Magellan Co-Fondsmanager: "Chinesische Internetunternehmen erscheinen uns kurzfristig sehr gefährlich"

Warum das Bewertungsniveau von Emerging Markets Aktien insgesamt als günstig angesehenen werden kann, insbesondere aber IT-Unternehmen im aktuellen Umfeld nur sehr selektiv eingesetzt werden sollten, erklärt Wojciech Stanislawski, Co-Fondsmanager des Comgest Magellan, im Update-Interview mit e-fundresearch.com. Managers | 17.04.2018 10:00 Uhr
Wojciech Stanislawski, Co-Fondsmanager, Comgest Magellan (FR0000292278) / ©  Comgest
Wojciech Stanislawski, Co-Fondsmanager, Comgest Magellan (FR0000292278) / © Comgest
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e-fundresearch.com: Mit Blick auf das Schwellenländer-Aktienuniversum: Welches Resümee ziehen Sie aus den bisherigen Marktentwicklungen 2018? Wojciech Stanislawski: Die gute relative Performance der Schwellenländer gegenüber den entwickelten Ländern geht im Jahr 2018 weiter, daher ist die Trendwende der Jahre 2016 und 2017 im Großen und Ganzen bestätigt. Dieser Trend wird getrieben von kräftigem Gewinnwachstum bei weiterhin attraktiven Bewertungen. Der von den USA eingeleitete Protektionismus zielt auf „Made in China 2025“ und beweist, dass Asien im globalen Innovationsrennen stark aufgeholt hat.

e-fundresearch.com: Ist es im Zuge der „Rückkehr der Volatilität“ Anfang Februar zu nennenswerten Portfolioumschichtungen gekommen?

Wojciech Stanislawski: Nein, wir erwarten von unseren Qualitätswachstumsunternehmen, dass sie schwierigen Zeiten trotzen. Der Flash Crash wurde durch Marktteilnehmer verursacht, die Volatilität verkauften. Davon lassen wir uns in unseren fundamental und auf langfristigem Wachstum basierenden Qualitätswachstumsansatz nicht beeinflussen.

Im Mittelpunkt unseres Growth Emerging Markets Portfolios steht dabei der Schwellenlandkonsument, den wir durch klassische Konsumtitel sowie IT oder auch Lebensversicherer abdecken. Über längere Zeitperioden von drei Jahren gesehen, haben wir Gewinne in einigen unserer chinesischen Festlandsaktien, indischen Titel sowie IT-Aktien realisiert. Tendenziell haben wir, getrieben von unserem bottom-up-Ansatz, attraktivere Investments etwa in Südkorea gefunden oder aber punktuell Positionen in ASEAN aus- oder aufgebaut.

e-fundresearch.com: Wie beurteilen Sie das aktuelle Bewertungsniveau Ihrer Assetklasse und als wie fortgeschritten würden Sie den aktuellen Zyklus beurteilen?

Wojciech Stanislawski: Der MSCI Emerging Markets war vor Beginn des Jahres mit einem KGV von 12.5x für 13% Gewinnwachstum günstig bewertet und zwar absolut sowie im Vergleich zu den entwickelten Ländern. Die Bewertung ist seit Jahresanfang leicht rückläufig. Gleichzeitig haben sich die Wachstumsaussichten auf 15% verbessert. Das Bewertungsniveau kann als günstig angesehen werden.

Der IT Sektor hat sich aus unserer Sicht viel zu schnell in den Aktienkursen widergespiegelt. So hat sich etwa das Gewicht von IT Services & Software über die vergangenen Jahre versiebenfacht. Auch wenn wir nicht davon ausgehen, dass IT strukturell in den globalen Schwellenländern auf dem Rückzug ist, so kann es hier zu Gewinnmitnahmen kommen, d.h. der Börsenzyklus ist hier relativ weit bzw. kurzfristig zu weit fortgeschritten. Die Assetklasse an sich hat seit dem Tiefpunkt Mitte 2016 bisher lediglich ihr Gewinnwachstum abgebildet. Auch wenn der Konjunkturzyklus in den entwickelten Ländern weit fortgeschritten ist, so haben sich die globalen Schwellenländer durch die Dynamik der Mittelschicht und die Innovationskraft vieler Unternehmen hiervon zu einem Gutteil gelöst. Die globalen Schwellenländer 2018 sind nicht mehr die des Superzyklus von vor zehn Jahren, wie die starken Schwankungen des IT sowie Rohstoff- und Energiesektors beweisen.

e-fundresearch.com: Wie trägt Ihre aktuelle Portfoliozusammenstellung diesem Umfeld Rechnung?

Wojciech Stanislawski: Über die vergangenen fünf Jahre ist insbesondere unsere China Exposure stark gewachsen, getrieben durch die Öffnung der Börsen von Shenzen und Schanghai. Nach starker Performance haben wir tendenziell im Jahr 2017 angefangen, Gewinne mitzunehmen. Gleiches gilt für den IT Sektor, der über Jahre markant zur Performance beigetragen hat. Ein Teil dieses Geldes wurde in Lebensversicherer investiert, in diesem Bereich haben wir unsere Exposure neuerdings ausgebaut. Hohe Profitabilität und Wachstum, verbunden mit günstigen Bewertungen, machen unsere Stock Picks hier besonders attraktiv.

e-fundresearch.com: Mit Blick auf Mitbewerber: Welche Positionierungen beziehungsweise Consensus-Trades können Sie im derzeitigen Markumfeld am wenigsten nachvollziehen?

Wojciech Stanislawski: Der starke Run auf chinesische Internetunternehmen erscheint uns kurzfristig sehr gefährlich. Das Rerating dieser Unternehmen war kräftig, sicher auch das Wachstum. Nur wir wissen alle, dass in der Regel die kommenden fünf Jahre nicht so aussehen werden wie die vergangenen fünf Jahre. Nur scheint der Konsensus das anders zu sehen.

e-fundresearch.com: Welche Entwicklungen und Events sollten Investoren mit Blick auf Ihre Assetklasse im weiteren Jahresverlauf besonders genau im Fokus halten?

Wojciech Stanislawski: Erstens, die Marktöffnung des chinesischen Festlandaktienmarkts (Schanghai und Shenzen) wird für ausländische Investoren weitergehen. In dieser dynamisch wachsenden Volkswirtschaft mit starkem Innovationsdrang werden sich auch in Zukunft Alphapotenziale auftun. Zweitens, der Handelsstreit zwischen den USA und China zielt auf die ständig verbesserte Position Chinas im globalen Wettlauf um Intellectual Property ab, sei es im Bereich industrieller Anwendungen oder Konsumbereich oder aber in Fintech. Das wird auch kurzfristig die Vermögensklasse beeinflussen. China hat im Innovationsrennen aufgeholt. Das wird sich langfristig durch protektionistische Maßnahmen nicht verleugnen oder gar umkehren lassen. Das ist eine gute Nachricht für Schwellenlandinvestoren, denn die Vermögensklasse wird mittel- und langfristig von der höheren Innovationskraft profitieren.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Stanislawski!

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