Gröschls Mittwochskommentar: 43/2018

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 23.10.2018 13:05 Uhr
Florian Gröschl, Absolute Return Consulting GmbH / © ARC GmbH
Florian Gröschl, Absolute Return Consulting GmbH / © ARC GmbH
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Bitte das wochentägliche Frontrunning zu entschuldigen, aber morgen sind wir mit einem unserer französischen Lieblingspartner unterwegs und da bleibt für die anderen Nezessitäten kaum Zeit. Die wesentlichen Themen haben sich zur Vorwoche leider kaum verändert bzw. wurden nicht gelöst. Nordirland ist immer noch ein Teil des Vereinigten Königreichs, die italienische Regierung hustet Brüssel immer noch was bezüglich der Anmerkungen zum Budget und Saudi Arabien hat sich -  was für eine Überraschung ;-)  - auch noch zu keinem klaren Bekenntnis zur Ermordung von Herrn Kashoggi hinreißen lassen. Allerdings dürfte in alle drei Themenkreise nun doch Bewegung reinkommen. Die Märkte reagieren jedenfalls zunehmend verschnupft auf die etwas unübersichtliche Gemengelage.

Neu ist, dass Herr Trump wieder eine Attacke auf den Weltfrieden reitet. Droht er doch aus diversen atomaren Abrüstungsvereinbarungen auszusteigen. Nicht, dass das faktisch was ändern würde. Abgesehen davon wären ihm vor allem die Russen eh dankbar, wenn sie endlich wieder offiziell aufrüsten dürften und der Rest der Welt schert sich aktuell ohnedies nicht so wirklich darum, was die Amerikaner sagen. Also haben wir es mit ziemlicher Sicherheit mit einem den Mid-Term Elections geschuldeten Non-Event zu tun. Übrigens ist bzw. war das Ankurbeln der Rüstungsausgaben nach den fiskal-politischen Maßnahmen wohl der älteste, aber wohl auch der letzte Trick diverser US Regierungen zur Unterstützung einer spät-zyklischen Konjunktur…

Ein Aspekt ist allerdings dabei doch durchaus diskussionswürdig. Sagt er doch der Donald, dass er/die USA bzw. beide zusammen (we…) am allermeisten Geld für ein Wettrüsten hätten. Das ist insofern hoffentlich richtig, da er das meiste Geld gemessen in direkt fakturierten Leistungen an privat-wirtschaftlich organisierte Unternehmen wird aufwenden müssen, um seine Raketen zu bauen. In China und Russland funktioniert das mit der Gewinnorientierung von (staatlichen) Rüstungskonzernen bekanntlich aber etwas anders. Der nächste großen Unterschied dürfte der Grad der Unabhängigkeit der Zentralbanken in den drei besagten Ländern (der Einfachheit halber bleiben wir bei diesem kleinen Kreis :-)) sein. Ist der Rubel und der Yuan schnell gedruckt, wenn´s drauf ankommt, wird sich die USA wohl weiter extern verschulden müssen.

Womit wir zumindest auf dem Papier zu einem gewissen Formungleichgewicht kommen, sind doch die USA mit rund 22 Billionen USD oder rund 108% des BIP sowohl absolut als auch relativ unvergleichlich höher verschuldet als China (4 Billionen, 51% des BIP) und Russland (1 Billion, 17% des BIP). Hinzu kommt, dass vor allem nach Russland durch den schwachen Rubel und den hohen in USD verrechneten Öl-Preis aktuell recht massiv Geld in die Staatskasse gespült wird und die Kosten für Löhne und Gehälter etc. in Rubel anfallen… Wir werden also sehen, ob er, der das meiste Geld von allen hat, dieses in letzter Konsequenz auch so leicht locker machen kann, wie die anderen beiden absolutistischen Führungsnaturen… Needless to say, dass alle Beteiligten gut daran täten, das blödsinnige Säbelgerassel endlich sein zu lassen und sich vernünftigeren Dingen zuzuwenden!

Meanwhile in Europe: Hier braucht es offensichtlich keine physischen Waffen mehr (wir hatten unseren Anteil ;-)), um sich gegenseitig kaputt zu machen. Abgesehen davon leidet wieder einmal anscheinend sowohl die Insel als auch der Kontinent unter dem Diktat einer Minderheit, dürften doch die nordirischen Abgeordneten der letzte Stachel im Fleisch eines möglichen geordneten Brexit-Abkommens sein… Die Auswirkungen auf London sind offensichtlich durchaus schon real, befinden sich die Immobilienpreise, wie ich gestern gehört habe, schon im massiven Korrekturmodus und auch die Abwanderung des Finanzsektors scheint unaufhaltsam… Manch einen wird’s natürlich freuen, wenn sie/er sich jetzt mehr Wohnraum leisten kann. Fraglich ist aber, ob ihr/ihm der Job auch bleibt, wenn die Bankster alle weg sind… :-)

Italien halte ich nach wie vor nicht für ein Thema, das uns massiv beschäftigen sollte, weil die paar zehntel Prozent (wie bereits festgestellt) wohl keinen Unterschied machen, wenn Italien sich dafür entscheiden sollte seine in Euro denominierten Staatsschulden nicht zurückzuzahlen. Außerdem können Probleme, die selbst der ORF mit den Worten kommentiert: „Das letzte Wort werden hier die Finanzmärkte haben“, sich nur von selber lösen. :-)

Nächste Woche fällt das Mittwochsmail abwesenheits-bedingt leider aus!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH


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