Revolution auf den Finanzmärkten
"Die Finanzmärkte hatten in den letzten Jahren eine wahre Revolution erlebt - und zwar in mehrfacher Hinsicht: technischer Fortschritt und stark verbesserte IT-Systeme, die quantitatives Asset Management erst möglich gemacht haben sowie fortschreitende Disintermediation und ein stark wachsender Trend zur Verbriefung von Anlageprodukten und Vermögenswerten haben dazu geführt, daß sich enorme Liquiditätspools bilden konnten", erklärt Serge Ledermann, Partner, Private Holding Company Lombard Odier Darier Hentsch & Cie, zu Beginn seiner Präsentation auf dem diesjährigen Investment Solutions Seminar (ISS) in Zürich. Steigende Währungsreserven in Asien und niedrige Zinsen in den wichtigsten Märkten haben diese Entwicklung noch unterstützt.
Kapital soll härter arbeiten
Liquidität ist der Treibstoff für die Märkte. Ohne Liquidität keine Kursbewegung - weder nach oben, noch nach unten. Zuviel Liquidität kann jedoch zu Fehlentwicklungen und falschen Einschätzungen von Risiken führen. Die globalen Liquiditätsströme werden dorthin gelenkt, wo das scheinbar beste Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag geboten wird und wo das Kapital am härtesten für den Anleger arbeiten kann. Werden die Erwartungen der Investoren nicht erfüllt, wandert die Liqudität weiter.
Schwer zu erkennen ist im Einzelfall, ab welchem Zeitpunkt die Marktentwicklung nicht mehr primär von den zugrundeliegenden Fundamentaldaten, sondern vom ständig anhaltenden Zustrom von Kapital und neuem Anlegergeld getrieben wird. Der Krug geht bekanntlich so lange zum Brunnen bis er bricht. Solange Kurse steigen und Renditen fallen herrscht gute Stimmung. Nach dem Wendepunkt zeigt sich oft ein gänzlich anderes Bild. Viel Zeit für langes Fragen und Überlegen bleibt meist nicht, weil der globale Liquiditätsstrom mit hoher Geschwindigkeit weiterzieht. Anleger, die dies zu spät erkennen, müssen mit negativen Folgen rechnen - im Extremfall mit ´geschlossenen Märkten´, d. h. gar keiner Liquidität mehr.
Die sogenannten Sovereign Funds (´Staatsfonds´) wichtiger Länder (Russland, China, Golfstaaten, etc.) werden in den nächsten Jahren einen Teil ihrer hohen Liquiditätsreserven nicht mehr nur in Staatsanleihen bester Bonität investieren sondern auch in Aktien und andere Assets diversifizieren. Sovereign Funds könnten nach Schätzungen von Lombard Odier Darier Hentsch bis 2015 ein Volumen von USD 12 Billionen erreichen und eine sehr wichtige Investorengruppe darstellen, die sehr opportunistisch investieren und dabei auch strategische Ziele verfolgen werden. Welchen Anlagehorizont diese Sovereign Funds generell haben werden, läßt sich noch nicht abschätzen. (siehe auch e-fundresearch Artikel vom 16.10.2007: Staatsfonds gewinnen an Bedeutung)
Hedge Fonds gut positioniert
In einem immer komplexer werdenden Umfeld werden Asset Manager nicht mehr nur mit klassischen Investmentprozessen in traditionellen Assetklassen punkten können. UCITS III bietet bereits sehr umfangreiche Möglichkeiten zur Umsetzung innovativer Strategien (u. a. Derivate und Volatilität als Assetklasse, etc.). Hedge Fonds bieten alle Möglichkeiten auf der Suche nach den Quellen der Outperformance. Investoren sind auf der Suche nach Alpha. Seit Jahren ist eine dynamische Veränderung der Asset Management Industrie zu beobachten, die letztendlich auf die Trennung in indexorientierte, kostengünstige Anlageprodukte und performance-orientierte, aktiv verwaltete Anlageprodukte hinausläuft.
Olivier Bluche, Consultant Relations Manager bei Lombard Odier Darier Hentsch & Cie: "Multi-Style, Multi-Manager und Core-Satellite Strategien werden Wichtige Investmentkonzepte bleiben. Hedge Fonds können einerseits als eigene Assetklasse definiert werden oder als Anlagestil innerhalb eines Anleihen- oder Aktienportfolios. Letztendlich werden die verschiedenen Ansätze in der Zukunft konvergieren."
Lombard Odier Darier Hentsch hat bereits frühzeitig diese Trends erkannt und innovative Produkte auf den Markt gebracht: beispielsweise bereits im Jahr 1991 den ersten Single-Strategy Fund of Hedge Fund, 1995 die ersten Unconstrained Equity Mandate, 1996 Multi-Manager Konzepte und bereits 2001 den ersten spezialisierten Private Equity Fund of Fund. Zuletzt folgten neue Produkte im Bereich Infrastruktur, Clean-Tech und L/S Credit Notes (alle 2007).
Investoren erwarten opportunistisches Investment
Die Kernaufgabe des Fondsmanagers ist die Identifizierung von neuen Investmentchancen, die Bewertung des Potentials und die Umsetzung der Investmentidee zum Vorteil des Investors. Opportunistische Investments mit Hedge Fonds spielen dabei eine wichtige Rolle zur Erzielung von Alpha und Leistung eines Beitrags zur Optimierung des Rendite/Risikoverhältnisses des Gesamtportfolios. Die Erfüllung dieser Kernaufgabe erwarten Investoren von ihren Fondsmanagern zu jeder Zeit - und in allen Assetklassen und Märkten.
Ergänzend zur Erzielung von Outperformance gegenüber bestimmten Benchmarks werden sich Investoren in der Zukunft auch verstärkt mit der Ausweitung des Anlageuniversums beschäftigten und in neue Assets investieren, beispielsweise in Holz (siehe auch e-fundresearch Artikel vom 12.4.2007: Der Wald als Asset-Klasse), Agrar-Rohstoffe und landwirtschaftliche Anbauflächen, erneuerbare Energien, aktives Währungsmanagement, etc. Die Messung der einzelnen Performancebeiträge aus der Ausweitung des Anlageuniversums ist jedoch sehr schwierig und die Ergebnisse sollten aufgrund der fehlenden Vergleichbarkeit mit anderen Portfolios (bei Positionen außerhalb des Index) nur in der Summe gemessen werden.
Investoren, die ernsthaft an opportunistischen Investments interessiert sind, sollten diese wichtigen Entscheidungen - Ausweitung des Universums und/oder Fokus auf aktives Management - dem Fondsmanager überlassen und seine Freiräume nicht zu sehr einschränken. Denn nur dann ist der Fondsmanager in der Lage, den ursprünglichen Erwartungen gerecht zu werden.