Kontinentaleuropa: Finanzplatz Frankfurt übernimmt Führungsrolle

Der Finanzplatz Frankfurt hat die Führungsrolle unter den Finanzmetropolen in Kontinentaleuropa übernommen. Zu diesem Ergebnis kommen die Helaba-Volkswirte in ihrer Jubiläumsstudie "Finanzplatz Frankfurt bewegt sich weiter". Research | 30.05.2016 14:07 Uhr
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Herbert Hans Grüntker, Vorsitzender des Vorstands der Helaba, betont: "Im weiterhin intensiven Standortwettbewerb ist es für Frankfurt wichtig, selbstbewusst seine Stärken zu leben und dies der Finanzwelt klar kundzutun. Schließlich hat die Main-Metropole viel zu bieten."

Zur aktuellen Beurteilung der Finanzplätze Frankfurt, Paris und London haben die Helaba Volkswirte fünf Kernkriterien herangezogen, die für die nachhaltig erfolgreiche Positionierung eines internationalen Finanzplatzes unverzichtbar sind. Diese sind: Banken, Börsen, finanzbezogene Lehre und Forschung, Trends in der Finanzbranche sowie standortspezifische Qualitäten.

London europaweit nach wie vor unbestritten auf Position 1

London ist weiterhin unbestritten die Nr. 1 unter den europäischen Finanzzentren, aber nicht in jeder Hinsicht führend. Beim Finanzplatz-Kriterium Banken wurde allen drei Standorten eine mittlere Bewertung zugeteilt. Denn die Situation in der Bankenbranche stellt sich nun trotz aller Anstrengungen generell schlechter dar als zum Zeitpunkt der ersten Helaba-Finanzplatzstudie im Jahr 2006. Der Konsolidierungsdruck hält an, die Anpassungen in der Branche wirken stabilisierend. Die vermehrten Regulierungs- und Aufsichtsanforderungen stellen zwar Kosten für die Banken dar, haben aber zu einer besseren Eigenkapitalausstattung und reduzierten Bilanzrisiken geführt. Frankfurt durchläuft im Vergleich der europäischen Bankenplätze eine recht solide Beschäftigungsentwicklung. Für Ende 2017 gehen die Analysten von rund 62.000 Mitarbeitern in den Frankfurter Bankentürmen aus, lediglich 1 Prozent weniger als im Herbst 2015. Dabei erweist sich die EZB als Beschäftigungsgarant und sorgt für eine langfristige Attraktivität des Frankfurter Bankenstandorts.

"Superbörsen" würden Messlatte hochhängen

Hinsichtlich des Kriteriums Börsen würde die Schaffung einer europäischen „Superbörse“ die Messlatte für die zunehmende Konkurrenz in Übersee hochhängen. Würde bei der avisierten Fusion von Deutscher Börse und London Stock Exchange die Marktkapitalisierung die entscheidende Rolle spielen, spräche dies aus Sicht der Helaba für Frankfurt als Hauptsitz. Die Bewertung der drei Börsenstandorte erfolgt unter der Annahme, dass die Fusion wie geplant mit Hauptsitz in London (und ohne Brexit) stattfinden wird: „Londons Position würde dann weiter gestärkt und Frankfurt zum Juniorpartner einer gleichwohl im Weltgeschehen gewichtigen Börse“, erläutert Dr. Gertrud Traud, Chefvolkswirtin und Bereichsleiterin Volkswirtschaft/Research. „Paris als Teil einer Mehrländerbörse würde relativ gesehen zur europäischen „Superbörse“ eine geringere Rolle spielen. Sollte die geplante Fusion doch noch kippen, könnte Frankfurt erhobenen Hauptes seinen eigenen Weg gehen“, so Traud weiter.

Finanzbildung und Forschung: selbstbewussterer Auftritt geforderet

In der finanzbezogenen Lehre und Forschung hat sich Frankfurt substanziell fortentwickelt und an internationalem Ansehen gewonnen – mit weiterem Raum nach oben. Mit der komplementären Kombination aus Frankfurter Goethe-Universität und Frankfurt School of Finance and Management wird ein attraktives, hochwertiges Spektrum der Lehre und Forschung geboten. Gleichwohl hat das deutsche Finanzzentrum nicht die prestigeträchtige Tradition von Bildungsinstitutionen vorzuweisen wie sein britisches und französisches Pendant. Frankfurt könnte jedoch sein umtriebiges, zusehends wettbewerbsfähigeres Netzwerk an intellektueller Infrastruktur durchaus selbstbewusster präsentieren.

Bedeutung von Fintech sollte nicht verschlafen werden

Bei den Trends in der Finanzbranche rangiert das deutsche Finanzzentrum weiterhin im Mittelfeld, das französische hat sich verschlechtert. Heute ist die Digitalisierung das dominierende Thema. Der technologische Wandel des Bankwesens wird wesentlich von Fintechs sowie Internetkonzernen angeschoben. Neben dem in diesem Bereich führenden Großbritannien schneidet Deutschland recht gut ab, wohingegen Frankreich noch nicht als global vielversprechende Fintech-Destination gilt. „Damit Frankfurt seine Position langfristig festigen und ausbauen kann, gilt es insbesondere, Frankfurts Position als deutscher bzw. kontinentaleuropäischer Fintech-Hub auszubauen sowie die intellektuelle Infrastruktur im Hinblick auf die Innovationskraft des Finanzplatzes weiter zu stärken“, so Traud. Hierbei ist die zügige Einrichtung eines Tech-Zentrums ein wichtiger Meilenstein.

Leistbarkeit, Infrastruktur: Wo Frankfurt besonders überzeugt

Frankfurt steht nicht nur beim Kriterium Trends besser da als Paris, sondern auch bei den standortspezifischen Qualitäten. Die hohen Büromieten und Lebenshaltungskosten in der französischen Metropole sehen die Analysten als Standortnachteil, der auch langfristig kaum veränderbar sein wird. Durch seine Funktion als Verkehrsdrehscheibe inklusive seiner kurzen Wege kann Frankfurt im Wettbewerb der Finanzstandorte ebenfalls punkten.

Insgesamt hat sich der Finanzplatz Frankfurt in einem herausfordernden Umfeld gut behauptet. Seit 2006 hat sich das deutsche Finanzzentrum in vielerlei Hinsicht weiter bewegt und vor allem gegenüber Paris Boden gut gemacht. "Damit ist die relative Bedeutung der drei großen Finanzplätze Europas nun eindeutig: London vor Frankfurt und Frankfurt vor Paris", so Traud abschließend.

Hinweis: Die komplette Studie finden interessierte Leser hier als kostenlosen Download

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