Führen niedrigere CO2-Emissionen zu einer finanziellen Outperformance?

Arthur Fonck, Aktienfondsmanager bei La Française Inflection Point, erklärt im Interview mit e-fundresearch.com, warum die Reduktion von Kohlenstoffdioxid auch für die finanzielle Performance von großer Bedeutung ist. Managers | 19.01.2018 09:34 Uhr
Arthur Fonck, Aktienfondsmanager, La Française Inflection Point / ©  La Française
Arthur Fonck, Aktienfondsmanager, La Française Inflection Point / © La Française
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Herr Fonck, führen niedrigere CO2-Emissionen zu einer finanziellen Outperformance? 

Arthur Fonck: Investoren erkennen zunehmend, dass Unternehmen mit internen Richtlinien zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen strategisch besser positioniert sind und sich dies allmählich auch in der finanziellen Performance niederschlägt.  Ausgehend von einem globalen Investmentuniversum haben wir die Auswirkung von Maßnahmen zur Verbesserung des CO2-Fußabdrucks auf die finanzielle Performance analysiert. Hierfür haben wir sektorneutrale Modellportfolios erstellt, von den Unternehmen mit der höchsten bis zur niedrigsten CO2-Effizienz. Die Ergebnisse des Backtests zeigen, dass die CO2-effizientesten Unternehmen in der Vergangenheit outperformed haben, basierend auf sowohl absoluten als auch risikoadjustierten Renditen mit einer annualisierten Outperformance von 2,3% und einem Sharpe Ratio von 1,2 seit 2014. Noch auffälliger ist, dass diese Korrelation in den letzten zwei Jahren größer geworden ist, da Investoren und Unternehmen zunehmend CO2-Emissionen als Geschäftsthema anerkennen (Quelle: La Française Inflection Point Research; berücksichtigter Zeitraum: drei Jahre seit 2014).

Was ist der Hauptgrund für dieses Ergebnis?

Arthur Fonck: Da der Klimawandel von einem regulatorischen zu einem geschäftlichen Thema übergeht, ergreifen Unternehmen Initiativen, um die durch den Klimawandel entstehenden Risiken zu minimieren, indem sie die Kosten von CO2-Emissionen berücksichtigen. Genauso wie ein Unternehmen mit ungenutzter Kapazität als ineffektiv gilt, werden nun Emissionsüberschreitungen als ineffektiv und als mögliche Verbindlichkeit betrachtet.

Bis vor kurzem konnten nachhaltig orientierte Investoren oft feststellen, dass sich Unternehmen auf die Maximierung von Gewinnen konzentrieren, indem sie die regulatorischen Anforderungen nur in einem erforderlichen Mindestmaß erfüllen. Diese kurzfristige Ausrichtung ist das Ergebnis einer ineffektiven und mangelhaften Durchsetzung von CO2-Emissionsvorschriften. Wohl wissend um die Risiken des Klimawandels haben einige Unternehmen nicht erst darauf gewartet, dass die Regulierungsbehörden Maßnahmen ergreifen. Laut Angaben von CDP nutzen bereits mehr als 1000 Unternehmen eine interne Preispolitik zur Emissionsverringerung oder bereiten sich darauf vor, dies bis 2018 zu tun. 

Wie kann die Reduzierung der CO2-Emissionen langfristig zu Rentabilität führen?

Arthur Fonck: Wenn Emissionen in einer Gewinn- und Verlustrechnung Kosten verursachen, hilft es Investoren, Ineffizienzen aufzuzeigen und Unternehmen zu belohnen, die ihre CO2-Emissionen reduzieren. Insofern erkennt die klimaneutrale Anlagestrategie von La Française die Auswirkungen an, die geringe CO2-Emissionen auf die nachhaltige langfristige Rentabilität haben können. Bei der Bewertung von Unternehmen passen wir uns an neue Regularien an, die die Bepreisung von CO2-Emissionen pro Tonne einbeziehen.

