Japan: Wette mit Hebel

Jeremy Hall, Fondsmanager des Henderson Horizon Japanese Equities Fund, erwartet keine Double Dip Rezession in den USA. Japan sei deswegen sehr interessant, weil man damit eine Wette mit Hebel auf die kommende Erholung der Weltkonjunktur eingeht. Wie Hall Qualität bei japanischen Aktien definiert und welche Sektoren und Titel er derzeit für aussichtsreich hält, verriet er e-fundresearch. Funds |

Japan: Wie definiert man Qualität?

e-fundresearch: Jeremy Hall, Sie sind der Fondsmanager des Henderson Horizon Japanese Equities Fund. Wie sieht denn der Investmentprozess von Henderson bei japanischen Aktien aus? Jeremy Hall: Unser Ansatz lautet: "bottom-up stock-selection". Wir suchen nach Qualitätsunternehmen die zu einem fairen Preis (Growth at a reasonable price) notieren. Qualität definieren wir als einen hohen ROCE (Return on capital employed, Kapitalrendite). Der Auswahlprozess um die 30, unserer Meinung nach besten Titel, aus den 2300 in Japan gelisteten Unternehmen zu filtern, schaut wie folgt aus:
Erstens screenen wir die Firma anhand unseren Kriterien, die aber mehr auf Vorhersagen als auf historischen Daten beruhen. Dann besuchen wir die interessanten Unternehmen persönlich. Dort achten wir auf die Managementqualität und Aktionärsfreundlichkeit. Danach versuchen wir einen mittelfristigen Ausblick zu bekommen, konzentrieren uns also auf die Gewinnzahlen in 2-3 Jahren. Bis die Bewertung dann unseren Vorstellungen entspricht, befindet sich so ein Unternehmen dann auf unserer Beobachtungsliste. Weil wir uns nur auf die besten 30 Titel konzentrieren sind wir hier sehr selektiv. Dann halten wir den Titel aber auch für längere Zeit, Buy and hold also. Der Turnover des Fonds beträgt deshalb nur etwa 30 Prozent pro Jahr.

Abgrenzung zur Konkurrenz

e-fundresearch: Wie unterscheidet sich Ihr Fonds dann von den vielen anderen Produkten am Markt?

Jeremy Hall: Es gibt vier große Unterschiede: Erstens das Team, welches aus zwei sehr erfahrenen Fondsmanagern besteht. William Garnett und ich verfügen über zusammen 22 Jahre Erfahrung auf diesem Gebiet. Der Investmentansatz stammt aus dem Jahre 1992. Zusammen signalisiert das schon sehr viel Zuverlässlichkeit.
Zweitens bringt das Vorteile, was die Risikokontrolle betrifft: Mindestens ein Fondsmanager ist immer auf das Management des Fonds konzentriert.
Drittens: Das Portfolio, das etwa 30 Titel beinhaltet, besteht sowohl aus Small-, Mid und Large Caps. Aktuell sind 75 Prozent Large Caps und 25 Prozent Small Caps. 
Und der letzte Unterschied ist, dass wir uns auf das mittelfristige Ertragspotential konzentrieren. Die meisten Marktteilnehmer achten dagegen nur auf die aktuellen Zahlen. Schwächephasen wie jetzt sehen wir als Kaufgelegenheit.

Wette mit Hebel

e-fundresearch: Wie sieht Ihr mittelfristiger Ausblick für Japan aus? Welche Gründe gibt es für Investoren, um dort überhaupt zu investieren?

Jeremy Hall: Das langfristige Argument lautet: Japan befindet sich in einer strukturellen Umbruchsphase. Obwohl die Reformen weniger schnell greifen als in westlichen Ländern, finden diese dort statt - vor allem auf Unternehmensebene. Langfristig ändert sich die Verteilung der Profitabilität innerhalb der japanischen Wirtschaft: Die Gewinne wurden in den letzten 10-15 Jahren aufgrund der hohen Löhne gedrückt. Jetzt verteilt sich der Kuchen aber mehr auf die Seite der Unternehmen und verbessert deswegen auch das Potential für Investoren. Das sind aber alles langfristige Entwicklungen. Kurzfristig ist der japanische Aktienmarkt sehr zyklisch ausgerichtet. Japan ist somit eine Wette auf eine zyklische Erholung der Weltwirtschaft. Wenn wir in den USA keine double-dip Rezession erleben, sind japanische Aktien deshalb sehr attraktiv.

Kein Double Dip

e-fundresearch: Sie erwarten also keine "Double-Dip" Rezession?

Jeremy Hall: Nein, davon gehen wir nicht aus. Eher erwarten wir eine langsame und schrittweise Erholung der US-Wirtschaft.

Gewinnerwartungen sind überhöht

e-fundresearch: Welche Auswirkung hat das für japanische Aktien? Wie groß ist deren Potential?

Jeremy Hall: Historisch gesehen ist der japanische Aktienmarkt, im Gegensatz zu anderen Märkten, relativ günstig bewertet. Weiters hatte der japanische Markt seine Blase schon vor 15 Jahren. Das Risiko des Platzens dieser Blase ist, vor allem im Gegensatz zu anderen Märkten, deshalb sehr gering. Wir geben aber keine zahlenmäßigen Prognosen für den Index ab, weil wir das nicht für seriös halten. Die erwarteten Gewinnsteigerungen in Japan betragen 50-70 Prozent. Diese Zahl halten wir aber für überhöht. Trotzdem sind viele Firmen dort sehr günstig.

Favoriten: Japanische Telekoms

e-fundresearch: Welche Sektoren und Titel bevorzugen Sie derzeit und warum?

Jeremy Hall: Unser Portfolio ist aktuell auf konjunktursensitive Titel ausgerichtet. Wir glauben an die bereits stattfindende zyklische Erholung Japans. Besonders mögen wir den Dienstleistungsbereich, etwa japanische Telekomfirmen. Diese sind nicht so hoch verschuldet wie deren europäische Konkurrenten, weil diese die UMTS Lizenzen nicht erwerben mussten.
Unsere größte Position ist Chugai Pharmaceutical, eine Healthcare Firma mit Fusionsphantasie. Weiters Mitsui, ein Handelsunternehmen das vom starken Yen bzw. internen Problem sehr stark getroffen worden ist. Derzeit sehen wir hier einen interessanten Einstiegszeitpunkt.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!

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