Hohe Bewertungen und politische Unsicherheit könnten Aktien schaden

Wöchentliches BNP Paribas Investment Partners Strategie-Update von Joost van Leenders, CFA, Chief Economist, Multi Asset Solutions und Colin Graham, CFA, CAIA, CIO, Head of AAA, Multi Asset Solutions: BNP Paribas Asset Management | 01.02.2017 13:48 Uhr
©  Fotolia.com
© Fotolia.com
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Tipp der e-fundresearch.com Redaktion: Das wöchentliche BNP Paribas Investment Partners Strategie-Update finden Sie auch auf der BNP Paribas Investment Partners Website.

ZUSAMMENFASSUNG

  • Kurzfristfaktoren bremsen US-Wachstum
  • Euroraum weiter auf Wachstumskurs
  • Kein Grund für Politikwechsel der japanischen Notenbank
  • Mexiko und Türkei scheinen krisenanfällig
  • Zinssenkungen in den Emerging Markets jetzt leichter möglich

Bei niedrigerer Volatilität legten Aktien weiter zu. Zykliker ließen defensive Werte hinter sich, und die Anlegerstimmung blieb gut. Nach den Kursgewinnen halten wir die Märkte jetzt für noch stärker überkauft, sodass wir in Aktien ebenso wie in amerikanischen High-Yield-Anleihen gegenüber Kasse untergewichtet bleiben. Zu den recht hohen Bewertungen kommt die politische Unsicherheit. Bei Redaktionsschluss führten die neuen vorübergehenden Einreiseverbote der USA für Menschen aus dem Nahen Osten zu einem Ausverkauf von Aktien, ohne dass Anleihen davon profitierten. Außerdem weiteten sich in Europa die Peripherieländerspreads aus. Das passt zu unserer Einschätzung, dass die Politik dem Welthandel schaden kann.

US-WACHSTUM INSGESAMT ENTTÄUSCHEND, ABER EINIGE LICHTBLICKE

Im vierten Quartal 2016 verpasste das US-Wirtschaftswachstum die ohnehin nicht sehr hohen Erwartungen. Es ging auf 1,9% (annualisiert) zurück, da der Nettoexport aufgrund fallender Exporte und steigender Importe noch negativer wurde. Auf den deutlichen Anstieg der Soja-bohnenexporte im dritten Quartal folgte ein (nicht ganz so hoher) Rückgang. Der Nettoexport hatte einen Wachstumsbeitrag von  1,7 Prozentpunkten. Die Lagerinvestitionen waren hinge-gen das zweite Quartal in Folge positiv und noch dazu höher als in den sechs Quartalen zuvor. Die Lagerkorrektur, die Unternehmensumsätze und Industrieproduktion gebremst hatte, scheint zu Ende.

Die Binnennachfrage – also die Summe aus Haushalts- und Staatskonsum sowie Unternehmens- und Wohnungsbauinvestitionen – stieg trotz des schwächeren Konsumwachstums et-was stärker. Das boomende Verbrauchervertrauen führt nicht zu wesentlich höheren Konsum-ausgaben, weil die Beschäftigung nicht mehr so stark wächst und der Reallohnanstieg unter der höheren Inflation leidet.

Sowohl Unternehmens- als auch Wohnungsbauinvestitionen trugen mehr zum BIP bei als in den Quartalen zuvor. Erstmals seit fünf Quartalen stiegen die Ausrüstungsinvestitionen. Die Bestellungen von Investitionsgütern legten ebenfalls zu. Verbessert hat sich auch die Produzentenstimmung. Die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie und den Dienstleistungssektor stiegen weiter; der Composite PMI erreichte seinen höchsten Stand seit Oktober 2015.

Alles in allem sind wir für die US-Wirtschaft optimistisch. Sie dürfte weiter Trendwachstum er-reichen und vielleicht sogar etwas stärker wachsen. Drei Gründe sprechen für uns aber gegen zu viel Euphorie: steigende Inflation, der starke US-Dollar und der Anstieg der Anleiherenditen. Die jüngste Verschlechterung der Bauherrenstimmung sowie der Verkäufe neuer und gebrauchter Häuser könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Zeiten für den Wohnimmobilien-markt schwieriger werden.

EURORAUM-FRÜHINDIKATOREN WEITER ERFREULICH

Wie auch in anderen Regionen waren die Frühindikatoren im Euroraum sehr gut. Der Economic Sentiment Index legte weiter zu, insbesondere wegen der Dienstleistungskonjunktur und des Konsums und nicht wegen Frankreich oder Deutschland. Der Composite PMI befindet sich auf dem zweithöchsten Stand seit Dezember 2015. Überraschend war der Rückgang des Ifo-Index in Deutschland, wenn auch von einem hohen Niveau. Das französische Verbrauchervertrauen stieg auf den höchsten Wert seit Oktober 2007. Die Präsidentschaftswahlen im April könnten für Unsicherheit sorgen, aber dem Verbrauchervertrauen hat das bislang nicht geschadet.