Die Bepreisung von Kohlenstoffemissionen hat sich in der öffentlichen Wahrnehmung als Mittel durchgesetzt, um Emissionen zu verringern und Investments in umweltfreundlichere Alternativen und Energieeinsparungen zu fördern. Einige Unternehmen haben bereits Maßnahmen ergriffen, um interne Preise für Kohlenstoff umzusetzen: LVMH hat kürzlich seinen internen Preis für Kohlenstoff auf 30 EUR/Tonne erhöht; Adobe erhebt für jede Geschäftseinheit Kosten im Zusammenhang mit dem Energieverbrauch, um CO2-effiziente Projekte zu fördern, Kosten zu senken und Geschäftsrisiken zu mindern. 

Führt die Kombination von CO2-Effizienz und der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu noch besseren Renditen?

Arthur Fonck: Wir haben untersucht, inwieweit eine Veränderung des CO2-Fußabdrucks eines Unternehmens ein vorhersagender Indikator für die finanzielle Performance sein kann. Mit der gleichen Portfoliokonstruktionsmethode haben wir festgestellt, dass Unternehmen, die ihren CO2-Fußabdruck jährlich verringern und zu den führenden Unternehmen im Bereich CO2-Effizienz gehören, im selben Zeitraum mit einer annualisierten Rendite von 6,3% und einer Sharpe-Ratio von 1,3 deutlich outperformen.

Die klimaneutrale Anlagestrategie von La Française konzentriert sich auf die Identifizierung von Unternehmen, die sich um den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft bemühen und die eine strategische Positionierung besitzen, die in Zukunft zu einer relativen finanziellen Outperformance führen wird.

Wal-Mart ist ein logistik- und transportintensives Unternehmen, das seine Emissionen reduzieren möchte, um die potenziellen negativen Auswirkungen von Kosten auf seine Wertschöpfungskette zu minimieren. Wal-Mart forcierte das „Projekt Gigaton“ und setzte ein neues Ziel, um die Emissionen bis 2030 um 1 Gigatonne zu reduzieren. Dafür investierte man in Technologien zur Reorganisation seiner Wertschöpfungskette. Aus strategischer Sicht geht das Unternehmen davon aus, dass es die Emissionen in einem Ausmaß reduzieren kann, das für kleinere Wettbewerber schwer replizierbar ist. Obwohl Wal-Mart heute nicht der CO2-effizienteste Einzelhändler ist, ist es durch sein starkes Engagement bei der Reduzierung der eigenen Emissionen und die seiner Stakeholder zu einem führenden Unternehmen im Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft geworden. 

In ähnlicher Weise muss auch der Bereich E-Commerce und die starke Zunahme an kleinen Lieferungen operative Antworten zur Bewältigung des Klimawandels finden. Logistikunternehmen implementieren effizientere Auslieferungen, setzen Fahrzeuge mit alternativen Treibstoffen ein und optimieren Zeitpläne, um Verkehrsverzögerungen zu reduzieren. UPS, das die von seinen Fahrern gefahrene Distanz um 210 Millionen Meilen reduzierte und eine CO2-Reduzierung von 210.000 Tonnen erreichte, hat somit jährliche Kosteneinsparungen von 400 Millionen US-Dollar realisiert (Quelle: UPS Corporate Sustainability Report 2016).

Was ist Ihr Fazit?

Arthur Fonck: Nach dem Erfolg des „One Planet Summit“ in Paris wurde die Annahme widerlegt, dass Investoren bei ihren Investmententscheidungen keine Umweltfaktoren berücksichtigen. Anleger realisieren allmählich, dass Unternehmen, die ihre Emissionen nicht senken, mit zunehmenden Wettbewerbsnachteilen konfrontiert sind. Diese könnten die Bewertungen von Unternehmen stark beeinträchtigen. 

Initiativen wie die Bepreisung von CO2-Emissionen schaffen bereits Benchmarks für Anleger, die das klimabezogene Value at Risk beurteilen möchten. Neben mehr Transparenz und Veröffentlichungsdruck seitens der Unternehmen sollte dies zunehmend zu klimagerechten Investmententscheidungen führen und den Abstand der Performance zwischen Unternehmen mit der höchsten und der niedrigsten CO2-Effizienz noch weiter vergrößern. 

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
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