Währungen: Vom Dollar-Fall und der Yen-Wette

Währungen haben ein turbulentes Jahr hinter sich. Nicht nur der Dollar stand mit seiner massiven Abwertung im Rampenlicht, sondern auch die Währungen zahlreicher Ölexporteure und die Carry Trades rund um den japanischen Yen. Funds | 28.12.2007 06:00 Uhr
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2007 war für Währungen eine wahre Fahrt mit der Hochschaubahn. Starke Aufwertungen wie beim brasilianischen Real standen starken Abwertungen beim US-Dollar und an ihn gebundene Währungen gegenüber (in Euro). Überdies wirkte sich die Krise an den Kreditmärkten auch auf Währungen abseits der USA und Europa aus. So zeigt sich der japanische Yen seit dem Sommer von einer besonders volatilen Seite.

Dollar: Gegen Euro auf absolutem Tiefststand

Im Zentrum steht aber zweifelsohne der amerikanische Dollar. Nicht nur, dass die US-Amerikaner damit leben müssen, dass der US-Dollar im Zuge der letzten Monate weniger wert wurde als der Kanadische Dollar. Die rapide Abwertung des Greenback infolge der Zinssenkungen und der grassierenden Rezessionsängste seit Ausbruch der Subprime-Krise hat mehr als nur symbolhaften Charakter. Denn nach Zahlen des Internationalen Währungsfonds sind noch immer knapp 65 Prozent der weltweiten Währungsreserven US-Dollar. Eine starke Dollar-Abwertung schadet also insbesondere jenen Ländern wie China, die über sehr hohe Dollar-Währungsreserven verfügen.

Der Dollar-Fall und seine Folgen

Daneben haben noch immer zahlreiche Länder ihre Währungen an den US-Dollar gebunden. Eine massive Dollarabwertung führt auch zu einer Abwertung ihrer Währung (vor allem gegen den Euro). Damit steigen die Inflationsgefahren in den betroffenen Staaten. Insbesondere jene Länder mit einer sehr engen Bindung an den Dollar haben daher in den vergangenen Wochen auch Bedenken an dem Wertverfall geäußert. Harsche Kritik wurde beim letzten Treffen der Organisation ölexportierender Länder (OPEC) geäußert. Irans Präsident Mahmud Ahmadi-nejad nannte den US-Dollar ein „wertloses Stück Papier“. Andere OPEC-Staaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate erwägen indes eine Entkoppelung ihrer Geldpolitik vom US-Dollar.

Die besondere Stellung des US-Dollar lässt den Wertverfall der letzten Monate (minus 8,3 Prozent gegen den Euro) und die schlechten Konjunkturaussichten daher schwer wiegen. So klagen die Exporteure in Europa und Japan über die sinkende Wettbewerbsfähigkeit, in den USA und anderen an den Dollar gebundenen Ländern grassieren Inflationsängste. Für Anleger, die in nicht-währungsgesicherte amerikanische Anleihen- oder Aktienfonds investiert haben, hielt der Sommer ebenfalls hohe Verluste bereit.

Carry Trade und Subprime

Auf den weltweiten Devisenmärkte bestimmte der Carry Trade in den letzten Jahren das Geschehen. Beim Carry Trade nimmt der Investor einen Kredit in einer niedrig verzinsten Währung wie dem japanischen Yen auf und legt das Geld in einem Land mit einer hoch verzinsten Währung wie den isländischen Krona an. „Die Investition in Carry Trades hat sich langfristig als sinnvoll erwiesen. Problematisch sind jedoch die zwischenzeitlich auftretenden, teilweise dramatischen Verluste,“ gibt Dennis Puschmann, Währungsexperte der HSH Nordbank, zu bedenken.

