Convertinvest-Fondsmanagement: "Sind bis dato noch pro-zyklisch positioniert"

Horst Simbürger und Stefan Steinberger, beide Managing Director & Portfolio Manager bei der österreichischen Wandelanleihen-Fondsboutique Convertinvest, geben im Gespräch mit e-fundresearch.com Einblick in ihre aktuelle Positionierung und Markterwartungen. Managers | 27.04.2018 16:00 Uhr
Horst Simbürger & Stefan Steinberger, Convertinvest / ©  Convert Invest
Horst Simbürger & Stefan Steinberger, Convertinvest / © Convert Invest
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e-fundresearch.com: Mit Blick auf Ihr Anlageuniversum: Welches Resümee ziehen Sie aus den bisherigen Marktentwicklungen 2018?

Horst Simbürger: Die Märkte beginnen die einzelnen Assetklassen wieder risikoadäquat zu bewerten bzw. zu preisen. In den vergangenen Jahren wurde vieles durch die Ankaufprogramme der Notenbanken überdeckt. Die FED hat ihr „quantitative easing“ beendet, und auch die Leitzinsen bereits mehrmals erhöht. In Summe sind die weltweiten Notenbanken zwar noch expansiv, das Ausmaß der Unterstützung sinkt oder endet heuer, wie im Fall der EZB. Die Aktienmärkte sind im ersten Quartal weltweit gefallen und die langfristigen Zinsen haben etwas angezogen. Wandelanleihen spielen in diesem Umfeld ihre Vorzüge aus, trotz längerer Laufzeiten ist die Duration relativ kurz, Zinsänderungen schlagen also nicht so stark durch. Aktienrückgänge wirken sich durch das Delta ebenfalls nicht so stark aus. Im aktuellen Umfeld hatten Wandelanleihen damit deutlich geringere Rückgänge zu verzeichnen wie die Aktienmärkte. Gleichzeitig hat sich auch die Bewertung durch eine sehr rege Neuemissionstätigkeit verbessert.

e-fundresearch.com: Ist es im Zuge der „Rückkehr der Volatilität“ Anfang Februar zu nennenswerten Portfolioumschichtungen gekommen?

Stefan Steinberger: Im Fall von Wandelanleihen muss Volatilität differenziert betrachtet werden. Die Marktteilnehmer müssen bei den eingebetteten Call-Optionen viel längere Laufzeiten wie beispielsweise an der EUREX berücksichtigen, des weiteren müssen langfristige Dividendenströme und Risikoprämien für mögliche Übernahmen einbezogen werden. 

Dies drückt sich zum einen in wesentlich höheren als auch im Zeitablauf stabileren impliziten Volatilitäten aus. Andererseits liefern gerade Wandelanleihen in diesen volatilen Perioden durch ihre inhärente Asymmetrie eine automatisierte Anpassung des Aktienrisikos. Portfolioumschichtungen aus dem Faktor höherer Volatilität bei Aktien haben aus ebengenannten Gründen also nicht stattgefunden.

e-fundresearch.com: Wie beurteilen Sie das aktuelle Bewertungsniveau Ihrer Assetklasse und als wie fortgeschritten würden Sie den aktuellen Zyklus beurteilen?

Horst Simbürger: Bewertungsmäßig sind Japan und Asien am relativ günstigsten bewertet, Europa liegt knapp unter dem langfristigen Schnitt, die USA sind aktuell der teuerste Markt. Hier gibt es jedoch strukturell starke Unterschiede zwischen den Märkten, so weisen die USA ein deutlich höheres Delta und eine größere Technologielastigkeit auf, was tendenziell eine Höherbewertung erklärt. Generell hat sich die Bewertung aber verbessert.

e-fundresearch.com: Wie trägt Ihre aktuelle Portfoliozusammenstellung diesem Umfeld Rechnung?

Stefan Steinberger: Aktuell sind wir in den USA und Asien leicht übergewichtet und in Europa untergewichtet. Dies sagt allerdings angesichts der Heterogenität nicht sehr viel über das Verhalten der Portfolios aus. Wir sind bis dato noch pro-zyklisch positioniert aber die die Spätphase des Wirtschaftszyklus lässt uns natürlich nach Anzeichen einer Sektorrotation ausschauhalten.

e-fundresearch.com: Mit Blick auf Mitbewerber: Welche Positionierungen beziehungsweise Consensus-Trades können Sie im derzeitigen Markumfeld am wenigsten nachvollziehen?

Horst Simbürger: Wir sehen uns die Positionierung unserer Mitbewerber nicht an.

e-fundresearch.com: Welche Entwicklungen und Events sollten Investoren mit Blick auf Ihre Assetklasse im weiteren Jahresverlauf besonders genau im Fokus halten?

Stefan Steinberger: Die Aussagen und Handlungen der EZB werden sicher genau verfolgt. Der Brexit und ein möglicher Handelskrieg stellen nach wie vor große Unbekannte mit Überraschungspotential dar. Der Zinsanpassungspfad in den USA ist zwar gut kommentiert, aber eine unerwartete Verflachung der Zinskurve, durch den fehlenden Anstieg der langen Zinskomponente, würde auch zu sehr deutlichen Verwerfungen an den Kapitalmärkten führen und sollte deshalb im Auge behalten werden. Generell werden die Aktienkurse wieder stärker auf unternehmensspezifische Daten reagieren als in der Vergangenheit.

e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch!

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