Keine Furcht vor der Baisse

Seit 2000 erzielte der Classic Global Equity Fund von Thomas Braun und Georg von Wyss die beste Rendite aller 326 Weltaktienfonds. Während der durchschnittliche Fonds den MSCI World um 1,2 Prozent pro Jahr verfehlte, ist die Outperformance der Schweizer mit 19,9 Prozent p.a. schwindelerregend. Funds | 07.02.2007 06:41 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Fonds wie den Classic Global Equity Fund gibt es nicht viele. Wer den von der Schweizer Braun, von Wyss & Müller AG in Zürich verwalteten globale Aktienfonds bei der Auflage Ende 1997 gekauft hat, freut sich heute über kumulierte Rendite von 423 Prozent oder 19,9 Prozent pro Jahr. Im Vergleich zum MSCI World Index, welcher im Zeitraum 16.12.1997 bis 1.2.2007 gerade einmal um 5,5 Prozent pro Jahr zulegte (der durchschnittliche globale Aktienfonds erzielte mit 4,8 Prozent p.a. eine Underperformance) bedeut dies eine Outperformance von 14,4 Prozent p.a.

Fonds im Performance und Risiko-Check

Dabei lief es für den Fonds erst ab dem Jahr 2000 wirklich gut, denn 1998 und 1999 lagen die Fondsmanager Thomas Braun und Georg von Wyss jeweils noch hinter dem Weltaktienindex zurück. Seit damals ist die Outperformance des Classic Global Equity Fund aber ungebrochen und im Zeitraum der letzten sieben Jahre schlug man den MSCI World um beachtliche 19,9 Prozent pro Jahr. In der Fondsdatenbank Lipper liegt der Fonds damit auf Platz 1 aller 326 globalen Aktienfonds. Und das obwohl bei der Braun, von Wyss & Müller AG nur acht Personen tätig sind. Sechs davon im Research.

Aber auch unter Berücksichtigung des dabei eingegangenen Risikos – gemessen an der Volatilität der Erträge – kann sich der Fonds sehen lassen: Anhand der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) der letzten sieben Jahre liegt er auf Platz 1 von 326 Fonds, auf 5-Jahres-Sicht auf Platz 16 von 575 Fonds (Globale Aktienfonds mit Vertriebszulassung Österreich, Deutschland oder Schweiz / Vergleichsgruppe laut Lipper).

Schade nur, dass der Fonds seit Oktober 2004 kein Neugeld mehr annimmt. Die Fondsmanager wurden damals aufgrund starker Mittelzuflüsse zu diesem Schritt gezwungen, da es im Interesse der bestehenden Kunden lag weiter an dem ursprünglichen Anlagestil festzuhalten und fokussierte Investments (30 bis 40 Titel) in Smaller Caps zu tätigen. Zudem wollten die Schweizer verhindern, dass zu viel „heißes Geld“ in den Fonds fließt, bei dem die Gefahr besteht, dass es - mit oftmals negativen Auswirkungen auf die Performance - schnell wieder abgezogen wird.

Der „kleine Bruder“ des Classic Global Equity Fund

Erhältlich ist der Fonds (aktuelles Fondsvolumen: 1,2 Mrd. Euro) seit damals nur noch am Sekundärmarkt. 2006 lag das Handelsvolumen der beiden Banken UBS AG und Rüd, Blass & Cie AG bei rund 330 Millionen Euro. Gleichzeitig wurde aber ein neuer Fonds aufgelegt. Der Classic Value Equity Fund liegt seit Start im Oktober 2004 mit einer kumulierten Performance von 55,9 Prozent zwar hinter seinem großen Bruder (+85 Prozent) zurück, liegt aber immerhin im ersten Quartil (Platz 61 von 686 Fonds) aller globalen Aktienfonds und schlug den MSCI World Index (+41 Prozent) zudem deutlich.

e-fundresearch traf Thomas Braun und Georg von Wyss in Zürich:

e-fundresearch: Herr Braun, wie lautet eigentlich das Erfolgsrezept hinter der eindrucksvollen Performance der Classic Fonds?

Thomas Braun: Als klassische Value-Investoren kaufen wir nur Aktien, die mindestens 35 Prozent unter dem von uns ermittelten fairen Wert notieren, also massiv unterbewertet ist. Als fairen Wert definieren wir etwa abgezinste, über einen Marktzyklus normalisierte, Erträge. Dafür verwenden wir nur eigenes Research.

