Swisscanto: "Die Frankenstärke ist hausgemacht"

Zwei Monate ist es her seit die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit einem Paukenschlag die Aufhebung des Mindestkurses bekannt gab. Mittlerweile hat sich die Situation an der Währungsfront zwar etwas beruhigt, der Franken ist aber immer noch 10-12% teurer als zu Beginn des Jahres. "Die negativen Auswirkungen des stärkeren Frankens werden in den kommenden Monaten immer deutlicher zu spüren sein", sagt Swisscanto Chefökonom Thomas Liebi. Swisscanto Invest | 18.03.2015 09:40 Uhr
Thomas Liebi, Chefökonom, Swisscanto
Thomas Liebi, Chefökonom, Swisscanto
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Negative Auswirkungen werden immer deutlicher zu spüren sein

Die jüngsten Umfragen bei Unternehmen zeichnen ein vorsichtiges Bild. So verhalten wie heute blickten die Firmen zuletzt im Herbst 2012 in die Zukunft – zu einem Zeitpunkt also, als die Eurokrise den Alten Kontinent fest im Griff hatte.

Frankenstärke zu einem bedeutenden Teil hausgemacht 

Entgegen der landläufigen Meinung wurde die jüngste Frankenstärke nicht primär durch Fluchtgelder aus dem Euroraum oder aus geopolitischen Krisenregionen ausgelöst, sondern ist zu einem bedeutenden Teil hausgemacht. Die Schweiz weist seit Jahren einen sehr hohen Leistungsbilanzüberschuss aus, verdient also im Austausch mit dem Ausland deutlich mehr, als sie ausgibt. Der kumulierte Leistungsbilanzüberschuss seit dem Jahr 2000 beträgt rund 800 Mrd. Franken.

Grafik 1: Die Schweiz erwirtschaftet einen bedeutenden Überschuss im Austausch mit dem Rest der Welt

Quelle: SNB
Quelle: SNB
Durch diesen Überschuss entsteht ein Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken. Normalerweise wird ein grosser Teil dieses Überschusses wieder im Ausland investiert, was den Aufwertungsdruck dämpft. Die wichtigsten Kanäle dafür sind Direktinvestitionen der Unternehmen und Portfolioinvestitionen von privaten und institutionellen Anlegern. Mit Ausbruch der Finanzkrise und insbesondere im Zuge der Zuspitzung der Eurokrise sind diese Auslandinvestitionen stark zurückgegangen.

Grafik 2: Schweizer Investitionen im Ausland sind mit Ausbruch der Finanzkrise stark zurückgegangen (Zahlen rollend jeweils für vier Quartale in Mrd. CHF)

Quelle: SNB
Quelle: SNB
Vor allem die Abflüsse über Portfolioinvestitionen stagnieren seit 2009 – Schweizer Investoren legen ihr Geld nicht mehr im Ausland an. Mit dem Aufflammen der Eurokrise wurden nicht nur die Überschüsse nicht mehr im Ausland investiert, sondern sogar netto Anlagegelder aus dem Ausland abgezogen.

Grafik 3: Portfolioinvestitionen stagnieren – Schweizer Anleger behalten ihr Geld lieber im Inland

Quelle: SNB
Quelle: SNB
Die Folge dieser Reinvestitionsverweigerung war ein anhaltender Aufwärtsdruck auf den Schweizer Franken. Wie einst Winkelried bei der Schlacht von Sempach sprang hier die SNB in die Bresche. Durch den Verkauf von Franken gegen Euro hat die Nationalbank die Lücke gefüllt, welche die Schweizer Anleger zurückgelassen haben, in dem sie die im Ausland erwirtschafteten Überschüsse nicht mehr im Ausland reinvestiert haben. 

Um den Franken nachhaltig zu schwächen, müsste die SNB also nicht in erster Linie ausländische Anleger davon abhalten, in der Schweiz zu investieren, sondern vielmehr den Schweizer Franken für Schweizer Anleger so unattraktiv machen, dass diese ihr Geld lieber wieder im Ausland anlegen. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat sie mit der Einführung von Negativzinsen gemacht. Falls der Aufwertungsdruck auf den Franken nicht nachlässt, ist eine Verschärfung der Negativzinspolitik zu erwarten. 

So weit muss es aber nicht unbedingt kommen. Die Schweizer trauen sich langsam wieder, ihr Geld im Ausland anzulegen. Dort locken höhere Zinsen und tiefere Aktienbewertungen. Und mit der jüngsten Aufwertung des Schweizer Frankens erhält man nun noch mehr fürs Geld. Einkaufstouristen sollten sich also nicht nur im grenznahen Ausland mit Waren eindecken, sondern zum Beispiel auch bei europäischen Aktien zuschlagen.

Thomas Liebi, Chefökonom, Swisscanto

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