In der Schweiz lässt es sich am besten alt werden. Während der Anteil der über 64-Jährigen heute rund 17 Prozent beträgt, wird er bis 2050 auf durchschnittlich 28 Prozent anwachsen. Die Bevölkerung wird immer älter. Frauen erreichen im Durchschnitt 83,7 Jahre. Laut einer Studie des Bundesamtes für Statistik (BFS) dürfte sich die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer von aktuell 76,9 Jahren bis 2060 auf 82,5 bis 85.5 Jahre erhöhen. Bei den Frauen ist eine Erhöhung auf 87.5 bis 90 Jahre denkbar. Natürlich verursacht die Alterung der Bevölkerung Kosten, vor allem im medizinischen Bereich. Und von diesen Ausgaben profitieren bestimmte Firmen überproportional.
Wer vom Trend der Überalterung profitiert
Vom langfristigen Trend der Überalterung der Bevölkerung profitieren zum Beispiel sämtliche Bereiche der Orthopädie, also künstliche Hüft- und Kniegelenke, die minimal invasive Chirurgie bei Knochenbrüchen oder auch die Abhilfe bei Abnutzungserscheinungen der Bandscheiben. Die Medizinaltechnik ist ein Spezialistenmarkt und so erstaunt es nicht, dass einige wenige Firmen praktisch den gesamten Marktanteil unter sich ausmachen. So besitzt allein Synthes 50% Marktanteil im Traumabereich. Zu den Marktführern gehören aber auch Zimmer, Johnson & Johnson und Stryker mit 75% Marktanteil im Bereich der Wiederherstellungschirurgie. Metronic, Synthes und Johnson&Johnson besitzen wiederum 75% Marktanteil im Bereich Wirbelsäule.
Die Welt wird immer älter
Aber nicht nur die Medizinaltechnik, auch die Pharma-Industrie gehört zu den Profiteuren der Überalterung der Bevölkerung. Kaum ein anderes Produkt wird in den nächsten Jahrzehnten mit so hoher Verlässlichkeit nachgefragt werden wie Medikamente. Dennoch haben sich die Aktienwerte nicht so eindeutig entwickelt. Pharma-Aktien bescheren Anlegern seit fünf Jahren Verluste. Die meisten Pharma-Werte lagen 2007 im Minus.
Leiden musste die Branche unter den schleppenden Umsätzen, Rückschlägen bei neuen Medikamenten, Patentausläufen und zunehmender Konkurrenz durch Generika. Einige der Negativfaktoren scheinen sich 2008 noch zu verschlimmern. In den nächsten Jahren laufen zahlreiche Patente aus. Gleichzeitig solle die Zahl der Neuzulassungen auf dem Tiefpunkt des Vorjahres bleiben, sagt die Rating-Agentur Fitch. Die Analysten der Bank Vontobel schätzen bis 2012 die Umsatzverluste auf 100 Milliarden US-Dollar. Wie reagieren die Manager von Gesundheitsfonds auf diese Hiobsbotschaften? Es ist nicht so schlimm wie es aussieht.
Erstens hat sich der Trend überraschend gedreht; Pharma-Aktien setzten zu einer Erholung an. Zu den Kursaufschlägen führten bessere Prognosen einiger Pharma-Riesen wie Merck oder Eli Lilly, juristische Erfolge gegen Generika - Hersteller und neue Medikamentenzulassungen, besonders in Europa. So liegen auch Pharma-Fonds, die auf europäische Papiere aus der Branche setzen, im 3-Jahres-Vergleich vorn.
Outperformance in der Börsen-Baisse
Zweitens zeigte der Sektor Gesundheitswesen im Vergleich zu den weltweiten Aktienmärkten im letzten Halbjahr auf Grund einer konjunkturellen Abschwächung generell eine bessere Performance. In diesem Zusammenhang wies auch der global investierende Healthcare-Fonds von Clariden Leu (ISIN: GB0007423139) eine überdurchschnittliche Performance aus. „Beste Performances zeigten die Sektoren Medizintechnik und europäische Pharmaunternehmen, wobei die Performance der Letzteren hauptsächlich auf eine günstige Devisenentwicklung zurückzuführen ist, da der Nettoinventarwert des Fonds in USD angegeben ist“, sagt der Fondsmanager Luis Correia.
Auch einige ausgewählte Namen aus dem Bereich Biotechnologie, wie Gilead und Genzymemeldeten, trugen zur guten Performances bei. Als entscheidenden Faktor für die Outperformance der Aktien kleinerer Unternehmen nennt Correia die Übernahmeaktivität ihrer grösseren Konkurrenten. Belastet wurde die Performance hingegen vom US-amerikanischen Pharmasektor, wobei Schering-Plough den stärksten Rückgang hinnehmen musste. Wie will Correia in zukünftige Renditen erzielen? Eine wichtige Priorität für den Fonds bleibe die Erkennung von Innovationstrends, denn auf dieser Basis liessen sich interessante Anlagemöglichkeiten in kleinen Unternehmen finden.
Fortis setzt auf die Blue Chips Roche und Novartis
Benjamin Chang, Manager des Fortis Equity Healthcare Europe (ISIN LU0119119864), investiert ausschliesslich in europäische Aktien aus dem Gesundheitswesen. Der studierte Volkswirt und Molekular- und Zellbiologe schaut dabei vor allem auf die relative Bewertung der Aktie innerhalb des Sektors. Besondere Beachtung schenkt er den Wachstumsraten, dem Cashflow und der Herausstellung der Katalysatoren (kurzfristiges Element, welches das Interesse der Analysten weckt). Im August 2008 hat er die Schwergewichte Bayer, Novartis und Roche auf Kosten von kleineren Werten wie Nobel Biocare, Qiagen oder Fresenius Medical Care übergewichtet. Ein etwas anderer Ansatz, der aber in Bezug auf die Sharp Ratio (5 Jahre) mit 0,35 zu einem Top-Ergebnis geführt hat. (Susanne Kapfinger)