Raiffeisen KAG CIO Szeiler: "Wie lange noch?"

"Derzeit mehren sich die Analysen zur berechtigten Frage, wie lange der aktuelle Markt- und Konjunkturzyklus noch anhalten kann. Dabei liegt der Fokus ganz klar auf der Entwicklung in den USA, die sich zuletzt immer deutlicher bei den Wirtschaftsdaten, aber auch in der relativen Performance des Aktienmarktes, von jener im Rest der Welt positiv abgekoppelt hat", schreibt Ingrid Szeiler, CIO der Raiffeisen KAG, in ihrem neuesten Kapitalmarktkommentar. Raiffeisen Capital Management | 09.10.2018 10:22 Uhr
Ingrid Szeiler, CIO, Raiffeisen KAG / © Raiffeisen KAG
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"Bei den entwickelten Aktienmärkten zeigten sich in den letzten Monaten starke regionale Unterschiede, wobei sich der US-Aktienmarkt einmal mehr positiv abheben konnte. Getragen wurde diese Entwicklung vor allem von einer sehr guten Berichtssaison (inkl. Effekten der US- Steuerreform). Derzeit mehren sich die Analysen zur berechtigten Frage, wie lange der aktuelle Markt- und Konjunkturzyklus noch anhalten kann. Dabei liegt der Fokus ganz klar auf der Entwicklung in den USA, die sich zuletzt immer deutlicher bei den Wirtschaftsdaten, aber auch in der relativen Performance des Aktienmarktes, von jener im Rest der Welt positiv abgekoppelt hat. Nur durch die Outperformance und das dominante Gewicht der USA am Kapitalmarkt weist der Weltaktienindex, insbesondere auf Eurobasis, seit Jahresbeginn eine klar positive Wertentwicklung auf. Das, obwohl sich zahlreiche globale Aktienindizes – vor allem jene aus den Emerging Markets – seit dem Hoch im Jänner in einem mehr oder weniger stark ausgeprägten Abwärtstrend befinden. Für die USA selbst gibt es derzeit noch keine erkennbaren Anzeichen für eine Rezession in absehbarer Zeit. Eine der längsten Aufschwungsphasen der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte dürfte somit noch eine Zeit lang andauern. Die Divergenz bei Frühindikatoren und Makrodaten zwischen den USA und dem Rest der Welt, die unter anderem von den bereits erkennbar negativen Effekten aus dem Handelskonflikt herrührt, wird jedoch schlussendlich auch auf die US-Wirtschaft durchschlagen. Sondereffekte wie Steuerreform und Konjunkturmaßnahmen werden ab dem nächsten Jahr an Wirkungsgrad verlieren. Die Inflation meldet sich nach langer Absenz über steigende Energiepreise und Löhne zurück: Preissteigerungen für Konsumenten infolge der eingeführten Importzölle aber auch bei Lebensmitteln durch die negativen Auswirkungen des Klimawandels im Agrarbereich sind absehbar. Die Zinswende schreitet in den USA stetig voran und die unterstützende Liquidität durch die Notenbank wird laufend geringer. Wenngleich eine temporäre taktische Schwerpunktlegung auf Aktien auch in dieser Spätphase nicht ausgeschlossen ist, etwa nach einer Marktkorrektur in Folge von Polit-News bei unveränderten Fundamentaldaten, so sehen wir doch die beste Marktphase schon hinter uns und positionieren uns dementsprechend.

Staatsanleihen: Notenbanken bleiben im Fokus

An den Anleihemärkten bleiben die Notenbanken im Fokus. Neben der Erhöhung des Leitzins-Zielbandes um 25 Basispunkte durch die US Federal Reserve (Fed) Ende September wird die Europäische Zentralbank (EZB) ihr monatliches Anleihekaufvolumen im Oktober auf EUR 15 Mrd. reduzieren und Ende Dezember auslaufen lassen (die EZB hält 39 % des ausstehenden Euro Staatsanleihe-Volumens). Nachdem die Renditen deutscher Staatsanleihen seit Anfang September stark angestiegen waren, sorgte eine Äußerung von EZB-Chef Draghi für weitere Renditeanstiege. Demnach erwartet er einen "relativ energischen" Anstieg der zugrundeliegenden Inflation. Wir bleiben hinsichtlich Euro Staatsanleihen vorsichtig.

