DNCA: "Wirtschaftsakteure sind in Anbetracht der unsicheren politischen Lage zunehmend besorgt"

„Wirtschaftsakteure – Privathaushalte genauso wie Unternehmen – sind in Anbetracht der unsicheren politischen Lage zunehmend besorgt. Daher müssen die Regierungen die Rolle der Zentralbanken übernehmen“, schreibt Igor de Maack, Portfoliomanager und Sprecher des Portfoliomanagements, DNCA Finance. Natixis Investment Managers | 14.09.2016 11:36 Uhr
Igor de Maack, Portfoliomanager, DNCA Investments / ©  DNCA Investments
Igor de Maack, Portfoliomanager, DNCA Investments / © DNCA Investments
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"Trotz der scheinbaren Ruhe im Sommer und der Stabilisierung der Finanzmärkte fliehen Anleger weiter aus der Eurozone. Die Kapitalflucht hat historische Ausmaße angenommen, das Geld fließt in die Schwellenländer. Seit dem Brexit ist das Handeln internationaler Investoren von Angst vor einem Zerfall Europas und insbesondere der Eurozone geprägt. Ohne eine Wiederbelebung des europäischen Projekts wird diese Stimmung anhalten und das Vertrauen von Konsumenten und Unternehmen untergraben, die ihre Ersparnisse bzw. Geldbestände lieber horten anstatt zu konsumieren oder zu investieren. Eine erste Hürde gilt es in Italien zu überwinden, wo die Wähler im November über eine Verfassungsänderung abstimmen, die dem Zweikammersystem und der chronischen Instabilität des politischen Systems jenseits der Alpen ein Ende setzen soll. Zeitgleich zum Referendum versuchen Aufsichtsbehörden, Staat und Banken, einen Rettungsplan zusammenzustellen, um das Bankensystem von Rückstellungen für notleidende Kredite zu bereinigen und diese in Eigenkapital umzuwandeln.

Noch wackelt der Aufschwung in der Eurozone nicht. In den Vereinigten Staaten hat das Wachstum zwar nachgelassen, bleibt aber genau wie die Arbeitsmarktzahlen stabil. Die Schwellenländer (Brasilien und Russland) profitieren von einer Preisflaute bei Rohstoffen. China bricht trotz seines ausgewachsenen Schuldenproblems noch immer nicht ein. Die Karte des weltweiten Wachstums gibt noch immer ein sehr kontrastreiches Bild ab, ist allerdings weniger katastrophal als zu Beginn des Jahres befürchtet. Attentate und Migrationsrisiken haben in Europa nicht zu einem massiven Konsumeinbruch geführt. Eine Ausnahme bildet hier vielleicht der französische Tourismussektor in diesem Sommer. Die Auswirkungen des Brexit sind bisher schwer abzuschätzen, zumal sich der Fahrplan zum Austritt aus der Europäischen Union mit jeder Äußerung von der Insel verschiebt. Die Arbeitslosenquote ist in der Eurozone rückläufig und befindet sich in den USA weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Inflationsindizes wirken im Vergleich zu den Zielen der Zentralbanken und zu ihren historischen Werten nach wie vor blass. Für 2017 wird ein weltweites Wachstum in einer Größenordnung von etwa 3 % prognostiziert.

Die amerikanische Geldpolitik wird immer untragbarer, die nächste Zinserhöhung rückt näher. Der Dollar könnte zudem mittelfristig steigen. Auch die EZB wird vor dem Dilemma einer Zinserhöhung stehen, sollte die Inflation wieder anziehen. Die Märkte nehmen vor allem die amerikanischen Arbeitsmarktzahlen unter die Lupe, um Anzeichen zu entdecken, die auf die Einleitung der nächsten Zinserhöhung hinweisen. Wegen seiner relativ guten Wirkung auf die privaten Investitionen wird die EZB ihr Programm zur quantitativen Lockerung fortführen, das ursprünglich im März 2017 auslaufen sollte. Mario Draghis Stab wird seine Lehren aus den Erfahrungen der Fed ziehen, die sich schwertut, ihre lockere Geldpolitik wieder zurückzudrehen. Zudem muss die EZB ihrer Doppelrolle als Zentralbank und integrative Kraft der Eurozone gerecht werden. Auch ist die Geldpolitik der Eurozone ungleich komplexer als im Dollarraum und daher nicht direkt mir dieser vergleichbar. Trotzdem käme es auf den internationalen Finanzmärkten zu Verzerrungen und Mitnahmeeffekten, sollte die geldpolitische Divergenz zwischen den Blöcken zu groß werden und zu lange anhalten.

Die Weltwirtschaft hat sich zweifellos erholt, allerdings werden die anstehenden Wahlen die Märkte belasten (Italien, USA, dann Frankreich und Deutschland). Das Ergebnis könnte eine Rückkehr der Volatilität sein, die erst im Sommer abgeklungen war. Wenn diese Hürden erfolgreich genommen werden, könnten europäische Aktien ihren Performance-Rückstand zum Teil aufholen. Die Halbjahreszahlen der Unternehmen waren bisher jedenfalls zufriedenstellend. Die Situation in einigen Schwellenländern spräche dafür, diese Themen nach vorsichtiger Auswahl wieder in die Portfolios aufzunehmen. In den USA ist wegen der möglichen Zinserhöhung und der Rekordkurse am Aktienmarkt Vorsicht geboten. Auf beiden Seiten des Atlantiks werden Investitionen in Anleihen mit langer Laufzeit zu Risikoanlagen. Europäische Aktien werden von einem „politischen Preisabschlag“ belastet, der immer noch schwer zu quantifizieren ist. Dennoch halten die Aktienmärkte der Eurozone für Anleger, die selektiv vorgehen, Gewinnwachstum, Fusionen und Übernahmen sowie solide Dividenden bereit."

Igor de Maack
Portfoliomanager und Sprecher des Portfoliomanagements
DNCA Finance 

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