Alte Fonds sind besser

Alte Fonds gibt es nicht viele: Nur 2,2 Prozent weisen eine Historie von mehr als 20 Jahren auf, wobei die ältesten fast 70 Jahre alt sind. Schade eigentlich, denn die alten Fonds schneiden besser ab als die jungen, so eine aktuelle Studie von e-fundresearch.com unter mehr als 25.000 Produkten. Funds | 04.12.2007 06:35 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Alte Fonds gibt es nicht sehr viele: Nur 570 aller 25.594 derzeit in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zum Vertrieb zugelassene Fondstranchen – also 2,23 Prozent - verfügen über eine Historie von 20 Jahren oder darüber. Die überwiegende Mehrheit von 85,7 Prozent ist jünger als zehn Jahre, so eine von e-fundresearch.com anhand der Fondsdatenbank Lipper durchgeführte Analyse.

Sind alte Fonds besser?

Alte Fonds haben den Vorteil, dass der Investor bei der Fondsauswahl lange Beobachtungszeiträume – etwa über die Länge eines oder mehrerer Konjunkturzyklen – zur Verfügung hat. Sieht man sich das Abschneiden der Fonds – abhängig von ihrem Alter – an, so erkennt man einen klaren Trend: Je älter der Fonds, desto besser das Ergebnis (gemessen am relativen Abschneiden der Fonds gegenüber der jeweiligen Benchmark in den letzten drei Jahren).

Zu den Fakten: Alle 25.594 Fondstranchen - davon lieferten 9.706 oder 37,4 Prozent  Angaben zu ihrer jeweiligen Benchmark - erzielten zusammen eine Underperformance von 1,17 Prozent. Während jedoch die jüngsten Fonds, welche über eine Historie zwischen drei und fünf Jahren verfügen, ihre Messlatte um 1,47 Prozent verfehlten, schnitten die Fonds mit einer Historie zwischen 10-20 Jahren mit -1,36 Prozent leicht besser ab. Die ältesten Fonds aber, die über eine Historie von 20 Jahren und länger verfügen, verfehlten ihren jeweiligen Vergleichsindex „nur“ um 0,64 Prozent und waren damit um 83 Basispunkte pro Jahr besser als die jüngsten Fonds. Für Anleger kann es sich also durchaus lohnen, verstärkt zu sehr alten Fonds zu greifen.

Was sind die Gründe?

Die Gründe hierfür sind vielfältig: Ein nicht zu unterschätzender Aspekt dürften die laufenden Fondskosten sein. Aufgrund der langen Historie weisen die ältesten Fondstranchen mit einer mindestens 20-jährigen Historie ein durchschnittliches Volumen von 506 Millionen Euro auf. Gegenüber dem Durchschnitt des gesamten Fondsuniversums mit 134 Millionen Euro, sind die alten Fonds somit rund vier Mal so groß. Und große Fonds weisen aufgrund der Fixkostendegression eine niedrigere Gesamtkostenbelastung (gemessen an der TER) auf als Kleine (zur Erklärung siehe "Große Fonds sind billiger" vom 4.3.2005).

Auch dürfte der sogenannte „Survivorship Bias“ eine Rolle spielen. Denn Portfolios, die aufgrund ihrer schlechten Wertentwicklung in der Vergangenheit geschlossen wurden, fallen aus den einschlägigen Fonds-Datenbanken generell heraus. Übrig bleiben schließlich nur die guten, alten Produkte: Die Performance sieht dann im Schnitt besser aus als sie in Realität ist. Während bei Hedgefonds der Survivorship Bias eine große Rolle spielt, existiert dieser Effekt zwar auch, ist aber bei weitem nicht so ausgeprägt. Laut einer von Lipper erstellten Studie variieren die Ergebnisse je nach Assetklasse enorm: „Während bei Anleihenfonds – besonders bei Corporate und High Yield Produkten – der Survivorship Bias eine Rolle spielt, scheinen globale Aktienfonds und gemischte Mandate davon kaum betroffen zu sein“, so Andrew Clarke, Senior Research Analyst in Denver. In seiner Studie aus dem Jahr 2005 - darin wurde der Survivorship Bias anhand in den USA zum Vertrieb zugelassenen Fonds im 5-Jahres-Zeitraum 2000 bis 2004 untersucht – geht er von einer Größenordnung von 0,37 Prozent p.a. aus (siehe auch "Survivorship Bias und Fondsperformance" vom 1.8.2006)

Die ältesten Fonds im Überblick

Der älteste in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zum Vertrieb zugelassene Fonds ist jedenfalls der am 3.3.1938 in Holland aufgelegte Robeco Fonds. Eigentlich bereits am 1. Dezember 1929 gegründet - seit März 1933 ist der Fonds als Aktiengesellschaft nach niederländischem Recht (NV) eingetragen – streute bereits damals global: Neben den Niederlande (33%) investierte der Robeco N.V. bereits in die niederländischen Kolonien (18%) andere europäische Länder (25%), USA (16%) und Südamerika sowie in Afrika (8%).

„1969 kam dann das damalige Schwellenland Japan hinzu, wobei sich unser Research hier auf Financial Times Artikel beschränkte“, schildert der seit 2003 verantwortlich Fondsmanager Mark Glazener die damalige Pionierrolle Robecos.

