellen Studie zur Entwicklung des Kreditmanagements in China fest. Markets | 31.03.2014 12:00 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Verzögerungen nehmen 2013 weiter zu

In der Coface-Studie gaben 82 Prozent der befragten chinesischen Unternehmen an, im Jahr 2013 Zahlungen verspätet erhalten zu haben. Das ist ein Anstieg um 5 Prozent gegenüber der Vorjahres-Befragung und der höchste Wert seit drei Jahren. Bei 45 Prozent dieser Unternehmen stiegen auch die offenen Beträge. Die tatsächliche Außenstandsdauer bis zur Zahlung hat sich ebenfalls verlängert: 18 Prozent warten im Durchschnitt mehr als 90 Tage nach Fälligkeit auf ihr Geld.

Bei Überziehung des Zahlungsziels von mehr als sechs Monaten ist von höchstem Ausfallrisiko auszugehen: Coface sieht hier eine Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent, dass die Rechnung nicht mehr beglichen wird. Summieren sich die verzögerten Außenstände auf mehr als 2 Prozent des Umsatzes, können die betroffenen Unternehmen nach Erfahrungen der Coface-Experten in Liquiditätsprobleme geraten. Die Brisanz zeigt sich darin, dass diese Zwei-Prozent-Schwelle bei einem Drittel (33 Prozent) der befragten Unternehmen überschritten wurde. Coface sieht darin ernste Anzeichen für zunehmende Liquiditätsprobleme bei vielen chinesischen Unternehmen und für erhöhte Ausfallrisiken bei Lieferanten oder finanzierenden Banken und Institutionen.

"Die Verschlechterung des Zahlungsverhaltens in China ist ein Alarmsignal. Kleinere Unternehmen haben auf dem regulären Bankenmarkt kaum Zugang zu einer ausreichenden Kreditversorgung. Dadurch wächst das Schattenbankensystem. Wir erwarten für 2014 allgemein weiter steigende Finanzierungskosten, wobei die Kreditzinsen auf dem Schattenmarkt ohnehin schon hoch sind. Die anhaltende Entwicklung zu verspäteten Zahlungen verschlimmert die Liquiditätslage verschiedener Stakeholder in der Prozesskette. Dieser Teufelskreis könnte sich beschleunigen", sagte Rocky Tung, Regional Economist Coface für Asien-Pazifik.

Branchen mit hohem Risiko: Industriemaschinen und Elektronik, Haushaltselektronik, Chemie

Die meisten Branchen in China machten 2013 deutlich schlechtere Zahlungserfahrungen als noch 2012. Bei mehr Unternehmen als zuvor stieg die durchschnittliche Überziehung des Zahlungsziels auf über 60 Tage. Besonders gravierend ist diese Entwicklung in drei Branchen: Industriemaschinen und Elektronik (+16 Prozent), Haushaltselektronik (+19 Prozent) und Chemie (+11 Prozent).

Ergänzend zu den Zahlungserfahrungen bezog Coface in die Untersuchung Eckdaten (Verschuldungsgrad und Rentabilität) zur finanziellen Situation der Unternehmen mit ein. Für Industriemaschinen und Elektronik (Computerkomponenten), Haushaltselektronik (Computer-Hardware) und Chemie lässt sich eine Verschlechterung beider Parameter feststellen. Gründe dafür sind die schwache Nachfrage sowohl im Inland als auch im Export und der harte Wettbewerb innerhalb der Branchen.

Unternehmen besorgt wegen Wachstum in China und Kreditknappheit

Während steigende Arbeitskosten und die Aufwertung des Renminbi die Schlagzeilen dominieren, kämpfen Unternehmen in China mit anderen Problemen. Das verlangsamte Wachstum macht 61 Prozent der Unternehmen zu schaffen. Die Hälfte (50 Prozent) befürchtet, dass sie die Kreditknappheit zu spüren bekommen (siehe Anhang 4).

Das makro-ökonomische Umfeld Chinas bleibt für 2014 gesund, wenngleich die Wirtschaft insgesamt aufgrund einer Normalisierung und der von der Regierung reduzierten Ziele etwas langsamer wachsen wird. 7,7 Prozent reales BIP-Wachstum im Jahr 2013 war die geringste Steigerung in den vergangenen 14 Jahren. Diese Entwicklung geht einher mit der erklärten Absicht, künftig stärker auf Qualität als auf Quantität zu setzen. Dennoch wird China mit den von Coface prognostizierten 7,2 Prozent BIP-Steigerung 2014 weiter eines der am schnellsten wachsenden Länder weltweit bleiben.

Zwar werden in China große Erwartungen in Wachstum durch privaten Konsum gesetzt. Coface sieht allerdings mittelfristig weiter die Investitionen als Wachstumstreiber an, da die Haushaltseinkommen auch zukünftig nur gering steigen werden. Wuchsen die Einkommen und die Ausgaben für den privaten Verbrauch 2012 noch um 12,4 bzw. 10 Prozent, waren es 2013 nur noch 9,6 bzw. 8,1 Prozent. Die Inlandsnachfrage dürfte 2014 noch langsamer steigen.

Zur Studie

Coface führt in China seit 2003 jährlich eine Befragung zum Kreditmanagement von Unternehmen durch. 2013 nahmen 956 Unternehmen aus verschiedenen Branchen daran teil.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.