FMVÖ-Podiumsdiskussion: „Das blecherne Zeitalter der Privatvorsorge“ (inkl. Fotogalerie)

Unter dem Titel „Private Pensionsvorsorge in Österreich: Vor Neustart oder vor Niedergang?“ lud der Finanz-Marketing Verband Österreich (FMVÖ) Anfang dieser Woche zur Podiumsdiskussion in den Ringturm der Wiener Städtischen Versicherung ein. e-fundresearch.com war ebenfalls vor Ort und hat Ihnen die inhaltlichen Highlights sowie einige Impressionen der Veranstaltung zusammengefasst. Markets | 11.11.2016 11:00 Uhr
© FMVÖ/Richard Tanzer
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die Veranstaltung eröffnete mit einem Impulsvortrag von Universitätsprofessor Wolfgang Mazal (Vorstand des Instituts für Arbeits- und Sozialrecht Universität Wien). Im Anschluss diskutierte Mazal gemeinsam mit Gastgeber Generaldirektor Robert Lasshofer (Wiener Städtische Versicherung AG), Vorstandsmitglied Peter Eichler (UNIQA Österreich Versicherungen AG), Vorstandsvorsitzendem Wolfram Littich (Allianz Elementar Versicherungs-AG) sowie Generaldirektor-Stellvertreter Manfred Rapf (Sparkassen Versicherung AG Vienna Insurance Group) über die Verantwortung, die Politik und Versicherungswirtschaft haben, um trotz des momentan eher blechernen Zeitalters der Privatvorsorge wieder an die ehemals goldene Ära anknüpfen zu können.

Einige Impressionen der gut besuchten Branchen-Veranstaltung hat Ihnen e-fundresearch.com in nachfolgender Fotogalerie zusammengefasst:

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„Wir wissen nicht genau wovon, aber 80 Prozent Ersatzrate müssen es immer sein“, fasste Universitätsprofessor Wolfgang Mazal, Vorstand des Instituts für Arbeits- und Sozialrecht der Universität Wien und Leiter des Österreichischen Instituts für Familienforschung an der Universität Wien, in seinem Impulsvortrag das österreichische Vorsorgesystem zusammen. Keine Demokratie habe ein derartig hohes Sicherungsniveau. Unter dieser schönen Oberfläche gäbe es allerdings tektonische Spannungen, die es abzubauen gelte. Dafür bräuchten sowohl Umlage- als auch Kapitaldeckungsverfahren wirtschaftliche Dynamik. Das österreichische System setze aber zu sehr auf Sicherheit und könne sich nur schwer davon verabschieden. So könne man den Babyboom nicht durchtauchen. Die Sozialversicherung habe zudem die Augen zugemacht und die Lebenserwartung ausgeblendet, indem das Pensionsantrittsalter nicht entsprechend der Lebenserwartung angehoben wurde. „Es kann nur gutgehen, wenn wir in der Gesellschaft Dynamik und Vertrauen entwickeln. Es ist eine Stunde, in der wir einander den Mut machen müssen, Entscheidungen zu fällen“, schloss Mazal.

Von Glückspilzen und Pechvögeln


„Versicherung ist ein solidarisches Unterfangen“, erläuterte Robert Lasshofer, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung AG. „Das Versicherungsgeschäft besteht aus Glückspilzen und Pechvögeln.“ Das System berücksichtige diese Verteilung mit. Die Geldpolitik übersehe dabei aber, dass es für gewisse Bevölkerungskreise nicht mehr möglich sei, privat Geld anzulegen. In Österreich sei die private Vorsorge zudem am geringsten ausgeprägt. Die Politik müsse hier stärker fördern, um beide Wege – das Umlageverfahren und das Kapitaldeckungsverfahren – zu fördern. Die Versicherungen selbst könnten künftig zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und Teile der privaten Vorsorge zum Beispiel für Wohnraumbeschaffung verwenden. So könne man Zusatzeinkommen lebenslang mobilisieren und zugleich volkswirtschaftlich handeln.

Auch Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzender der Allianz Elementar Versicherungs-AG, betonte die volkswirtschaftliche Tätigkeit von Versicherungen. Als größte Investoren hätten Sie einen Stabilisierungseffekt auf Alteneinkommen und Kapitalmarkt und würden Staats-, Infrastruktur- und Unternehmensanleihen kaufen. Littich begrüßte Professor Mazals Aufruf zu dynamischeren Investitionen, gab aber zu bedenken, dass aufgrund der langen Laufzeit der Verbindlichkeiten auch ein entsprechend langer Cashflow erhalten bleiben müsse. Eine Risikostreuung mache Sinn, aber eine hohe Volatilität gehe deshalb nicht, weil Versicherungen so nicht handeln dürften. Littich bezeichnete den Abschluss einer Lebensversicherung als eine Wette auf den eigenen Todesfall. Die Verzinsung sei dabei nicht so relevant, sondern vielmehr die Frage, ob man überhaupt eine Wette als Art der Versorgung haben wolle. Ärgerlich sei hierbei jedoch, dass der Staat es nicht den Menschen selbst überlasse, eigenständige Entscheidungen zu treffen. Von der Politik wünschte sich Littich daher ein Level-Playing-Field: „Jeder soll mit seinem Geld machen, was er möchte. Vor allem soll die Politik Menschen als mündige Bürger verstehen.“

Zwei Wege – ein Ziel

„Vater Staat soll nicht paternalistisch für den Bürger entscheiden, aber auch Versicherungen sollten keine paternalistischen Produkte anbieten“, schloss Peter Eichler, Vorstandsmitglied der UNIQA Österreich Versicherungen AG, an. Es gehe mittlerweile nicht mehr um Renditen, sondern um Absicherung. Versicherungen müssten sich hier bei den Produkten anpassen und sie auch kostenmäßig fair gestalten. Dies könne nur aus einer Freiwilligkeit der Branche, aber auch mit regulatorischer Hilfe entstehen. Neue Wege bräuchten dabei immer ein Gleichgewicht aus Sicherheit und Dynamik. Noch sei nicht geklärt, wer das Risiko einer dynamischen Veranlagung übernehmen würde. Dem Kunden Garantie zu geben, werde als Versicherer dadurch deutlich schwieriger. In den letzten Jahren gäbe es außerdem ein deutliches Absinken in den klassischen Lebensversicherungen. Eichler zog dazu einen Vergleich mit Deutschland: „Dort ist allen Beteiligten vollkommen klar, dass man die private Vorsorge fördern muss. Dies ist ein ganz anderer, ein richtiger Zugang!“

Ähnlich sah es auch Manfred Rapf, Generaldirektor-Stellvertreter der Sparkassen Versicherung AG Vienna Insurance Group und Vorsitzender der Sektion Lebensversicherung im Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs. Österreich sei Schlusslicht bei der Vorsorge und bislang gäbe es keine Diskussion darüber, wie man hier gegensteuern könne. Das schwierigste sei dabei, dass Verkaufsargumente, die früher selbstverständlich waren, nicht mehr gelten würden, wie etwa die Rendite. Heute müsse man verstärkt auf Risikoabsicherung fokussieren. Der Österreicher aber unterschätze seine Lebenserwartung um durchschnittlich sieben Jahre. „Die Menschen sollten nicht nur auf ein Pferd setzen, sondern Risiken streuen. Nur die Kombination der Systeme kann dabei helfen.“ Daher sei es wichtig, weder die staatliche noch die private Vorsorge schlecht zu reden. Von der Politik wünschte sich Rapf einen konstruktiven Dialog über das Thema.

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