Langfristig, das beweisen verschiedenste akademische Studien von Fama/French bis Chan/Lakonishok, schlagen Value-Aktien Growth-Titel um rund fünf Prozent p.a. Wenn wir gerade einmal keine billigen Aktien finden, halten wir eben Cash. Das ist zugegebenermaßen derzeit schon ein Problem. Im neuen Classic Value Equity Fund sind wir derzeit zu 25 Prozent liquide, der alte Fonds hält knapp acht Prozent.

Hohe Cash-Quote drückt Rendite des neuen Fonds

e-fundresearch: Der neue Fonds liegt seit Start deutlich hinter dem alten Fonds zurück. Ist die Cash-Quote der einzige Unterschied?

Thomas Braun: Der hohe Liquiditäts-Anteil hat sich in den steigenden Märkten zuletzt sicher negativ ausgewirkt. Die Unterschiede des Classic Value Equity Fund zum Classic Global Equity Fund sind aber vielschichtiger: Wir kaufen für den neuen Fonds nur Large und Mid Aktien mit einer Marktkapitalisierung von über 2 Mrd. CHF zum Zeitpunkt des Erstkaufes. Durch die Vermeidung von Small Caps sind wir zudem in der Lage sehr viel mehr Volumen effizient zu verwalten.

Beide Fonds konzentrieren sich aber auf wenige Titel, vornehmlich aus Westeuropa und Nordamerika. Zudem versuchen wir bei beiden Fonds nur wenige Transaktionen zu tätigen, u.a. um Kosten zu sparen. Im Schnitt halten wir ein Unternehmen drei Jahre lang.

Fokus auf Westeuropa und Nordamerika

e-fundresearch: Warum blenden Sie Asien, Japan bzw. die Emerging Markets eigentlich ganz aus?

Georg von Wyss: In diesen Regionen fühlen wir uns einfach nicht zu Hause. Neben den großen kulturellen Unterschieden gibt es viele Differenzen in Bezug auf das Rechnungswesen oder das Verhalten der Manager. Teilweise ist es im Research interessanter zu sehen, wie eine Frage nicht beantwortet wird. Das können Sie aber nur richtig deuten, wenn Sie die Kultur verstehen. Zusammengefasst kann man also sagen: Wir verstehen nichts von diesen Märkten und sind voll und ganz damit beschäftigt unterbewertete Aktien in Westeuropa oder Nordamerika zu finden. Zudem sind in der Regel viele unserer Unternehmen in sich aufgrund ihrer Zielmärkte global gestreut, weshalb wir trotz dieser Einschränkung global diversifiziert sind. 

„Langfristige Anleger müssen die Baisse nicht fürchten“

e-fundresearch: Die Aktienbörsen steigen jetzt schon das vierte Jahr in Folge. Mit welchem weiteren Verlauf rechnen Sie und wie sollte sich ein Anleger am Besten verhalten?

Georg von Wyss: Marktprognosen sind für unseren Ansatz nur sekundär, weshalb wir diese auch nicht tätigen. Anleger die in Aktien investieren müssen immer konsequent bleiben, also über einen Marktzyklus von rund sieben Jahren oder mehr investieren. Denn da bei Aktien Rückschläge von über 30 Prozent nie auszuschließen sind, muss der Anlagehorizont entsprechend lang sein. Und langfristige Anleger müssen die Baisse nicht fürchten – im Gegenteil, sie können sie sich sogar herbeiwünschen, wenn sie noch Geld zu investieren haben.

e-fundresearch: Wie sieht die Gebührenstruktur Ihrer Fonds aus?

Thomas Braun: Die Total Expense Ratio des Classic Global Equity Fund liegt bei 1,38 Prozent, der neue Fonds kostet 1,41 Prozent pro Jahr. Zudem verrechnen wir eine Ausgabe- und Rücknahmekommission von 0,3 Prozent. Diese Kommission fließt aber direkt in den Fonds und dient dazu, die Transaktionskosten zu decken, welche dem Fonds durch Zu- und Abfluss von Geldern entstehen.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!

Alle Daten per 1.2.2007 in Euro
Quelle:

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.