Damit ist die Gefahr eines Zusammenbruchs des europäischen Bankensystems vorläufig gebannt und eine schwere Belastung der Finanzmärkte massiv reduziert worden. Die Problematik der Banken mit ihrem "Eigenkapitalbedarf" bleibt dagegen ungelöst.
Das Jahr 2011 endete mit einem ausgeprägten Pessimismus der Anleger, einer Welt voller Systemrisiken und rekordhoher Staatsschuldenberge, einer beginnenden Rezession im Euroland und äußerst attraktiv bewerteten Aktien. Zieht man die Seismologie zum Vergleich heran, so war die Kreditkrise 2008 das Hauptbeben. Seither gab es zwei heftige Nachbeben. Dies ist in gewissem Sinne sowohl bei Finanzkrisen wie auch bei Erdbeben eine normale Erscheinung. Die Effekte des zweiten Nachbebens waren während des ganzen Börsenjahres 2011 zu spüren, und auch 2012 werden wir mit Aufräumarbeiten beschäftigt sein. Es ist unseres Erachtens sogar sehr gut möglich, dass es auch 2012 mindestens ein weiteres heftiges Nachbeben geben wird. Ein nochmaliges Jahrhundertbeben hat dagegen trotz des angeschlagenen Bankensystems und der bevorstehenden Rezession im Euroland eine geringe Eintrittswahrscheinlichkeit.
In den vergangenen Monaten wurden italienische und spanische Staatsanleihen als zu risikoreich eingestuft. Diese Einschätzung haben wird nach der Liquiditätsmaßnahme der Europäischen Zentralbank revidiert. Nicht nur die Refinanzierung der Banken ist auf drei Jahre hinaus gesichert. Die Stabilisierung des Finanzsektors verringert ganz eindeutig die Gefahr für die Staaten, dass sie zur Rettung von konkursgefährdeten Banken einspringen müssen. Unsere Untergewichtung bei spanischen und italienischen Bonds wird deshalb sukzessive reduziert.
Aufgrund der attraktiven Bewertungen gehen wir mit einem leichten Aktienübergewicht ins 2012
Wir erwarten bei Aktien eine Fortsetzung der Erholung. Die anhaltende Risikoaversion der Anleger und unsere Bewertungsmodelle geben Kaufsignale. Selbst wenn die aktuellen Gewinnprognosen 2012 für die europäischen Unternehmen angesichts der drohenden Rezession in Europa weiter nach unten revidiert werden, sind deren Aktien extrem günstig bewertet. Regional tragen wir der extremen Unterbewertung europäischer Aktien mit einem leichten Übergewicht um 1,5 Prozentpunkte Rechnung, teilweise zu Lasten von Japan (-1%). Value-Titel haben heute eine Unterbewertung erreicht, die so groß ist wie gegen Ende der sogenannten "Tech Bubble" im Jahr 2000. Bei unserer Branchenallokation erhöhen wir das Gewicht der Banktitel (+1%) zu Lasten des Rohstoffsektors (-1%).
Währungen
Der Schweizer Franken ist weiterhin gegenüber allen anderen Währungen substanziell überbewertet. Wir behalten unser Übergewicht der norwegischen Krone gegenüber dem Schweizer Franken bei. NOK profitiert vom Wiederanstieg des Erdölpreises. Zudem sind die Wirtschaft und der Staatshaushalt Norwegens in hervorragender Verfassung. Statt des kanadischen Dollars (CAD) halten wir neu eine Long-Position in Schwedenkronen (SEK) zu Lasten des japanischen Yen. Die SEK ist stärker unterbewertet als der CAD und liefert den vierthöchsten "Carry" innerhalb der Hauptwährungen.
Wendepunkte
In den vergangenen Monaten hat sich politisch einiges bewegt. Gleich in mehreren Ländern hat die Schuldenkrise für Abwahlen und Neubesetzungen von Schlüsselpositionen gesorgt. Zudem könnten die massiven Liquiditätsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) nun den wesentlichen "Trigger" darstellen, um die Märkte aus dem Krisenmodus herauszuführen. Die frische Liquidität wird ihre Wirkung nicht verfehlen. Eine Alternative zum Erwerb von Bankaktien ist, zuerst "Credit" zu kaufen, also darauf zu setzen, dass sich die durch Panik aufgeblähten Spreads recht schnell reduzieren.