Für eine positive Sicht auf den Euroraum sprechen die allmähliche Verbesserung des Arbeitsmarkts, der recht billige Euro und die expansive Geldpolitik. All das hat dem Kreditzyklus geholfen und die Kreditvergabe der Banken an den privaten Sektor steigen lassen.

Die britische Wirtschaft ist jetzt das dritte Quartal in Folge um 0,6% gewachsen; offensichtlich hat das Brexit-Votum bislang überraschend wenig Schaden angerichtet. Für die Unternehmen wurde die höhere Unsicherheit durch das schwache Pfund ausgeglichen, das dem britischen Export nützt. Ungünstig für die Verbraucher ist aber die damit einhergehende höhere Inflation. Das Verbrauchervertrauen, der Automobilabsatz und der Hauspreisanstieg gingen dann auch zurück. Die Bank of England steht vor einer schwierigen Entscheidung: Das hohe Wachstum und die steigende Inflation verlangen eigentlich eine straffere Geldpolitik, aber die Unsicherheit über die Auswirkungen eines (harten) Brexits mahnt zur Vorsicht.

JAPAN: TAUZIEHEN ZWISCHEN AUSLANDS- UND BINNENNACHFRAGE

In Japan sorgte zuletzt vor allem der Export für gute Nachrichten. Natürlich spielten hier die Wechselkurse und die Preisentwicklung eine wesentliche Rolle, doch zum Jahresende, als die Exportpreisdeflation nachließ, stiegen die Exporte dennoch. Ganz anders sieht es bei der schwachen Konsumnachfrage aus. Der offiziellen Arbeitslosenquote zufolge bleibt der Arbeits-markt angespannt, aber der Reallohnanstieg wird durch die leicht steigende Inflation gebremst. In den nächsten Monaten wird man vor allem das Tauziehen zwischen Export und Konsum beobachten müssen. Für die Notenbank ist die Inflation zu niedrig, aber ihr Null-Prozent-Ziel für die Zehnjahresrendite ist noch zu neu, um ohne Glaubwürdigkeitsverlust geändert werden zu können.

EMERGING MARKETS: TÜRKEI UND MEXIKO UNTER DRUCK

Die Türkei musste gleich zwei Schläge hinnehmen: Fitch senkte das Länderrating unter Investmentgrade, und Standard and Poor’s setzte den Ausblick für das Land auf negativ. Die Unsicherheit in der Türkei selbst, aber auch in der Region, schadete dem Wirtschaftswachstum. Mit ihrem großen Leistungsbilanzdefizit und der recht hohen Auslandsverschuldung kann die Türkei unter Druck geraten, wenn sich die Haltung ausländischer Investoren ändert. Die Notenbank hob letzte Woche den Leitzins an, wenn auch nur halbherzig. Sie erhöhte lediglich die Obergrenze ihres Zinskorridors. Da dies Zweifel an der Unabhängigkeit der Notenbank nährte, wertete die Lira weiter ab.

Aufgrund der fallenden Inflation in zahlreichen Schwellenländern gibt es aber jetzt mehr Spielraum für Zinssenkungen. Am deutlichsten ist dies in Brasilien, wo die Realzinsen aufgrund eines deutlichen Inflationsrückgangs stark gestiegen sind. Die Banco do Brasil könnte ihre Zinssenkungen noch weiter beschleunigen. Auch in Indien sind die Realzinsen gestiegen, allerdings ist hier der Inflationsrückgang vor allem den Nahrungsmittelpreisen zu verdanken, sodass die Notenbank mit Zinssenkungen zögern könnte. Auch die russische Zentralbank könnte abwarten. Sie hat allerdings erklärt, dass Zinssenkungen noch immer möglich seien.

ASSET-ALLOKATION UNVERÄNDERT

Wir sind konservativ positioniert. Aktien halten wir noch immer für teuer und überkauft, auch wenn die amerikanische Berichtssaison für das vierte Quartal bis jetzt nicht enttäuscht hat. Zwar haben weniger Unternehmen als im Vorquartal unerwartet gute Gewinne und Umsätze berichtet, doch sind die Gewinne gestiegen, vor allem in den Sektoren Gesundheit, Versorger, Finanzen und IT. Das reicht unserer Ansicht nach aber nicht für steigende Kurse in den kommenden Monaten.

Aufgrund der Diskussion über die Geldpolitik und die recht guten Konjunkturdaten im Euroraum sind die deutschen Zehnjahresrenditen gestiegen. Angesichts der noch immer niedrigen Kerninflation könnte der Anstieg aber übertrieben sein, zumal noch immer keine Vollbeschäftigung herrscht. Dennoch bleiben wir bei einer neutralen Duration.

Die Spreads von Unternehmensanleihen und Emerging-Market-Anleihen blieben niedrig oder gingen sogar weiter zurück. Gemessen an den Fundamentaldaten sind die Spreads von Fremdwährungsanleihen sowie US High Yield unserer Ansicht nach jetzt zu eng. Wir sind deshalb in beiden Assetklassen untergewichtet.

Tipp der e-fundresearch.com Redaktion: Das wöchentliche BNP Paribas Investment Partners Strategie-Update finden Sie auch auf der BNP Paribas Investment Partners Website.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.