Loys-Chef Ufuk Boydak im Interview: "Die Sicherheitsmarge liefert uns den besten Kapitalschutz"

Warum Ufuk Boydak mit seiner LOYS AG stets zu den konservativsten Aktienfondsmanagern zählen möchte, der amerikanische Aktienmarkt und insbesondere Technologie-Werte derzeit verstärkt gemieden werden, die Deutsche Post aktuell hingegen ein Kaufkandidat ist, erklärt der Fondsmanager & Vorstandsvorsitzende, im Interview mit e-fundresearch.com. Managers | 27.07.2018 12:00 Uhr
Ufuk Boydak, Fondsmanager & Vorstandsvorsitzender, LOYS AG / © Loys AG
Ufuk Boydak, Fondsmanager & Vorstandsvorsitzender, LOYS AG / © Loys AG
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Zum Interviewpartner: Ufuk Boydak ist Fondsmanager und Vorstandsvorsitzender der LOYS AG. In seiner Rolle als Portfoliomanager ist er neben dem LOYS Global L/S auch für den LOYS Global System und LOYS Europa System verantwortlich.

e-fundresearch.com: Mit Blick auf das Anlageuniversum des LOYS Global L/S: Welches Resümee ziehen Sie aus den bisherigen Marktentwicklungen 2018?

Ufuk Boydak: Als Spezialist für das wertorientierte Aktienfondsmanagement blicken wir in diesem Jahr auf ein eher schwieriges Marktumfeld mit uneinheitlichen Trends. Prägend ist dabei die Unsicherheit in der Zinsentwicklung und die politische Unsicherheit, die vor allem durch den eskalierenden Handelskonflikt, aber auch durch den Populismus des amerikanischen Präsidenten genährt wird. Hinzu kommt die nicht gelöste Verschuldungsproblematik der Industrienationen, die neben Europa vor allem für die vereinigten Staaten an Schärfe gewinnt, da die Steuerreform Löcher in den Staatshaushalt reißen wird und sich nicht in eine selbsttragende Situation hineinentwickelt. Hinzu kommt der ausufernde kreditfinanzierte Konsum im Land, der auf Dauer nicht nachhaltig für den für die USA so wichtigen Binnenmarkt wirken kann. Während die Standardindizes mehr oder weniger seitwärts tendierten, sticht die Nasdaq mit einem neuen All-Time-High positiv heraus. Allerdings laden uns die sportlichen Bewertungen nicht gerade zu einem Investment ein. Wir fühlen uns mit den moderater bewerteten europäischen Aktien wohl und haben den amerikanischen Markt untergewichtet. Aus unserer Sicht befinden wir uns in einer Situation, in der die Marktteilnehmer eher abwartend tendieren oder sich in Erwartung auf eine Korrektur aus dem Aktienmarkt zurückziehen. Schließlich befinden wir uns in einem weit fortgeschrittenen Aufwärtstrend und viele Unternehmen haben inzwischen hohe Bewertungsaufschläge aufgebaut. Ablesbar ist dies u.a. an den zuletzt gemessenen hohen Mittelabflüssen bei den europäischen Aktienfonds. Erfreulicherweise konnten wir mit unserem Europafonds gegen den Trend zulegen.

e-fundresearch.com: Von Handelskriegen, dem Ölpreisanstieg bis hin zum weiter gestiegenen Zinsniveau in den USA: Ist es im Zuge des veränderten Kapitalmarktumfelds zu nennenswerten Portfolioanpassungen gekommen? Wo haben Sie in den vergangenen sechs Monaten am signifikantesten eingegriffen?

Ufuk Boydak: Die angesprochenen Themen haben insbesondere konjunktursensitive Unternehmen betroffen und zum Teil zu deutlichen Kursabschlägen geführt. Gerade zyklische Aktien im Bereich der Investitionsgüter haben in kürzester Zeit 20-30% verloren. Für uns ergeben sich hierbei selektiv Investitionschancen, da der Markt in manchen Fällen zu Unrecht ein Unternehmen abstraft. Für uns ist die Bewertung des einzelnen Unternehmens die maßgebliche Orientierung bei der Steuerung unseres Portfolios. Insofern investieren wir antizyklisch dort, wo die Beliebtheit temporär eher gering ist und profitieren von den günstigen Bewertungen. Anders herum bauen wir überbewertete Positionen in unserem Portfolio konsequent ab. In diesem Sinne befindet sich unser Portfolio in ständiger Bewegung. Die Unterbewertung in unserem Portfolio liefert uns gerade in der aktuellen Marktphase den besten Kapitalschutz.

e-fundresearch.com: Welche Positionierungen haben sich in diesem Zeitraum als erfreulichste Performancetreiber herausgestellt? Wo haben sich Allokationen eher als belastend erwiesen?

