Frontier Markets Fondsmanager Böttcher: Stabile Entwicklung im Juli

Wie sich die Frontier Märkte im Kalendermonat Juli sowie ganz konkret auch das Portfolio von Fondsmanager Stefan Böttcher entwickelten, welche Ereignisse auf Einzeltitelebene im Fokus standen und warum man sich bei einer Rückkehr des Marktfokus auf Fundamentaldaten sehr gut positioniert fühlt, erklärt der Fiera Capital Fondsmanager in einem aktuellen Marktkommentar. Fiera Capital | 20.08.2018 12:10 Uhr
Stefan Böttcher, Fondsmanager, Fiera Capital / © Fiera Capital
Stefan Böttcher, Fondsmanager, Fiera Capital / © Fiera Capital
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"Im Juli erzielte der Fonds ein Plus von 1,5% (vor Gebühren), was den Verlust seit Jahresanfang auf 3,1% verminderte. Der MSCI Frontier Markets Index ist im Vergleich dazu seit Jahresbeginn bisher um 5,2% rückläufig.

Der Monat erwies sich in Bezug auf die Performance einzelner Titel als sehr stabil. Keine Aktie war für Bewegungen von mehr als etwa 30 Basispunkten nach oben bzw. unten verantwortlich. Positiv war, dass es bei zwei der größeren Beteiligungen im Portfolio zu Fortschritten kam: Emirates NBD gab äußerst starke Ergebnisse bekannt, und der Überhang bei HumanSoft-Aktien wurde durch eine Platzierung abgebaut.

HumanSoft, das größte kuwaitische Hochschulbildungsunternehmen, zog im Juli nach der erfolgreichen Platzierung eines 17%igen Anteils wieder stark an. Die Platzierung war ursprünglich zum Ende letzten Jahres angesetzt worden, wobei dann aber lediglich 2% des Unternehmens verkauft wurden, und der verbleibende Überhang belastete entsprechend den Aktienkurs. Wir nutzten die Gelegenheit, dass die Transaktion zu einem Abschlag zum Marktpreis durchgeführt wurde und erhöhten unsere Anteil auf 9,6%, womit HumanSoft jetzt eine der zwei größten Beteiligungen im Portfolio ist. Der gegenwärtige Aktienkurs deutet für die nächsten fünf Jahre nicht auf Wachstum hin, wohingegen wir ein Umsatzwachstum von 13% pro Jahr für den Zeitraum 2017-22 prognostizieren. Unsere Prognose fußt auf um 6% pro Jahr steigenden Studentenzahlen aufgrund neuer Studiengänge in Fachbereichen wie Krankenpflege, Technik und Architektur, plus 6% mehr Durchschnittsgebührstudenten für den gleichen Zeitraum aufgrund steigender Studiengebühren und wegen mehr Technikstudenten, deren Gebühren höher sind. HumanSoft wird zu einem 2018er KGV von 14,0x und einem Unternehmenswert/EBITDA-Multiplikator von 11,5x gehandelt, im Vergleich zu ähnlichen Unternehmen aus Emerging und Frontier Markets, die jeweils zu 29,6x bzw. 17,4x gehandelt werden, und das obwohl es sich durch überdurchschnittliche Renditen und Wachstum auszeichnet. Angesichts des stabilen und gut prognostizierbaren Geschäftsmodells, gehen wir weiterhin davon aus, dass die Aktie neu bewertet werden wird.

Eine weitere große Beteiligung im Portfolio, Emirates NBD, die Bank aus den VAE mit einer Marktkapitalisierung von 16 Mrd. US-Dollar, schnitt im Juli aufgrund eines starken zweiten Quartalsergebnisses sehr gut ab. Da die Währung der VAE und daher auch die Zinsen an den US-Dollar gekoppelt sind, ist Emirates NBD einer der größten Nutznießer von allen EM-Banken, wenn die US-Zinsen steigen. Die Erträge für das zweite Quartal stiegen im Jahresvergleich um 30% und die Vorausschau für den Rest des Jahres geht von einer deutlichen Erhöhung der Margen aus. Der große Katalysator für eine Neubewertung des Titels wird die Erhöhung des gegenwärtig sehr geringen Ausländerbesitzlimits sein, die wir gegen Ende dieses Jahres erwarten. Marktschätzungen gehen von potentiell passiven Zuflüssen zum Titel aufgrund der Indexaufnahme von bis zu 600 Mio. US-Dollar aus. Während wir auf dieses Event warten, halten wir eine sehr gute Bank im Portfolio, die zu 0,9x vom Buchwert 2018 gehandelt wird mit 17,5% Eigenkapitalrendite und einem 70%igen Abschlag zu vergleichbaren Unternehmen.

