2004: US-Aktien machen nervös

Für Michael Hughes, Chief Investment Officer bei Baring Asset Management, versprechen die asiatischen Börsen weiterhin das größte Potential. US-Aktien und Anleihen sollte man dagegen meiden. Das demografische Profil spreche weiters gegen einen starken Euro und die klassische Old Economy sollte auch 2004 gut performen. Funds | 02.12.2003 08:24 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
e-fundresearch: Herr Hughes, Sie sind Chief Investment Officer bei Baring Asset Management. Wie geht es 2004 an den Börsen weiter? Welche Themen werden den Markt beherrschen? Michael Hughes: Ich denke, dass nächstes Jahr drei Themen vorherrschen werden. Erstens werden die Ost-Märkte, und hier meine ich vor allem Asien, gegenüber den West-Märkten wie Europa und USA, immer wichtiger. Die Risiken in den entwickelten Märkten nehmen zu, wogegen die Ertragsaussichten in Asien immer besser werden. Gründe sind die fehlenden Schulden und das bessere demografische Profil dieser Regionen. Die asiatischen Börsen sind zwar schon 2003 gut gelaufen, das sollte sich im nächsten Jahr aber nicht ändern.

"US-Aktienbörsen machen mich nervös"

e-fundresearch: In welche Länder sollte man dann verstärkt investieren und wo nicht?

Michael Hughes: Innerhalb der asiatischen Märkte spielen Rohstoffe eine große Bedeutung. Was die US-Aktienbörsen betrifft, werde ich dagegen immer nervöser. Bei einem S&P 500 Stand von 1100-1200 dürfte Schluss sein, was nur noch etwa 5-10 Prozent an Aufwärtspotential bedeutet. Länder die mehr Potential haben, sind vor allem China, Indien und Thailand.

Negative Erträge bei US-Staatsanleihen

e-fundresearch: Welche weiteren Trends werden 2004 vorherrschen?

Michael Hughes: Das Risiko bei herkömmlichen Staatsanleihen wird aufgrund der demografischen Veränderungen zunehmen. Die Altersgruppe der 35 bis 55-jährigen wird sich in den USA über die nächsten 20 Jahre stark verkleinern. Gerade diese Gruppe aber zahlt die meisten Steuern. Die Kombination aus einem bereits sehr großen Budgetdefizit und einer schwindenden Steuerbasis ist kein guter struktureller Mix. Die Zinsen bei langfristigen US-Staatsanleihen erwarte ich deswegen bald bei sechs Prozent, was bei herkömmlichen Staatsanleihen negative Renditen bedeutet. Ich denke deswegen, dass inflationsgeschützte Anleihen an Bedeutung dazu gewinnen werden und als eigene Assetklasse wahrgenommen werden.

Demografie: Euro wir keine starke Währung

e-fundresearch: Bleiben wir kurz bei dem Thema Budgetdefizite. Gefährdet das de-facto Ende des Stabilitätspaktes ihrer Meinung nach den Euro?

Michael Hughes: Das demografische Profil in Europa passt mit einem starken Euro einfach nicht zusammen. Bei einem sich abschwächenden Bevölkerungswachstum wären schon sehr hohe Produktivitätssteigerungen notwendig, um den Euro stark zu halten. Deswegen denke ich nicht, dass der Euro zu einer harten Währung wird.  

Als dritten Trend erwarte ich aber auch den US-Dollar aus den oben beschriebenen Gründen schwächer. 70 Prozent der Weltreserven werden noch immer in US-Dollar gehalten. Wenn sich dieser nun aber weiter abschwächt, gibt es einen großen monetären Anreiz für die Weltwirtschaft, besonders in Asien, weil dort die Währungsreserven sehr groß sind.

e-fundresearch: Welche Währungen sind dann 2004 stark?

Michael Hughes: Die chinesische Währung etwa.

Old Economy 2004 gefragt

e-fundresearch: Zusammenfassend heißt das also: Aktien gegenüber Anleihen übergewichten, Ost vs. West auch. In welchen Sektoren wird es 2004 das größte Momentum geben?

Michael Hughes: Die anstehende synchronisierte Erholung der Weltwirtschaft lässt Rohstoffe und Materials, also die klassische Old Economy, interessant erscheinen. Aber auch IT dürfte 2004 wieder gefragt sein, da viele Firmen nach drei Jahren eisernen Sparens ihre IT-Systeme 2004 wieder erneuern müssen. Am Ende sollte man aber auch den asiatischen Konsumenten nicht vergessen. Grundverbrauchsgüter erscheinen hier interessant, genauso wie zyklische Werte aus dem Chemie- oder Austozulieferer-Sektor.

e-fundresearch: Was wird 2004 die größte Überraschung für Anleger sein?

Michael Hughes: Auf der Soll-Seite werden viele Leute nach mehr als 20 Jahren Bull-Markt bei Anleihen die negativen Erträge als Schock empfinden. Positiv überraschen wird viele Anleger Asien. Aktien dieser Region sollten wieder 30-40 Prozent Ertrag generieren, während in den USA nicht mehr als 5-10 Prozent drin sein sollte.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!


Über die Person: Michael Hughes arbeitet seit 1998 bei Baring Asset Management und ist seit dem dritten Quartal 2000 dort Chief Investment Officer. Zuvor war er für BZW Barclays als Group Economic Advisor, als Geschäftsführer von BZW Securities Ltd. und als Chairman von BZW Pensions Ltd. Tätig. Er studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Manchester und hält einen Master der London School of Economics. Hughes war weiters Vorsitzender des Foresight Panel der britischen Regierung zur Untersuchung wichtiger Themen für den Finanzdienstleistungssektor. Außerdem war er Mitglied des ESRC (Economic and Social Research Council) und wurde im Juni 1998 als Commander of the British Empire für seine Verdienste in der Finanzindustrie geehrt.


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