Ufuk Boydak: Unser Portfolio umfasst ca. 80 Titel, von denen sich einige sehr erfreulich entwickelt haben. Zu nennen sind hier die Unternehmen Computacenter, Amer Sports, Burberry aber auch die Ontex. Gerade der zuletzt genannte Titel war vorher ein belastender Wert, da die Aktie wie ein Stein fiel. Nun gab es ein Übernahmeangebot, welches diesen Makel positiv ausgemerzt hat. Insbesondere wurden wir dadurch in der Richtigkeit unserer Bewertungsanalyse für das Unternehmen bestätigt. Auf der anderen Seite hat uns zuletzt die Deutsche Post etwas Kummer bereitet, wobei die Aktie auf dem aktuellen Kursniveau wieder attraktiv wirkt. In der täglichen Überprüfung unserer berechneten Bewertungen für unsere Portfoliopositionen besteht ein beständiger Arbeitsprozess. Unser Anspruch als konservativer Aktienfondsmanager ist es, dass unser Portfolio stets eine deutliche Unterbewertung aufweist. Finden wir in unseren Analysen Bewertungsfehler oder ergibt sich aufgrund veränderter Rahmenbedingungen ein verändertes Bewertungsbild, so würden wir hierauf ggfs. auch über einen Verkauf der Position reagieren, möglichst bevor dies vom breiten Markt erkannt wird.

e-fundresearch.com: Welche Teilbereiche Ihres Investmentuniversums empfinden Sie im derzeitigen Umfeld als besonders vielversprechend und um welche Segmente machen Sie derzeit ganz bewusst einen „großen Bogen“?

Ufuk Boydak: Die Bewertungen vieler Unternehmen sind in den letzten Jahren überproportional zur Ertragskraft angestiegen und zeigen in größerer Breite Überbewertungen auf. Dies erschwert uns die Suche nach attraktiven Investments. Insbesondere gilt dies für den US-Markt, bei dem jedoch das Problem durch die Steuerreform etwas verschleiert wurde. Zusätzlich sehen wir hier eine Zinsentwicklung, die inzwischen eine Alternative zum Aktienmarkt bietet. In Europa wird uns das aktienfreundliche Nullzinsumfeld hingegen noch erhalten bleiben und nach unseren Erwartungen, gepaart mit den moderateren Bewertungen im internationalen Vergleich, zu einer überdurchschnittlichen Entwicklung der Aktienmärkte führen. Wir haben daher den amerikanischen Markt untergewichtet und meiden insbesondere Technologiewerte, bei denen bereits sehr viel Phantasie eingepreist ist. Zwar gibt es hier Unternehmen mit hoher Qualität und sehr gutem Management, aber zumeist passen für uns Preis und Wert nicht zusammen, so dass ein Investment für uns nicht in Frage kommt. Wir schauen stark auf Werte, die kurzfristig enttäuscht haben oder temporäre Schwierigkeiten durch Kosteninflationen haben. Wichtig ist hierbei, dass es sich nicht um ein strukturelles Problem handelt. Aktuell ist für uns nach der letzten Korrektur die Deutsche Post ein Kaufkandidat. Aber auch die Aktien von Husqvarna und Huhtamaki sind hier als Beispiele zu nennen.

e-fundresearch.com: Wir befinden uns in einem fortgeschrittenen Stadium des Wirtschaftszyklus: Welche Rolle spielt der Schutz beziehungsweise die Limitierung der Downside in Ihrem Portfoliomanagementansatz? Wie stellen Sie sicher, dass Ihr Portfolio auch in Abwärtsphasen relative Outperformance gegenüber Ihrer Peer-Group und Benchmark generieren kann?