EUR-Unternehmensanleihen: Entwicklung geprägt von „kuriosem Schauspiel“ der italienischen Regierung

Die Risikoprämien bei EUR-Unternehmensanleihen sanken im Vormonat im Rahmen der allgemeinen Verbesserung des Sentiments moderat. In Europa dürfte die Entwicklung aber weiterhin von dem „kuriosen Schauspiel“ der italienischen Regierung geprägt bleiben. Nach wie vor sprechen die makroökonomischen Aussichten für eine Outperformance von Investmentgrade-Unternehmensanleihen gegenüber deutschen Staatsanleihen. Die Raiffeisen KAG sieht auch bei High Yield-Unternehmensanleihen weiter Potenzial.

Emerging-Markets-Anleihen: Risiko hat seinen Preis – dieser war bei Anlegern zuletzt begehrt

Der Handelsdisput zwischen den USA und China erreichte im September eine neue Ausbaustufe, nachdem beide Länder weitere Zölle auf Produkte des jeweils anderen Landes verhängten. Das könnte indirekt das Schwellenländer-Exportwachstum weiter schrumpfen lassen. Zudem haben wir in den letzten Wochen zumeist unter den Erwartungen liegende Wirtschaftsindikatoren der Schwellenländer gesehen. In Summe dürfte das Bild an den Emerging Markets (EM) aber diffus und von länderspezifischen Themen beherrscht bleiben. Risiko hat aber einen Preis, und der dürfte im September attraktiv genug gewesen sein. Denn EM-Währungen und Spread-Produkte waren gefragt.

Entwickelte Aktienmärkte: US-Aktienmarkt hebt sich positiv ab

Bei den entwickelten Aktienmärkten zeigten sich in den letzten Monaten starke regionale Unterschiede, wobei sich der US-Aktienmarkt einmal mehr positiv abheben konnte. Getragen wurde diese Entwicklung vor allem von einer sehr guten Berichtssaison (inkl. Effekten der US- Steuerreform). Wir sehen weiterhin in der anstehenden Liquiditätsrückführung der Notenbanken den bestimmenden Faktor, der in den kommenden Monaten für anhaltend mehr Volatilität an den Märkten sorgen wird. Im Bereich der Stimmungsindikatoren sind aktuell keine Extremwerte (positive oder negative) zu beobachten.

Aktienmärkte Schwellenländer: langfristig sehr interessant, kurzfristige Risiken erheblich

Zuletzt hat sich die Situation in den Emerging Markets etwas beruhigt, wenngleich die Erholung recht zaghaft verläuft. Die weit verbreitete Meinung gegenüber Emerging Markets Veranlagungen kann wohl so zusammengefasst werden: Langfristig handelt es sich aufgrund der Bewertungen um eine sehr interessante Assetklasse, kurzfristig sind die Risiken nach wie vor erheblich (politische Unsicherheiten, Sentiment usw.). Wir schließen uns dieser Meinung an und bleiben vorerst taktisch zurückhaltend positioniert.

Rohstoffe: Konjunkturängste als Belastungsfaktor

Während sich Energierohstoffe weiter sehr fest präsentieren, mussten Industriemetalle und Edelmetalle zuletzt Kursrückgänge verbuchen. Ängste vor einer stärkeren Konjunkturabschwächung (vor allem in den Emerging Markets) und ein deutlich stärkerer US-Dollar erwiesen sich als Belastungsfaktoren. Die Positionierung der Investoren ist aktuell bereits sehr negativ, was die Entwicklung in den nächsten Monaten unterstützen sollte. Aufgrund einer angespannteren Angebots-/Nachfragesituation und einer attraktiveren Kurvenstruktur (backwardation) sehen wir für die Assetklasse mittelfristig weiterhin eine positive Kursentwicklung."

Ingrid Szeiler, CIO, Raiffeisen KAG

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