Dachfonds gelten als Fels in der Brandung der Finanzmärkte. Doch von den Folgen der Kreditkrise wurden auch sie überspült. Dies vor allem in der Hedgefonds-Industrie. Allein bei Partner Group rechnet man mit Abflüssen von mehreren 100 Millionen Franken im Hedgfond-Geschäft, sagte Steffen Meister, CEO-Partners Group, in einem Interview diese Woche.
Das Prinzip ist einleuchtend. Wenn es unterschiedliche Hedgefonds-Stile gibt, die mittelfristig positive Erträge erwirtschaften, dies aber nicht immer zur selben Zeit tun, dann müsste eine Kombination dieser Stile ebenfalls zu Gewinnen führen. Verpackt man diese Theorie in ein Produkt, heisst sie Dachfonds oder Multi-Style-Hedgefonds. Aber Dachfonds erfüllen nicht immer die in sie gesetzten Erwartungen. Weil sich nicht nur das Risiko, sondern auch die Renditen der einzelnen Fonds gegenseitig neutralisieren können. Am Ende steht der Investor mit Geldmarktrenditen da, für die er jährlich mehrere Prozent Verwaltungsgebühr bezahlt.
Dachfonds in der Liquiditätsfalle
Der Index der über 400 Schweizer Funds-of-Hedge-Funds (FoHF) abbildet fiel seit Jahresbeginn 2008 rund 2%. Jetzt beginnt die Zitterpartie, ob 2008 neben 1994 als einziges Minus-Jahr der Branche in die Geschichte eingehen wird. Noch geben sich die Hedge-Manager nicht geschlagen. Gemäss einer Umfrage des Beratungsunternehmens SBCC Group rechnet eine Mehrzahl damit, dass immerhin eine Jahresperformance um 6,5% erreicht wird. Auch Professor Peter Meier, Leiter Zentrum für Alternative Investments & Risk Management an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW), rechnet für das Jahr 2008 mit einer leicht positiven Performance bei Hedge-Fonds.
Den Dachfonds prophezeit Meier aber ein äusserst kompetitives Umfeld. Die Funds of Hedge Funds (FoHF) von minderer Qualität würden zu wenig Wert generieren, und die Gebühren seien zu hoch, weil der Investor praktisch zweimal eine Abgabe zu entrichten habe. Zudem sind sich die Kapitalkosten für Hedgefonds im Zuge der Kreditkrise drastisch angestiegen. Immerhin liegt die durchschnittliche Performance noch weit über der von Aktien. Und erfolgreiche FoHF liegen sogar deutlich im Plus.
Marc Defilippi, Senior Portfolio Manager bei E.I.M. S.A. in Nyon, ist verantwortlich Portfoliomanager des Alpha Strategies Hedge-Dachfonds der Constantia Privatbank. Er weist auf die im Zuge des Globalisierungstrends der Weltwirtschaft generell erhöhte Korrelation in den Finanzmärkten hin. Viele Dachfonds-Manager scheitern, weil sie einen reinen Bottom-up-Ansatz, also die sorgfältige Analyse und Auswahl einzelner Hedgefonds, verwenden. Dieser sei aber nicht ausreichend. Die Analyse auf Fondsebene ist zwar wichtig, parallel dazu müsse ein Dachfondsmanager aber auch einen Top-down-Ansatz anwenden. Erfolgreich sei nur, wer auch die wirtschaftliche Rahmensituation analysiere und daraus ableite, welche Hedgefonds-Stile in der jeweiligen Situation die grössten Erfolgschancen aufweisen.
Beständige 10% Rendite mit Man Glenwood
Ein herausragender Dachfonds ist sicherlich der Man Glenwood Multi-Manager-Hedgefonds. Dieser Fonds wurde schon im Jahr 1987 aufgelegt, und seither liegt sein jährlicher Durchschnittsertrag bei rund zehn Prozent.
Einen guten Namen machte sich auch die Bank Reichmuth mit seinen zwei Dachfonds: Seit Jahren rangieren der Matterhorn Fonds (Valor 1519365), der weltweit investiert, und der Himalaja Fonds (Valor 1740350) mit Anlageschwerpunkt Asien auf den ersten Plätzen der in der Schweiz zugelassenen Hedge-Fonds. „Wir hatten keinerlei Anlagen in Hypotheken schlechter Qualität im Portfolio, sondern haben uns auf der Gegenseite positioniert. Diese sogenannten Short-Credit-Strategien haben einen entscheidenden Beitrag zur guten Performance des Reichmuth Matterhorn Fonds beigetragen“, sagt der Fondsmanager Ricardo Cordero. 2007 lag die Rendite des Fonds in Franken bei fast 17 Prozent. Cordero ist seit 2002 Leiter der Fondssparte und Partner bei der Bank Reichmuth.
UBP bleibt in Genf Nummer eins
Studienleiter Professor Peter Meier bemerkt, dass die tendenziell konservativ ausgerichteten Schweizer Privatbankiers Hedge-Dachfonds forciert hätten, die ihr Geld auf verschiedene Single-Manager-Fonds verteilten. Das hat die Schweiz mit einem Marktanteil von 30% in diesem Segment zum globalen Leader gemacht. Somit sind rund ein Drittel des weltweiten Dachfonds-Volumens über Schweizer Kanäle aufgebracht.
Bezüglich der Ausweitung der Produktepalette sind zum Beispiel das umfangreiche Angebot der Bank Syz im Bereich von Dachfonds in Form von Sicav-Fonds und Offshore-Fonds zu nennen. Auch Union Bancaire Privée (UBP) baut in dem Geschäft auf einer Erfahrung von bald drei Jahrzehnten auf. Nun ist sie auch einer der weltweit grössten Anbieter für FoHF auf dem Genfer Bankenplatz herangewachsen. «Die Genfer Privatbanken waren Pioniere in Hedge-Funds-Investitionen», sagt Jean Keller, CEO von 3A, in einem Interview. Die Banque Privée Edmond de Rothschild (BPER) lancierte sogar den weltweit ersten FoHF.
(Susanne Kapfinger)