Negativ war im Juli dagegen, dass die vietnamesische Verbraucherbank VPBank ein enttäuschendes Ergebnis für das zweite Quartal sowohl beim Kreditwachstum als auch bei den Risikokosten bekannt gab, was den Aktienkurs um 7% einknicken ließ. Dass die Zahlen für das erste Quartal schwach ausfielen, war aufgrund der langen Ferien verständlich, dass sich der Trend aber im zweiten Quartal fortsetzt, scheint daraus jetzt Normalität werden zu lassen. Das Wachstum ist zwar immer noch sehr stark, und wir sehen in dem Sektor auch ein riesiges langfristiges Potential, sind aber der Ansicht, dass sich in diesem Bereich Chancen mit klareren Aussichten bieten und haben daher unsere Beteiligung zurechtgestutzt.

Von National Medical Care, dem saudischen Privatkrankenhauskonzern, kam im Juli ein Negativbeitrag. Über das letzte Jahr war der Titel aber stark gestiegen, und wir sehen auch keine fundamentalen Gründe, warum der Aktienkurs eingeknickt ist. Es gibt zwei langfristige positive Katalysatoren für den privaten Gesundheitssektor in Saudi-Arabien: zum Einen die Ausdehnung der Pflichtversicherung für saudische Staatsbürger, und zweitens die Privatisierung staatlicher Gesundheitseinrichtungen. Care ist gut positioniert, um aus beiden Trends einen Nutzen zu ziehen. Wir sehen unter der neuen Geschäftsführung bereits einen klaren Turnaround, der sich jetzt schon in einer um 260 Basispunkte besseren Marge 2017 zeigt und um 870 Basispunkte besser im ersten Quartal 2018. Wir sehen unter dem neuen Managementteam ein nachhaltiges Aufwärtspotential für die Margen, da auf Kosteneinsparungen beim Personal, bei den Verbrauchsgütern und auf bessere Versicherungskonditionen abgezielt wird. Unserer Einschätzung nach müsste die kumulierte jährliche Wachstumsrate beim Gewinn pro Aktie (EPS CAGR) in den nächsten drei Jahren bei 25% liegen, und wir sehen weiteres deutliches Aufwärtspotential aus dem Joint-Venture mit NMC Healthcare, dem Krankenhausbetreiber aus den VAE, in den wir bereits seit vielen Jahren investieren.

Die Ahli United Bank, also die an der Börse in Bahrain notierte Bank, leistete im Juli einen Negativbeitrag. Lediglich 18% der Geschäfte der Bank beziehen sich auf Bahrain, das Gros der Geschäftstätigkeit befindet sich in Kuwait und anderen Golfkooperationsratsländern. Die Bank wird bisher keinen Analysten gecovert und wird zu einem Abschlag von über 40% zum kuwaitischen Banksektor gehandelt. Das Ergebnis des zweiten Quartals 2018 war sehr gut mit einem Plus von 8,4% bei den Einlagen seit Jahresbeginn und einem im Jahresvergleich um fast 13% gestiegenen Nettozinsertrag im ersten Halbjahr aufgrund höherer Nettozinsmargen. Der Nettoertrag kletterte im Jahresvergleich um 15,5%. Aufgrund des großen Engagements der Bank in Kuwait stellte der Indexanbieter FTSE die Länderklassifizierung des Titels auf Kuwait um, was ihn jetzt mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken müsste. Wir sind zuversichtlich, dass es sich hier um eine ganz grundsätzlich starke Position handelt und dass es sowohl interne als auch externe Katalysatoren gibt, die eine Neubewertung der Aktie herbeiführen müssten.

Unsere Investmentstrategie wurde in den letzten paar Monaten negativ von politischen (Pakistan) und wirtschaftlichen (Argentinien) Entwicklungen beeinflusst sowie von Verkaufstendenzen aus technischen Gründen in Vietnam. Die Lage in Pakistan und Argentinien hängt von jeweils zwei möglichen politischen Ausgängen ab, und wir haben diese Märkte im Wesentlichen verlassen und werden erst dann zurückkehren, wenn die Reformprozesse wieder klarer sind und für die Märkte wieder ein fundamentaler Investmentfokus möglich ist. In Vietnam nutzten wir die Gelegenheit und bauten unsere Position aus.

Wir sind auch derzeit nicht weniger vom Value des Portfolios überzeugt, als wir es in der Vergangenheit waren. Historisch betrachtet schnitt unsere Strategie immer dann am besten ab, wenn Marktstabilität gegeben war und sich der Markt auf Fundamentalwerte konzentrieren konnte, und wir sind davon überzeugt, dass wir für die Rückkehr eines derartigen Umfelds sehr gut positioniert sind."

Stefan Böttcher, Fondsmanager, Fiera Capital

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