Ufuk Boydak: Wir befinden uns inzwischen im zehnten Jahr des Aufwärtstrends nach der großen Finanzkrise. Damit gehört dieser Zyklus zu den längsten der Börsengeschichte. Die Ursachen und treibenden Faktoren sowie die Argumente für eine Beendigung dieses Trends im Rahmen einer größeren Korrektur sind vielschichtig. Wir haben natürlich die Makrosituation an den Märkten sehr genau im Blick und haben hierzu auch eine fundierte Meinung. Jedoch leiten wir hieraus keine Anlageentscheidungen ab, d.h. wir versuchen nicht, den Zeitpunkt der nächsten Korrektur oder die Entwicklung des Gesamtmarktes vorherzusagen und darüber den Investitionsgrad bzw. die Allokation unserer Fondsportfolios zu steuern. Unsere Orientierung und unser Halt liegt im Wert des einzelnen Unternehmens. Wir investieren in Qualitätsunternehmen, die nach unserer fundierten Analyse und Bewertung weniger kosten als sie Wert sind. Wir wollen stets unterbewertete Unternehmen in unseren Fonds halten. Die Sicherheitsmarge, die bei Investition mindestens 30% zum von uns berechneten fairen Unternehmenswert ausmachen muss, liefert uns den besten Kapitalschutz für unsere Aktienfonds und sollte uns auch in schwierigen Marktphasen überdurchschnittliche Ergebnisse liefern. Konsequenterweise meiden wir beliebte und teure Werte, die in Korrekturphasen oder bei enttäuschenden Quartalsberichten ein erhöhtes Abwärtspotential besitzen. Wichtig ist für uns ebenso ein guter Mix aus Unternehmen, die stabil im Markt stehen und Unternehmen, in die wir antizyklisch investiert haben.

e-fundresearch.com: Was sollte Fondsselektoren vor einem quantitativen Fondsvergleich und einer Analyse Ihres Track-Records jedenfalls bewusst sein? Worin bestehen die Einzigartigkeiten Ihres Ansatzes?

Ufuk Boydak: Wir betreiben konservatives echtes Investment. Wir suchen nach Unternehmen, die nachhaltig und längerfristig Mehrwert generieren. Kurzfristige Performanceoptimierung wird bei uns nicht betrieben. Wir sind mit eigenem Geld in unseren Fonds investiert und wollen langfristige Interessengleichheit mit unseren Investoren sicherstellen. Unser Anspruch ist es, unter den Aktienfondsmanagern zu den konservativsten zu zählen. In diesem Sinne sehen wir unsere Arbeit als Marathon, bei dem wir beständig über aktienadäquate Zeiträume eine überdurchschnittliche Wertentwicklung auf unser investiertes Kapital erzielen. Gerade in der aktuellen Marktphase bieten wir mit unseren Fonds eine defensivere Alternative zu den offensiv gemanagten Aktienfonds an.

e-fundresearch.com: Chancen & Risiken: Welche Entwicklungen und Events sollten Investoren mit Blick auf Ihre Assetklasse im weiteren Jahresverlauf besonders genau im Fokus behalten?

Ufuk Boydak: Die Zinsentwicklung ist das große übergeordnete Thema. Allerdings sehen nahezu alle Unternehmen Kostenanstiege bei der Produktion und Distribution. Die hieraus resultierenden Auswirkungen auf das Gewinnwachstum werden wir in der 2. Jahreshälfte besonders aufmerksam verfolgen. Enttäuschungen könnten angesichts der aktuellen Bewertungsniveaus bei einzelnen Unternehmen zu deutlichen Kursabschlägen führen. Wir achten daher vor allem auf die Bewertungen in unserem Portfolio und haben die Analysemodelle zu unseren Unternehmen eng im Blick. Wie schon gesagt, halten wir es nicht für möglich, den Markt zu timen und hierdurch eine Korrektur zu umschiffen. Wir sehen in einem gut analysierten Portfolio von unterbewerteten Qualitätsunternehmen den besten Schutz für das investierte Kapital und die zuverlässigste Voraussetzung für eine überdurchschnittliche Renditeerwartung. Darüber hinaus besteht hierin für unsere Aktienfonds die beste Vorbereitung auf die nächste signifikante Korrektur, die wir sicherlich in den nächsten Jahren sehen werden.

e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Interview, Herr Boydak!

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