Denn das Gesamtthema Nachhaltigkeit gewinnt weiter an Gewicht und hält in immer mehr Wirtschaftsbereichen Einzug. Letztendlich ist allen Protagonisten auf den wichtigen Entscheidungsebenen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft klar: es gibt keinen Weg zurück zu alten Verhaltensmustern, sondern nur das Forcieren nachhaltigen Wirtschaftens und verantwortungsvollen Handelns. Und dieses Selbstverständnis wirkt sich immer mehr auf die Anleger aus. Sie werden bei Investitionen verstärkt darauf achten, dass ökologische und soziale Kriterien Berücksichtigung finden“, so Bernhard Engl, Mitglied der Direktion und Nachhaltigkeitsexperte von Swisscanto.
Weltklimagipfel kann weiteren Fingerzeig geben
Sollte die künftige Regierung planen, die bestehenden Atom-Ausstiegspläne rückgängig zu machen, erwartet Engl massive Widerstände in der Bevölkerung. Deshalb rechnet er nur mit einer geringfügigen Änderung des eingeschlagenen Weges. „Allerdings dürfte das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und die damit verbundenen Vergütungsstrukturen überprüft werden. Unter den eventuell verschlechterten finanziellen Rahmenbedingungen könnte die Geschwindigkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energien leiden. Langfristig sehe ich in diesem Bereich jedoch weiter enormes Wachstumspotenzial“, so Engl. Einen eindeutigen Fingerzeig in Richtung Nachhaltigkeit und damit auch in Richtung nachhaltigen Geldanlagen kann die Weltklimakonferenz in Kopenhagen geben. Engl rechnet mit schwierigen Verhandlungen, zeigt sich aber zuversichtlich, dass sich die Staatengemeinschaft zu einer zukunftsweisenden Vereinbarung entschließt: „Ein wesentlicher Punkt ist die Festlegung, wie der Ausstoß einer Tonne Treibhausgasse künftig bemessen wird und dass damit ein fairer Preis dafür entsteht. Erst dann können nachhaltige Investoren klar erkennen, welche Kosten einem Unternehmen durch die Klimabelastung entstehen und wie hoch die Kosten im Verhältnis zum Umsatz sind. In Unternehmen wächst dadurch weiter der Druck, CO2-Belastungen einzuschränken.“
„Grüne Konjunkturprogramme“ boomen
Ein erfolgreicher Weltklimagipfel beflügelt daher sicherlich die Entwicklung und Etablierung nachhaltiger Geldanlagen. Ein Scheitern hingegen wäre zwar negativ zu bewerten, aber keine große Belastung für ökologische, ethische und soziale Investments. Denn die fortschreitende Erderwärmung bleibt ein Dauerthema und deren politische Bekämpfung wäre damit nicht aus der Welt. Zudem kann die Wirtschaft auch ohne politische Vorgaben beim Klimaschutz weiter aufs Tempo drücken. Und zahlreiche Unternehmen zeigen hier eine große Bereitschaft. „Betrachtet man den Boom „grüner“ Konjunkturprogramme zahlreicher Nationen, ist zu sehen, dass Regierungen unabhängig von globalen Vereinbarungen die
Zeichen der Zeit erkannt haben“, so Engl.
Wie sehr sich der Nachhaltigkeitsgedanke beim Investieren verankert hat, zeigt ein schönes Beispiel: Das Planspiel Börse der deutschen Sparkassen (www.planspiel-boerse.com) für Schüler und Studenten startete Anfang Oktober mit dem neuen inhaltlichen Themenschwerpunkt Nachhaltigkeit. Gemäß den Veranstaltern trägt dieser dazu bei, wirtschaftliche Vorgänge und Handlungsweisen von Unternehmen zu bewerten. So lernen die Teilnehmer, sich mit ökonomischen Fragen kritisch auseinander zu setzen und daraus Entscheidungen für ihr Depot zu entwickeln. Eine Nachhaltigkeitsauswertung der Depots vermittelt die Bedeutung von nachhaltigem und langfristigem Anlageverhalten bei Wertpapieren. „Ein weiteres Indiz dafür, dass Nachhaltigkeit weniger ein modernes Schlagwort, sondern vielmehr ein ambitionierter und etablierter Bestandteil im Finanzbereich ist“, meint Engl.