Das "bestimmte Ereignis" ist in diesem Fall das Absinken der Eigenkapitalquote unter eine vordefinierte Marke. Wenn also in einer künftigen Krisensituation das Kernkapital eines Instituts diese Marke unterschreitet, wird Fremdkapital automatisch in Eigenkapital gewandelt. Die Einführung von CoCo-Anleihen ist eine logische Konsequenz aus den Erfahrungen der Finanz- und Bankenkrise und dient der Kapitalstärkung von Banken und Versicherungen.
"Die bisher von diesen Instituten ausgegebenen CoCo-Anleihen sind mit hohen Kupons zwischen sechs bis 15 Prozent ausgestattet. Der gesamte Kupon setzt sich zusammen aus dem risikolosen Zinssatz, einer Entschädigung für das Kreditrisiko sowie der Entschädigung für das Risiko, dass die Anleihe in Aktien des Unternehmens gewandelt werden könnte. Die letztgenannte Komponente macht den weitaus größten Teil des Kupons aus. Investoren, die eine renditesteigernde Ergänzung ihres Portfolios suchen, sollten die attraktiven Renditen der CoCo-Anleihen nicht außer Acht lassen", so Mirko Santucci, Manager des Fonds "Swisscanto (LU) Bond Invest CoCo".
Markt der CoCo-Anleihen steht Wachstum bevor
Bisher wurden CoCo-Anleihen von etablierten Banken wie Credit Suisse, Lloyds Bank und Rabobank sowie von einzelnen Versicherungsgesellschaften herausgegeben. Zuletzt wurde auch von UBS eine Anleihe zur Stärkung des Eigenkapitals emittiert. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine CoCo-Anleihe mit Wandlungspflicht in hartes Kernkapital, sondern um eine CoCo-Anleihe mit Forderungsverzicht. Falls der Anteil des Kernkapitals von UBS an den Aktiven unter fünf Prozent sinken sollte, würden Anleger keine UBS-Aktien erhalten, sondern ihr CoCo-Kapital komplett verlieren. Die FINMA (Schweizerische Finanzmarktaufsicht) lässt beide Lösungen - also CoCos mit Zwangswandlung und solche mit Forderungsverzicht - zur Verlusttragung ausdrücklich zu.
Derzeit sind CoCo-Papiere im Gesamtvolumen von rund 15,4 Milliarden Euro bei Anlegern platziert. Der Markt für CoCo-Anleihen ist also heute noch recht klein. "Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: Erstens war die Emission von Banktiteln im Zuge der europäischen Schuldenkrise praktisch unmöglich. Zweitens war längere Zeit noch nicht klar, wie die gesetzlichen Eigenmittelvorschriften in verschiedenen Ländern im Detail ausfallen würden. In beiden Punkten hat sich die Situation in der Zwischenzeit erhellt. Wir erwarten deshalb, dass 2012 in Europa neue CoCo-Anleihen auf den Markt kommen werden und sich diese Assetklasse etablieren wird", so Santucci.
Aktueller Kapitalbedarf 260 Milliarden Euro
Um die strengeren Anforderungen an ihre Kapitalausstattung zu erfüllen, benötigen Banken weltweit eine Gesamtsumme von etwa 260 Milliarden Euro. Noch ist nicht klar, in welcher Form dieser Kapitalbedarf im Einzelnen gedeckt wird. Swisscanto, die Fondsgesellschaft der Schweizer Kantonalbanken, schätzt jedoch, dass etwa 30 bis 40 Milliarden Euro auf CoCo- Anleihen entfallen dürften. Da die Aufnahme von Aktienkapital im Vergleich zur Kapitalbeschaffung mit CoCo-Anleihen teurer wäre, rücken die bedingten Wandelanleihen als Lösung des Problems in den Vordergrund. "Und um den verordneten Finanzierungsbedarf zu decken, müssen attraktive Renditen geboten werden. Diese Situation können Anleger gezielt nutzen", meint Santucci.