Afrikainvestments im Jahre 1948

Nach einer Pause von immerhin fünf Jahren wurde 1943 dann der nächste Fonds, der UBS (CH) Property Fund – Léman Residental Foncipars, welcher nur in Immobilien in der französischen Schweiz investiert. Damit erzielte der Fonds in den letzten 25 Jahren allerdings ausgezeichnete Erträge und liegt bei durchschnittlich 10,8 Prozent pro Jahr.

Dass Investments in Afrika vor 60 Jahren schon beliebt waren, zeigt der UBS (CH) Equity Fund South Africa. Der 1948 aufgelegte Fonds liegt anhand der Performance – Emerging Markets Aktien schnitten in den letzten 15 Jahren sehr gut ab – aber weniger gut und erzielte seit 1982 „nur“ 6,8 Prozent. Auch das Volumen ist mit aktuell 67 Millionen Euro eher bescheiden.

Dann folgen zwei Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Schweiz, der Credit Suisse Equity Swiss Blue Chips und der UBS (CH) Equity Fund – Switzerland. Beide wurden im Mai 1949 aufgelegt und erzielten in den letzten 25 Jahren ähnliche Renditen von etwas über 14 Prozent p.a.

ADIG/cominvest startete 1950 in Deutschland

Dass neben der Schweiz auch Deutschland über eine lange Investmenthistorie verfügt, zeigt der Mischfonds cominvest Fondra, der seit Auflegung 1950 durch die Anlage in deutsche Aktien und seit 1982 11,7 Prozent Ertrag p.a. erzielen konnte. Trotzdem erscheint das Volumen mit 141 Mio. Euro relativ mager im Vergleich zu anderen „Dinosaurier-Fonds“. Erfolgreicher war man bei der heutigen cominvest mit dem cominvest Fondak (Volumen: 3,1 Mrd. Euro), welcher am 30. Oktober 1950 aufgelegt wurde und damit der älteste deutsche Aktienfonds ist. Fondsmanagerin Heidrun Heutzenröder konzentriert sich vor allem auf deutsche Standardwerte mit niedrigem Kurs-Gewinn-Verhältnis und hoher Dividendenrendite. Überhaupt weist die Produktpalette von cominvest eine lange Historie auf: Neben den beiden erwähnten Fonds wurden vor 1960 noch der cominvest Fondis (globale Aktien, Auflage 1955) und der cominvest Adifonds (deutsche Aktien, Auflage 1958) gegründet.

Schweizer Immofonds am Stärksten vertreten

Stark vertreten unter den ältesten Fonds der Welt sind besonders Schweizer Immobilienfonds: Neben dem bereits erwähnten UBS (CH) Property Fund – Léman Residental Foncipars, finden sich noch weitere fünf Immofonds im Ranking der ältesten 20 Fonds (siehe Tabelle). Der UBS (CH) Property Fund – Swiss Mixed Sima (Auflegung 1950) etwa investiert nur in Schweizer Stadtimmobilien und sammelte damit bereits 2,1 Mrd. Euro an Volumen ein. Eine Anlage die in der Vergangenheit aber auch dem Investor Spaß machte: Seit 1982 liegt die Rendite der sechs Schweizer Immofonds zwischen 8,1 Prozent (UBS (CH) Property Fund – Swiss Mixed Sima) und 13 Prozent  (FIR Fonds Immobilien Romand).

Österreich: Neun Jahre lang nur eine KAG

Der erste österreichische Fonds datiert aus dem Jahr 1956, als die erste österreichische KAG, die damalige Österreichische Investmentgesellschaft (ÖIG), den heutigen Pioneer Funds Austria – Select Europe Stock auflegte. Denn im November 2006 wurde die damalige Capital Invest, am Tag nach ihrem 50. Geburtstag, in Pioneer Investments Austria umfirmiert. Eine Umbenennung des bis dato Capital Invest Select Europe Stock wurde im Februar 2007 durchgeführt.

Erst neun Jahre später wurde die zweite KAG, die SPARINVEST, gegründet, welche noch im gleichen Jahr den SPARINVEST Fonds auflegte. Der Boom erfolgte aber erst viel später: Zwischen 1983 und 1991 stieg die Anzahl der Fondsgesellschaften in Österreich von 4 auf 25, welche insgesamt 295 Fonds verwalteten. Ab damals fand das Wachstum aber vor allem in der Fondsanzahl statt: Denn heute verwalten 24 KAG´s bereits über 2200 inländische Fonds.

Fazit

Das Alter eines Fonds kann bei der Auswahl durchaus eine Rolle spielen. Anleger sollten generell ältere Fonds bevorzugen. Das im Schnitt größere Volumen hilft bei den laufenden Kosten zu sparen und bringt im Endeffekt eine höhere Netto-Rendite. Das beweisen auch jüngste Zahlen von e-fundresearch.com, bei denen die ältesten Fonds um 0,83 Prozent pro Jahr besser abschnitten als die jüngsten. Auch sollten Anleger geduldig sein. Obwohl der Schwerpunkt der Marketingaktivitäten von Fondsgesellschaften oftmals auf den neuen Produkten liegt, sollte man dabei vorsichtig sein. Denn oftmals sind „alte“ Fonds der Beweis dafür, dass ein Investmentansatz auch langfristigen Bestand hat und sich durch Konjunkturzyklen hindurch bewährt hat.

Performancedaten per 31.10.2007 in US-Dollar
Datenquelle:

 

 

 


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