Unberechenbare Ölpreise und Daten lassen die Märkte zappeln

Letzte Woche war man an den Finanzmärkten optimistisch. Die chinesischen Daten galten als gut, und nach dem schwachen Wirtschaftswachstum im 1. Quartal schien es mit den USA nur aufwärts gehen zu können. In Doha konnten sich die weltgrößten Ölförderer allerdings nicht auf ein Einfrieren der Förderung einigen. Die Ölpreise fielen und die Märkte ebenfalls, wenn auch nur kurz. BNP Paribas Asset Management | 22.04.2016 09:57 Uhr
Joost van Leenders, CFA, Chief Economist, Multi Asset Solutions, BNP Paribas Investment Partners / ©  BNP Paribas
Joost van Leenders, CFA, Chief Economist, Multi Asset Solutions, BNP Paribas Investment Partners / © BNP Paribas
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ERHOLUNG IN CHINA?

"Im 1. Quartal wuchs das chinesische BIP um 6,7% (im Vorjahresvergleich). Dieser Wert liegt etwa in der Mitte der staatlichen Zielspanne für dieses Jahr, bedeutet aber auch einen weiteren Wachstumsrückgang. Gegenüber dem Vorquartal betrug das Wachstum nämlich nur 4,5% (annualisiert) und war damit so niedrig wie noch nie seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2011. Die meisten Marktbeobachter schienen dies aber zu ignorieren. Dennoch gibt es Anzeichen dafür, dass das Wachstum sein Tief erreicht hat. Eines davon ist der PMI, und auch die Investitionen wuchsen wieder stärker. Die Industrieproduktion stieg ebenfalls schneller; die Stromerzeugung, ein allgemein als zeitnah und wenig manipulationsan-fälliger Konjunkturindikator, nahm zu; und die Zementproduktion machte aufgrund höherer Wohnungsbauinvestitionen und Infrastrukturausgaben einen großen Sprung nach vorn. Auch Kennzahlen wie der BIP-Indikator von Bloomberg und der Li Kequiang Index machten zuletzt Fortschritte.

Aber nicht alles ist gut. Die Einzelhandelsumsätze stiegen so schwach wie seit 2004 nicht mehr. Die Arbeitsmarktkomponente der PMI-Indizes, seit März 2014 bis auf einen Monat ohne-hin stets unter 50, fiel im März 2016 auf den niedrigsten Stand aller Zeiten.

Fortschritte machte allerdings der Wohnimmobilienmarkt. Die Hausverkäufe nahmen zu, und die Bauaktivitäten stiegen entsprechend. Der mit der Einwohnerzahl gewichtete Durchschnitt der Hauspreisänderungen in den 16 größten Städten verbesserte sich um 17% und damit fast doppelt so stark wie in den Aufschwüngen 2010 und 2014. Entwickelt sich da eine neue Preis-blase?

Wir halten den Ausblick für China allenfalls kurzfristig für gut, aufgrund der expansiven Geld- und Fiskalpolitik. Entscheidender sind die großen Ungleichgewichte in einem Land, dessen Wirtschaft aufgrund des schwächeren Bevölkerungs- und Produktivitätswachstums langfristig nicht mehr so stark wächst. Deshalb sehen wir den jüngsten China-Optimismus mit einer ge-wissen Skepsis.

USA: LÄSST DER WOHNIMMOBILIENMARKT NACH?

Zwei Dinge fielen uns hier ins Auge: Das Verbrauchervertrauen steigt nicht mehr und die Ver-braucherausgaben waren zuletzt schwach. Die höheren verfügbaren Einkommen und das grö-ßere Nettovermögen dürften im 2. Quartal aber für eine Erholung sorgen. Allerdings gaben einige Wohnimmobilienmarktindikatoren nach. Die Stimmung der Hausbauer hat sich von Feb-ruar bis April nicht geändert, und Baugenehmigungen sowie Baubeginne sind zuletzt nicht wei-ter gestiegen. Angesichts der niedrigen Arbeitslosigkeit, der ordentlichen Einkommenszuwäch-se und der niedrigen Hypothekenzinsen dürfte der Abschwung aber wohl nicht nachhaltig sein.

Zwar erwarten wir für das 2. Quartal nur eine leichte Erholung, doch dürfte sie ausreichen, um die Fed im Juni zu einem weiteren Schritt in Richtung Zinsnormalisierung zu bewegen.

