Die europäischen Börsen hätten seit dem Referenden eine Kursrallye erlebt, so Dolphin weiter. Dies sei zum Teil auf die Euro-Schwäche zurückzuführen, weil die Gewinne der Exportunternehmen dadurch stiegen.
Währungsunion nicht in Gefahr
Dass der Euro hingegen durch die Referenden und die Gedankenspiele Italiens, die Währungsunion zu verlassen, dauerhaft Schaden nimmt, erwartet Dolphin nicht. Einen Austritt einzelner Länder hält er wegen der extrem hohen wirtschaftlichen Kosten für diese Länder für äußerst unwahrscheinlich. Allerdings erwartet Dolphin, dass der Euro gegenüber dem Dollar weiter abwertet: "Unsere Schätzung für den fairen Wert der Gemeinschaftswährung liegt bei 1,15 Dollar", sagt Dolphin.
Die geweiteten Spreads zwischen den Anleihen einzelner Euro-Länder seien nur gerechtfertigt, wenn die Wahrscheinlichkeit eines Auseinanderbrechens der Währungsunion gestiegen wäre. "Wir glauben, das diese Annahmen falsch sind", sagte Dolphin. Deshalb geht er davon aus, dass sich die Spreads in den kommenden Monaten wieder annähern. In welchem Ausmaß hänge indes davon ab, wie konsequent die Verletzung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes durch Italien von der EU geahndet werde.
"Non" hat auch positiven Seiten
"Auf politischer Seite senkt das ´Nein´ zur EU-Verfassung die Beitrittschancen der Türkei und der Staaten auf dem Balkan deutlich", so Dolphin. Einen positiven Aspekt könnte die Ablehnung für Europa aber auch haben, vermutet der Volkswirt: Profitiert habe Nicolas Sarkozy, politischer Gegenspieler von Jacques Chirac. Er steht für einen Kurs wirtschaftlicher Reformen in Europa und hat gute Chancen, 2007 die Präsidentschaftswahlen in Frankreich zu gewinnen. Auch der mögliche Regierungswechsel in Deutschland könnte weitere wirtschaftliche Reformen in der EU anstoßen. "Und das wäre dann doch noch eine überraschende Folge des Scheiterns der EU-Verfassung", so Dolphin.