Erste AM Chefvolkswirt Winzer: "Umfeld wird unfreundlicher"

Dem Chefvolkswirten der Erste Asset Management - Gerhard Winzer - zufolge wird das Umfeld für die Finanzmärkte zunehmend unfreundlicher. In seinem neuesten Blogbeitrag nennt er vier konkrete Gründe dafür. Erste Asset Management | 02.10.2018 12:17 Uhr
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Hinweis: Dieser Beitrag ist auch im Blog der Erste Asset Management verfügbar.

Die 4 Gründe dafür sind: Die zunehmenden Anzeichen für eine Abschwächung des Weltwirtschaftswachstums; die Zentralbanken heben die Leitzinsen an, die Erosion des Vertrauens der Investoren und der Anstieg des Ölpreises.

Abschwung des Wirtschaftswachstums

Das reale globale Wirtschaftswachstum wird bald nicht mehr als kräftig bezeichnet werden können. Die Frühindikatoren für die wirtschaftliche Aktivität deuten auf einen Rückgang des Wachstums (rund 3% im 2. Quartal) in Richtung Potenzial an (rund 2,5%). Z.B. ist vor ein paar Tagen ein umfragebasierter Indikator für die Eurozone veröffentlicht worden, der das Wirtschaftsvertrauen in der Eurozone messen soll. Dieser Indikator fällt seit Jahresanfang.  Ebenso deuten die vorläufigen September-Werte für den globalen Einkaufsmanagerindex für den Fertigungssektor auf eine Fortsetzung des rückläufigen Trends hin. Für die kommenden Monate ist insbesondere das Ausmaß der Wachstumsabschwächung der chinesischen Volkswirtschaft von Interesse.

US -Zentralbank Leitzinsanhebungen

Die US-Zentralbank hat mit der Leitzinsanhebung um 0,25 Prozentpunkte  auf ein Zielband für den Leitzinssatz von 2% – 2,25% einen Meilenstein erreicht. Zum ersten Mal seit langer Zeit ist der (um die Inflation bereinigte) Leitzinssatz nicht mehr negativ. Die Zentralbank prognostiziert für die kommenden Jahre eine Inflation von 2,1%. Nächster Meilenstein: jenes Leitzinsniveau, dass weder unterstützend noch restriktiv auf die wirtschaftliche Aktivität wirkt. Die Fed schätzt diesen neutralen Leitzinssatz auf 3,0%.

Erosion des Vertrauens

Die schrittweise Anhebung der Zölle auf chinesische Importe in den USA (bis jetzt USD 250 Milliarden), die externen und internen Ungleichgewichte in den Emerging Markets Volkswirtschaften, die dahinschmelzenden Anzeichen für eine Einigung zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU über die Bedingungen des Austritts und die beabsichtigte expansive Fiskalpolitik in Italien dämpfen das Vertrauen der Investoren.

„Harter“ Brexit?

Der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union stellt ein wichtiges Ereignis dar:

1) erstmals tritt ein Land aus der EU aus, das noch dazu zu den Großen Sieben Staaten gehört,

2) stehen die Bedingungen für den Austritt noch nicht fest, obwohl die Zeit drängt und

3) sind die zukünftigen Beziehungen zwischen der EU und dem VK noch nicht klar.

Davon abgeleitet bestehen einige erhöhte Unsicherheiten:

  • Werden die Anti-elitäre Strömungen zunehmen und die Konvergenz von Europa nachhaltig stören?
  • Wird im April 2019 ein „harter“ Brexit stattfinden oder kommt eine Einigung für eine Übergangsperiode zustande?
  • Wie groß wird das entgangene Bruttoinlandsprodukt des VK aufgrund des EU-Austritts tatsächlich sein? Die Schätzungen schwanken beträchtlich.  Generell sind hohe Unsicherheiten nachteilig für die Investitionstätigkeit. Das gilt sowohl für Unternehmen als auch für die Marktteilnehmer. Zumindest eines kann festgehalten werden: An einem ungeordneten Austritt haben die wenigsten Leute ein Interesse.

Expansive Fiskalpolitik in Italien

Die italienische Regierung hat eine Indikation für die Neuverschuldung des Staates für das nächste Jahr bekannt gegeben: 2,4% vom Bruttoinlandsprodukt. Die Details wurden noch nicht veröffentlich, dennoch kann bereits jetzt gesagt werden:

  • Dieser Wert liegt markant über dem von der Europäischen Kommission im vergangenen Frühjahr angegebenen Wert von 1,7%.
  • Die hohe Staatsverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt wird nicht wie von der Kommission veranschlagt von 130,7% auf 129,7% fallen.
  • Maßnahmen, die die stagnierende Produktivität verbessern würden, sind nicht erkennbar. Die Eckpunkte des Budgets lauten „Grundeinkommen“ und „niedrigeres Pensionsantrittsalter“.
  • Die Europäische Kommission wird das Budget nicht akzeptieren. Der Konflikt mit der EU wird an Intensität gewinnen.
  • Die Ratingagenturen werden die Kreditwürdigkeit von Italien wahrscheinlich herabstufen. Mit einem Rating von BBB von Standard & Poor‘s ist nicht mehr viel Platz bis zum Below Investment Grade Bereich („Ramschstatus“).
  • Weitere Renditeanstiege der italienischen Staatsanleihen als Reaktion auf die Verschlechterung der Kreditwürdigkeit wären negativ für die italienischen Banken – die Kreditvergabe würde leiden.
  • Die Frühindikatoren für das italienische Wirtschaftswachstum deuten wie für viele andere Länder auch auf eine Abschwächung. Das veranschlagte Budgetdefizit von 2,4% wird nachträglich betrachtet größer sein.

In einem Umfeld, in dem die Marktteilnehmer generell einen Fokus auf Ungleichgewichte richten und vertrauensbildende Maßnahmen einfordern, ist die Bekanntgabe einer nicht nachhaltigen Budgetpolitik negativ für italienische Wertpapierklassen.

Ansteigender Ölpreis

Das Anstieg des Ölpreises (aktuell: US-Dollar 82 pro Fass) ist vor allem auf eine erwartete Verschlechterung des globalen Produktionsvolumens (Sanktionen gegenüber dem Iran ab November) zurückzuführen. Das wirkt dämpfend auf die Kaufkraft der ölimportierenden Länder.

Schlussfolgerung: Es gibt wenige Wertpapierklassen, die seit Jahresanfang einen positiven Ertrag aufweisen. Insbesondere die Aktien und Lokalwährungsanleihen der Schwellenländer haben gelitten. D.h., zu einem Teil ist das unfreundliche Umfeld in den niedrigeren Marktpreisen enthalten.  Aus diesem Grund bleiben wir für einige risikobehaftete Wertpapierklassen, z.B. für Aktien in den Industriestaaten, vorsichtig optimistisch.

Gerhard Winzer, Chefvolkswirt, Erste Asset Management

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