TECHNISCHE REZESSION IN JAPAN?

Im 4. Quartal 2015 schrumpfte das japanische BIP und im 1. Quartal dieses Jahres vielleicht ebenfalls. Falls ja, wäre Japan in seiner fünften technischen Rezession seit der Jahrtausend-wende (definiert als mindestens zwei aufeinanderfolgende Quartale mit abnehmendem BIP). Schwach waren das verarbeitende Gewerbe, die Haushaltsindikatoren und die Außenhandels-zahlen.

Bei einem so niedrigen Potenzialwachstum wie in Japan kommt es häufiger zu technischen Rezessionen, da eine Konjunkturdelle dann leichter zu einer Kontraktion führt. Allerdings würde eine erneute Rezession die Glaubwürdigkeit der Abenomics und der japanischen Notenbank in Frage stellen. Vielleicht werden schon auf der Zentralbankratssitzung am 28. April neue Kon-junkturmaßnahmen beschlossen. So könnte man sich entschließen, die schon jetzt negativen Zinsen noch weiter zu senken oder das Quantitative Easing aufzustocken. Aber vielleicht rea-gieren die Märkte dann skeptisch und werten dies als ein Zeichen dafür, dass die Notenbank ihr Pulver bald verschossen hat.

Schwach waren nicht nur die japanischen Außenhandelszahlen. In den sechs von uns beo-bachteten Schwellenländern, die frühzeitig Daten vorlegen (Brasilien, Chile, China, Südkorea, Taiwan und Indien) ist das jährliche Exportwachstum zwar gestiegen, vor allem wegen China. Ohne China wäre das Exportwachstum aber um 8% gefallen.

ASSET-ALLOKATION: UNVERÄNDERT

Die amerikanische Berichtssaison brachte bislang keine Überraschungen. Zwar sind die bis-lang bekannten Gewinne im Schnitt klar gefallen, doch übertrafen viele Unternehmen die (be-scheidenen) Erwartungen. Gewinneinbrüche einiger Großbanken sorgen für Kostensenkungen einschließlich Arbeitsplatzabbau. Alles in allem liegen Bankaktien seit Anfang Januar hinter dem S&P500 zurück, so dass die niedrigen Gewinne keine Überraschung waren. Jetzt aber haben die Banken etwas aufgeholt. Wir glauben nicht, dass die Gewinne den Aktienmarkt zur-zeit maßgeblich bestimmen.

Interessant war die Marktreaktion auf das Scheitern der Gespräche in Doha. Zunächst galt es als negativ, da die Ölpreise fielen – ein Zusammenhang, den wir jetzt schon seit vielen Mona-ten kennen. Möglicherweise signalisiert billiges Öl schwaches Weltwirtschaftswachstum, und vielleicht sehen die Investoren vor allem die negativen Auswirkungen auf die Investitionen. Der Ölpreisrutsch nach den Gesprächen war allerdings ein klassischer Angebotsschock, der nichts mit Sorgen um die Weltwirtschaft zu tun hat. Wie auch immer: Er war nur von kurzer Dauer, und schon bald stiegen Ölpreise und Märkte im Gleichschritt. Die positive Korrelation blieb uns erhalten.

Unserer Ansicht nach hat die wieder bessere Marktstimmung vor allem damit zu tun, dass für China und die USA höheres Wachstum erwartet wird. Auch wir glauben, dass sich die US-Wirtschaft im 2. Quartal erholen wird. Allerdings sehen wir noch keine wesentliche Änderung des Trendwachstums von zurzeit etwa 2%. Die US-Wachstumserwartungen scheinen für risikoreiche Wertpapiere weder gut noch schlecht zu sein. Beim Thema China hatten es die Märkte mit ihrem Pessimismus vielleicht übertrieben. Dies ist jetzt weitgehend korrigiert worden insbesondere in den USA, wo der S&P500 ein neues Rekordhoch anvisiert. Wir halten das Wachstum noch immer für moderat, was Inflation und Gewinnwachstum dämpft. Unsere defensive Asset-Allokation haben wir daher nicht geändert."

Joost van Leenders, CFA, Chief Economist, Multi Asset Solutions, BNP Paribas Investment Partners

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