Trend zu Swiss GAAP FER hält an: Analysten beklagen Informationsverlust

„Zu komplex, zu hohe Kosten“ – etliche Schweizer börsenkotierte Unternehmen planen einen Wechsel von den internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS hin zum lokalen Standard Swiss GAAP FER. Laut einer aktuellen Umfrage von CFA Society Switzerland befürchten Finanzanalysten jedoch, dass ein Wechsel zu einer Abnahme bewertungsrelevanter Informationen führt. Research | 12.11.2014 10:04 Uhr
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Investmentprofis akzeptieren zwar im Allgemeinen den Trend zu Swiss GAAP FER, beobachten aber, dass dieser zu einer Reduktion bewertungsrelevanter Informationen führt, so das Fazit einer aktuellen Umfrage von CFA Switzerland in Kooperation mit Swiss Financial Analyst Association (SFAA). Sowohl hinsichtlich „wahrheitsgetreue Reflektion der wirtschaftlichen Realität“ sowie „Vergleichbarkeit“ landet IFRS vor Swiss GAAP FER. Insbesondere Analystengruppen, die sich im Rahmen ihrer Arbeit besonders intensiv mit der Rechnungslegung von Unternehmungen beschäftigen – wie Kredit- oder Buyside-Analysten – sprechen sich für IFRS aus. Die Umfrage wurde anlässlich der „Battle of Standards“ Konferenz am 6. November in Zürich von namhaften Experten kontrovers diskutiert.  

Die Schweiz ist der einzige Finanzplatz Europas, bei dem börsenkotierte Unternehmen ihren Rechnungslegungsstandard wählen können. Der Trend geht hierzulande klar in Richtung Swiss GAAP FER: Während der vergangenen zwei Jahre sind schon über 30 an der Schweizer Börse SIX kotierte Unternehmen zum lokalen Standard gewechselt. Laut CFA Umfrage erwartet die überwiegende Mehrheit der befragten Analysten (65%), dass dieser Trend anhalten wird. 

42% der befragten Finanzanalysten akzeptieren zwar im Allgemeinen einen Wechsel zu Swiss GAAP FER. Aufgeschlüsselt nach Untergruppen lassen sich jedoch deutliche Unterschiede erkennen: Während allgemeine Investoren und Aktienanalysten den Wechsel in der Tendenz willkommen heissen oder diesem gleichgültig gegenüber stehen, sprechen sich Kredit- und Buyside-Analysten klar gegen den lokalen Standard aus. Aufgrund ihres langfristigen Bewertungshorizonts schätzen diese die Fülle an Informationen, die IFRS verlangt. So beobachtet die Mehrheit der Kredit- und Buyside-Analysten (55% bzw. 60%), dass ein Wechsel zum lokalen Standard zu einer Reduktion von relevanten Informationen geführt hat. Auch geben 65% aller befragten Analystengruppen an, dass IFRS sie mit dem „richtigen Level“ an Informationen ausstattet. Swiss GAAP hingegen liefert für immerhin 36% aller Antwortenden und für eine Mehrheit aller Kredit-, Buy-Side und Sell-Side Analysten zu wenig Information. 

Ein weiterer Kritikpunkt: Swiss GAAP FER lässt eine Reihe von zusätzlichen Wahlrechten zu, die eine Vergleichbarkeit der Abschlüsse erschwert. Beispielsweise kann unter dem lokalen Standard der Goodwill mit dem Eigenkapital verrechnet werden. Trotz der umfassenden Wahlrechte fallen die erklärenden „Disclosures“ bei Swiss GAAP FER aber deutlich kürzer aus. Die befragten Finanzanalysten bevorzugen in beiden Fällen die Handhabung durch IFRS (53% bzw. 58%). Nur hinsichtlich „Präsentation“ überzeugt Swiss GAAP FER (82%) die Befragten. 

Christian Dreyer CFA, CEO der CFA Society Switzerland erläutert die Hintergründe: „Die Wahl des Rechnungslegungsstandards ist eine strategische Entscheidung der Unternehmensführung, die wichtige Signale an die Anlegerschaft sendet. Unsere Umfrage zeigt deutlich, dass die Investoren und Analysten zwar die Anliegen der Unternehmungen verstehen, die auf Swiss GAAP wechseln. Trotzdem ziehen sie eine Rechnungslegung nach IFRS vor, wenn es darauf ankommt.“

Über die Studie:

Für die Umfrage „The Investor Perspective“ haben 182 Mitglieder von CFA Switzerland und SFAA ihre Auffassungen zu IFRS vs Swiss GAAP FER geliefert. An der Umfrage teilnehmen konnten über 5000 Mitglieder der CFA Society Switzerland und der Swiss Financial Analysts Associations (SFAA). Der Befragungszeitraum lief von dem 26. Mai bis zum 18. August 2014. Die Umfrage ist eine Antwort auf den CFO Survey, den das CFA Institute im Vorfeld in Kooperation mit der Universität St. Gallen durchgeführt hat.  

CFA Institute

Das CFA Institute ist ein globaler Non-Profit-Berufsverband für Investment Manager, Finanzanalysten und professionelle Anleger mit mehr als 122‘000 Mitgliedern in 145 Ländern weltweit. Neben dem Berufsbildungsprogramm zum Chartered Financial Analyst (CFA), dem führenden Qualifizierungsstandard der Finanzindustrie, ist der Verband international angesehen für seine Initiativen in den Bereichen Kapitalmarktethik, Investmentstandards und Finanzbildung. Der Verband ist weltweit in 144 Lokalverbänden organisiert. Weitere Informationen unter www.cfainstitute.org 

CFA Society Switzerland

Im Jahre 1996 unter dem Namen Swiss Society of Investment Professionals gegründet, ist die CFA Society Switzerland eine der weltweit 144 lokalen Mitgliederorganisationen des CFA Institute. Die CFA Society Switzerland ist eine nicht gewinnorientierte Organisation und die erste Ländergesellschaft in der EMEARegion, die direkt dem CFA Institute angeschlossen wurde. Die CFA Society Switzerland zählt über 2’600 Mitglieder, was sie zur grössten CFALandesorganisation in Kontinentaleuropa macht. Die CFA Society Switzerland will eine führende Rolle in der Förderung profunden Fachwissens, der Professionalität und der Integrität im Schweizer Anlagegeschäft einnehmen. CFA Switzerland vertritt die Interessen ihrer Mitglieder und der Investoren in folgenden Bereichen: Weiterverbreitung der in den CFASatzungen festgelegten Werte, Förderung der steten beruflichen Weiterbildung, Unterstützung der CFAKandidaten, Stärkung des Kontakts und der Kommunikation zwischen den Mitgliedern der Society. Weitere Informationen unter http://www.cfaswitzerland.org

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