Offene Immobilienfonds sind die Gewinner der Saison: Mit einem erneuten Mittelaufkommen von 1,3 Milliarden Euro im Juni erhöhte sich der Anteilsverkauf in diesem Jahr bereits auf mehr als zehn Milliarden. Ein Rekordergebnis. In früheren Perioden wurde deutlich weniger abgesetzt, im ersten Halbjahr 2000 verbuchte die Branche sogar Mittelabflüsse in Höhe von 1,8 Milliarden Euro.
Boom durch Sicherheit: Immobilienfonds
Das wieder erwachte Interesse der Anleger an Immobilienfonds liegt an deren bisherigem Abschneiden. Während bei den meisten Wertpapieren in jüngster Zeit Verluste hagelte, entwickeln sich Immobilienfonds langsam aber stetig nach oben. Zwar kamen die Fonds im langfristigen Vergleich nie über eine Jahresrendite von sechs bis 6,5 Prozent hinaus. Und aktuell ist wegen der niedrigen Zinsen nicht einmal das drin. Andererseits musste auch noch kaum ein Fonds einmal ein Jahr mit Verlust abschließen. Eine Sicherheit, die in unruhigen Zeiten wie diesen gefragt ist.
Fondsabsatz beruhigt sich
Nach einem ansprechenden Start ins neue Jahr ist die Anlegerlaune spürbar abgekühlt. Mit 541 Millionen neuer Mittel im Juni erhöht sich der Fondsabsatz im ersten Halbjahr zwar auf 23,6 Milliarden. Doch zehn Milliarden steuerten dazu allein die 20 in Deutschland registrierten Immobilienfonds bei. Die verbleibenden 13,5 Milliarden Euro im Neugeschäft der Wertpapierfonds überwiegend zwar noch knapp die Bilanz des ersten Halbjahrs 2001. Mit 2000 (plus 40,3 Milliarden) und 1999 (plus 22,5 Milliarden) können sie jedoch nicht konkurrieren.
Aktienfonds werden abgestoßen
Beunruhigend ist vor allem die jüngste Tendenz der Anteilsverkäufe bei Aktienfonds. Eine Milliarde Euro Geldabfluss steht zu Buche. Dabei legten die in deutsche Aktien investierenden Fonds mit 231 Millionen Plus noch leicht zu. Unter Druck stehen dagegen die international anlegenden Aktienfonds, von denen die Anleger 1265 Millionen Euro abzogen. Die Enttäuschung über die anhaltenden Kursverluste an den Aktienbörsen, die anhaltend schlechten Nachrichten und immer wieder neue Skandale fordern ihren Tribut. Die Bilanz der ersten sechs Monate des Jahres ist mit rund 8,5 Milliarden Euro zwar noch positiv. Aber bei weiteren Anteilsverkäufen könnte sich das rasch ändern.
Auch Rentenfonds auf der Verkaufsliste
851 Millionen Euro Abfluss ist die ernüchternde Bilanz der international anlegenden Rentenfonds. Allerdings dürfte hier auch der schwächelnde Dollar eine große Rolle spielen. Internationale Rentenfonds kommen am Dollar kaum vorbei. Sie können ihn allenfalls untergewichten. Aber ihn komplett aus dem Portfolio zu werfen, ist je nach Benchmark kaum drin. Logisch, dass dann die Anleger bzw. deren Berater aktiv werden müssen. Doch von Umschichtungen in Euro-Rentenfonds ist nichts zu spüren. Vielmehr dürften Umtauschwillige auf Geldmarktfonds ausgewichen sein, die im Juni einen Mittelzufluss in Höhe von 1,3 Milliarden verbuchten.
Geldmarktfonds als Kapitalparkplatz gefragt
Seit Jahresbeginn ist das Neugeschäft bei Geldmarktfonds auf sechs Milliarden Euro gestiegen. Deren Gesamtvolumen hat sich damit auf 56 Milliarden Euro erhöht. Kapital, das auf eine höher rentierliche Anlage wartet. Aber sich erst investiert wird, wenn sich die Märkte beruhigt haben und ein klarer Aufwärtstrend zu erkennen.
Templeton im Aufwind
Ungeachtet der beunruhigenden Zahlen des deutschen Fondsmarkts meldet Franklin Templeton Deutschland Positives. „Franklin Templeton hat sich im ersten Halbjahr gegen den allgemeinen Markttrend weiter positiv entwickelt und das verwaltete Fondsvermögen um rund sechs Prozent gesteigert“, freut sich Templeton-Zentraleuropa-Chef Hans Wisser. Von den 850 Millionen Euro Nettomittelzuflüssen entfielen die Löwenanteile auf den Templeton Growth (Euro) Fund sowie den US-amerikanischen Templeton Growth Fund, Inc. Ein überdurchschnittliches Ergebnis verzeichnete auch der Templeton European Fund.
Gedrückte Stimmung auch in Österreich
Das Fondsvermögen österreichischer Fonds betrug Ende Juni nur noch 89,9 Milliarden Euro. Zwar ist das eine Steigerung um 2,84 Prozent gegenüber dem Jahresende 2001. Doch gegenüber den Vormonaten ist es zugleich ein Rückgang. „Der Rückgang resultiert aus Kurswertveränderungen im Ausmaß von –2439 Millionen Euro und einem Nettomittelzufluss in Höhe von 390 Millionen Euro“, erläutert Wolfgang Dorten von der VÖIG.