Österreichs Triple-A ungerechtfertigt?

Hoher Verschuldungsgrad, ein überdimensioniertes Sozialsystem und eine ausufernde Bürokratie sind nur ein Teil der Gründe, welche die europäische Rating-Agentur Independent Credit View (I-CV) Österreichs Triple-A-Rating mehr als kritisch hinterfragen lässt. Research | 13.10.2014 12:00 Uhr
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Zahlreiche Kandidaten für Downgrading

„Wo bleibt das Wachstum?“ fragt sich angesichts der geopolitischen Spannungen sowie der ungelösten Verschuldungssituation in Europa - mit Arbeitslosigkeit und Deflationsszenario - René Hermann, Partner und Research-Leiter bei der europäischen Rating-Agentur Independent Credit View (I-CV). Beim Pressegespräch, das anlässlich der Kapitalmarktkonferenz der Hypo Capital Management am Donnerstag in Wien stattfand, zeichnete er ein durchwachsenes Bild für die wirtschaftliche Entwicklung Europas: Sie sei derzeit insbesondere durch die Ukraine-Krise gehemmt. Im Lichte des hohen Verschuldungsgrades sieht er Österreichs Toprating von „Triple-A“ der beiden großen Ratingagenturen Moody´s und Fitch als nicht gerechtfertigt an; ebenso seien Frankreich, Belgien oder Slowenien im Länderrating derzeit eigentlich als Downgrading-Kandidaten zu sehen.

Anpassungsschocks drohen

Die verpuffende EZB-Politik mit ihrem aktuellen Niedrigzins-Umfeld übertünche derzeit die strukturellen Schwächen dieser Länder: Reformen würden aufgrund des nachlassenden Drucks der Märkte und der Politik nicht überall mit gleichem Eifer umgesetzt; Defizite bilden sich zurück, doch Schulden und Arbeitslosigkeit verharren auf hohem Niveau und mit immer neuen Schulden würden alte beglichen, so das Schweizer Institut in seiner jüngsten Analyse, in der auch vor einer Blasenbildung auf den Aktien-, Immobilien-, Bond- und Rohstoffmärkten gewarnt wird. Die Erwartungen für das durchschnittliche Wachstum in den wichtigen europäischen Ländern liege in den Jahren 2014-16 deutlich unter dem Vorkrisenniveau der Jahre 2000-2007, so Hermann. Österreichs BIP wies in den 2000er Jahren (2000-2007) im Schnitt ein Wachstum von 2,4% auf, die aktuellen Prognosen (2014 -1016) liegen bei 1,7%.

Europa: Zu viele Probleme bleiben ungelöst

Die größten Einbrüche weisen Irland und Spanien auf, wo sich das Wachstum im Vergleich zu den Vorkrisenjahren fast gedrittelt hat. „Zu viele fundamentale Probleme in Europa bleiben ungelöst,“ resümiert René Hermann, der die größten Belastungen für das Wachstum in hohen Transferzahlungen und Subventionen an nicht konkurrenzfähige Wirtschaftszweige und Unternehmen sowie in überdimensionierten Sozialsystemen und der ausufernder Bürokratie sieht. „Die Wachstumsschwäche und die Verzögerung bei der Umsetzung der Fiskalmaßnahmen führt zu weiteren Defiziten und einem Anstieg der Schuldenstände,“ warnt Hermann. „Die Kosten für den Schuldendienst schränken die Flexibilität der Staaten ein.“ Sein Fazit: Das Tiefzinsumfeld mit rückläufigen Risikoprämien mache die Verschuldung zwar tragbar, erhöhe jedoch die Risiken von Anpassungsschocks. Zudem bestehe die Gefahr, dass die Veränderung der Alterspyramide sowie die dadurch steigenden Ausgaben für Gesundheits- und Alterskosten den Staaten einen Strich durch die Rechnung der geplanten langsamen Entschuldung machen werden. „Immer weniger Arbeitnehmer in den Industrienationen zahlen immer höhere Steuern zur Reduktion der Schulden früherer Generationen“ sagt Hermann.

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