Eine dieser Phasen war im August, als Folge der Liquiditätsknappheit durch die Subprime-Krise, zu beobachten. Die Angst, dass Carry Trade Positionen aufgelöst würden, ließ den Yen stark steigen und Währungen wie die isländische Krona abstürzen (siehe Chart). In dieser Phase wurden die Wechselkursbewegungen weniger von fundamentalen Werten getrieben, sie spiegelten vielmehr etwas ganz anderes wider: die Risikobereitschaft der Investoren. Für die Autoren der Lex-Kolumne der Financial Times war die Korrelation des amerikanischen Aktienindex S&P 500 und populären Carry Trades wie dem Wechselkurs Yen-Australischer Dollar „unheimlich hoch“. Die parallelen Kursbewegungen lassen sich dadurch erklären, dass an den Devisenmärkten angesichts der Unsicherheit hauptsächlich Risikoprämien ausschlaggebend waren.

Schwellenländer verfolgen unterschiedliche Währungsstrategien

Auf den internationalen Devisenmärkten spielen die aufstrebenden Schwellenländer ebenfalls eine immer bedeutendere Rolle. Sie haben es über die letzten Jahre geschafft, ein außergewöhnlich hohes Wachstum bei gleichzeitig nachhaltigen makroökonomischen Daten (niedrige Inflation, ausgeglichene Budgets) zu kombinieren. Die Auswirkungen auf die Währung waren aber sehr unterschiedlich. Während der brasilianische Real im letzten Jahr massiv gegen den Euro aufwertete, ging der chinesische Renminbi genau den anderen Weg – nach unten (siehe Grafik).

Die Wechselkursregime geben dabei den entscheidenden Ausschlag. Denn die Chinesen können und wollen derzeit nicht stärker gegen den US-Dollar aufwerten, sehen sie doch ihre Wettbewerbsfähigkeit ansonsten gefährdet. Seit Jahresbeginn hat der chinesische Renminbi immerhin knapp fünf Prozent gegen den Greenback gewonnen. Die indische Rupie und der brasilianische Real hingegen zwischen zehn und zwanzig Prozent. Besonders starke Kursbewegungen hat seit Beginn der Subprime-Krise der brasilianische Real auf sich nehmen müssen. Als besonders liquide Währung hat er starke Abwärtsbewegungen bei den zwei Subprime-Wellen hinnehmen müssen, doch der Aufwärtstrend besteht trotzdem weiter.

Die Schlüsse für Anleger

Doch was bedeuten diese Bewegungen für die Anleger? Zunächst einmal ist es notwendig bei einem Investment genau zu prüfen, ob ein Währungsrisiko sinnvoll ist oder nicht. Gerade bei Schwellenländer-Währungen sollte Vorsicht geboten sein, kommen sie doch in einem volatilen Umfeld oft als erste zum Handkuss. Auch der Dollar und an den Dollar gebundene Währungen sollten Investoren meiden, da ein Investment zurzeit zahlreiche Risiken in sich birgt. Die steigende Volatilität der Währungen und die politischen Faktoren werden die Devisenmärkte auch 2008 in Atem halten. Für aktiv gemanagte Währungsfonds sei das volatile Umfeld hingegen positiver, sind zahlreiche Experten überzeugt. Gegenüber der Financial Times sagte Bilal Hafeez, Global Head of FX Strategy bei Deutsche Bank, es habe einen "deutlichen Anstieg" von Mittelzuflüssen in aktive Währungs-Produkte gegeben. "Es ist die einzige große Assetklasse, die am Ende ihres Bärenmarktes steht."

Fazit

Der US-Dollar hat 2007 seinen Abwärtstrend noch einmal beschleunigt. Seit 2002 hat die Leitwährung inflationsbereinigt knapp 28 Prozent gegen einen gewichteten Korb an Währungen eingebüsst. In den vergangenen Monaten wurden die Devisenmärkte nicht nur von den wirtschaftlichen Fundamentaldaten getrieben (wie Wirtschaftswachstum, Handelsbilanz und Realzinsdifferenzen), sondern auch von politischen Risiken – und nicht zuletzt der Unsicherheit durch die Subprime-Krise. Für Anleger ist dieses Umfeld besonders schwierig einzuschätzen, weswegen bei Investments in einer Lokalwährung dieses Risiko auf jeden Fall berücksichtigt werden sollte.

Alle Daten per 19.12.2007 in Euro
Quelle:

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