Dem globalen Trend zu mehr Outsourcing folgend, wartet Nordea mit einer bis dato neuen Entwicklung auf: Ab 1. September wird der Bereich Equity-Research für die gesamte skandinavische Region an Standard & Poor´s (S&P) ausgelagert. Dafür wird S&P eigens einen Standort mit 20 Aktienanalysten in Stockholm schaffen um die rund 200 Aktien dieser Region zu covern. Die Nordea Bank wird sich dagegen zukünftig nur noch um die Investmentstrategie kümmern.
Outsourcing verringert Fixkosten
Damit liefert Nordea eine Antwort auf die Forderungen vieler Aktionäre von Banken, nämlich wie man die hohe Fixkosten der hauseigenen Research-Abteilungen vor dem Hintergrund der unabhängigen Analyse begründet. Ein Thema das bereits seit langer Zeit im Fokus steht (siehe auch "Stärkere Chinesische Mauern für Analysten" vom 13.6.2002). „Wir erhöhen damit die Glaubwürdigkeit unserer Analysen enorm und schaffen damit gleichzeitig mehr Transparenz im Research-Prozess“, begründet Frans Lindelöw, Head of Equities bei Nordea die exklusive Vereinbarung mit S&P.
Dieser Entwicklung vorausgegangen ist eine bereits im April 2003 getroffene Vereinbarung, bei der S&P unabhängiges Aktienresearch für 1500 US und Nicht-Skandinavische europäische Aktien an Nordea liefert (mehr dazu, siehe auch hier). „Dieser Schritt ist von unseren Kunden bereits sehr gut aufgenommen worden“, so Lindelöw.
In der aktuellen Ausgabe des Londoner „The Economist“ äußert sich Lindelöw dann noch zu Details der Vereinbarung: „Neben einer fixen Gebühr pro analysiertem Unternehmen, entfällt ein signifikanter Teil der Kosten auf performanceabhängige Faktoren“. Weiters berichtet der Economist, dass man bei S&P schon mit einem weiteren Dutzend Banken über ähnliche Deals verhandle.
Nordea Value Fonds nicht betroffen
Während die aktuelle Vereinbarung keine Auswirkung auf das Research von Nordea Investment Management hat, sieht Johannes Rogy, Head of Distribution von Nordea Investment Funds in Österreich diese Entwicklung positiv: „Bei Nordea waren wir immer schon der Meinung, dass die Aktienanalyse nicht mehr als ein Handwerkszeug darstellt welches derjenige übernehmen soll, der die meiste Expertise aufweist. Das Outsourcing-Agreement lässt den Worten nun Taten folgen“, so Rogy und betont nochmals, dass dies keine Auswirkungen auf das Research für die sehr erfolgreichen Nordea Value-Fonds hat.
Spezialisierung auf Kernfunktionen
Eines zeigt die jüngste Entwicklung aber ganz deutlich: Der Trend zu Outsourcing im Asset-Management verstärkt sich weiter. Während Anfangs ausschließlich ganze Mandate an externe Manager ausgelagert wurden, folgen nun weitere Nicht-Kernfunktionen eines Asset Managers wie Vertrieb oder eben Research (siehe auch "Die Zukunft des Fondsvertriebes" vom 23.7.2004). Dies unterstreicht nur die generelle Portfolio-Theorie, dass ein Großteil der Outperformance gar nicht durch Einzeltitel-Auswahl, sondern durch die richtige (strategische) Asset-Allokation beeinflusst wird. Fondsgesellschaften werden sich im immer härter werdenden Kampf um mehr Alpha also häufiger die Frage nach den eigenen Stärken und Schwächen stellen müssen...