Die Fondsindustrie im Klimawandel

Eine aktuelle Studie der Unternehmensberater von McKinsey & Company ortet eine „radikale Neugestaltung“ der Fondsindustrie. Denn neue Konkurrenten, neue Gesetze und auch neue Anforderungen der Konsumenten machen das Branchenklima für die Fondsgesellschaften deutlich rauer. Funds | 05.12.2007 06:22 Uhr
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Die Fondsindustrie steht unter einem großen Veränderungsdruck. Hedge Fonds, Zertifikate, Private Equity und andere Player machen den Investmentgesellschaften das Leben schwer. Darüber hinaus befindet sich die Industrie auch rechtlich im Umbruch – nach UCITS III und MiFID müssen die Fondsgesellschaften erst ihre Produkte auf die neuen Möglichkeiten und Anforderungen abstimmen.

Die Fondsindustrie - ein Schachbrett, viele Spieler

Doch das deutet nur an, was auf die Industrie zukommt. Nach einer aktuellen Studie des weltweit operierenden Unternehmensberaters McKinsey birgt die Zukunft für die Fondsgesellschaften noch allerlei Herausforderung. Der Titel der Studie verstärkt diesen Eindruck: „2015: The radical redesign of the asset management chessboard.“ Auf den ersten Blick mag der Zusammenhang zwischen dem Schachbrett und der Fondsindustrie weit hergeholt sein, doch Robert Stark, Direktor von McKinsey & Company in Köln und Autor der Studie, denkt dabei an neue Spielfiguren, neue Regeln und sogar neue Felder.

Denn insgesamt wirken sechs Trends auf die Fondsindustrie ein.

  • Erstens werden die Vertriebskanäle immer offener. Damit wird der Wettbewerb zwischen den Fondsgesellschaften härter, doch die Studienautoren merken an, dass „die meisten Fondsgesellschaften in Europa noch nicht adäquat positioniert sind“.
  • Zweitens ändern sich die Anforderungen der Konsumenten. Während Anleger bislang vor allem Kapital ansparen wollten, werden sie es in Zukunft dekumulieren wollen, also entsparen. Sie erwarten damit einen konstanten Geldstrom aus ihrer Anlage. Die demografische Entwicklung macht auch vor den Fondsgesellschaften nicht Halt.
  • Drittens steigt die Nachfrage nach neuen, innovativen Produkten. Privatanleger interessieren sich wenig für die relative Outperformance eines Produkts gegenüber eines Index, ihnen geht es oftmals nur um einen absoluten Ertrag. Mit dieser Anforderung erklären die Studienautoren den rasanten Aufstieg der Zertifikatebranche in Deutschland. Die Fondsindustrie „hat begonnen lösungsorientierter zu werden, aber es ist noch ein weiter Weg zu gehen“.
  • Viertens kommt es zu einer immer klareren Trennung von Alpha und Beta. Beta – also der Gewinn, den der Markt erzielt – kann mit Indexfonds, ETFs oder Zertifikaten direkt und kostengünstig nachgebildet werden. Traditionelles aktives Management, das Alpha – also den Gewinn, den ein Fonds durch die Aktienauswahl zusätzlich zum Beta erzielt – gerät damit unter Druck. So verlor dieser Teil der Industrie in den USA zwischen 2002 und 2005 vier Prozentpunkte Marktanteil (von 84 auf 80 Prozent), während preisgünstige Beta-Strategien und Higher-Alpha-Strategien um je zwei Prozentpunkte (von zehn auf zwölf bzw. von sechs auf acht Prozent) zulegen konnten.
  • Fünftens verwischen die Grenzen zwischen den Industrien verstärkt. „Klassische“ Fondsgesellschaften haben längst große Hedge-Fonds, umgekehrt buhlen Investmentbanken mit strukturierten Produkten wie Zertifikaten um neue Kunden.
  • Sechstens gewinnt die Regulierung des Marktes neue Aufmerksamkeit. UCITS III und MiFID geben den Fondsgesellschaften einerseits neue Werkzeuge in die Hand, im Falle von UCITS III Derivate. Die neuen Regeln durch MiFID seien hingegen „mehr eine Bürde, wenn auch eine tragbare“, so die Studienautoren.

Das Spielfeld wird umgekrempelt

Diesen Wandel illustriert ein Schachbrett (siehe Bild oben), das keines mehr im klassischen Sinne ist, am besten. Figuren aus ‚Mensch, ärgere Dich nicht’ tummeln sich da genauso wie Domino-Steine und Monopoly-Häuser. Die Fondsgesellschaften müssen auf die neue Konkurrenz und die neuen Spielregeln reagieren, so die Autoren von McKinsey, um von den neuen Konkurrenten nicht verdrängt zu werden.

  • Die größte Herausforderung für Fondsgesellschaften ist dabei die Positionierung auf dem neuen Schachbrett. Mit immer neuen Mitbewerbern und neuen Regeln müssen auch die Fondsgesellschaften neue Produkte anbieten und neue Talente anziehen. Dafür bedarf es der Investition in neue Produkte und eine neue Markenstrategie.
  • Eine andere Möglichkeit ist die Spezialisierung auf einige wenige Produkte. „Ausgezeichnete Produkte bilden den Kern einer solchen Nischenstrategie.“ Auch hier müssen Fondsgesellschaften einiges an Geld in die Hand nehmen, um die richtigen Mitarbeiter an Land zu ziehen.
  • Die eigene Position abzusichern ist eine mögliche defensive Strategie. Gesellschaften mit einer breiten Kundenbasis können auch diese Variante in Betracht ziehen. Nichtsdestotrotz müssen auch hier die Produkte evaluiert werden und eine besondere Bindung mit dem Kunden geschaffen werden, für McKinsey „nicht notwendigerweise die einfachste Strategie“.

Fazit

Die letzten Jahre haben bereits die großen Veränderungen, die auf die Fondsindustrie noch zukommen werden, vorweggenommen. Die starke Konkurrenz mit Zertifikaten, aber auch das stärkere Bewusstsein der Konsumenten über die Kosten der einzelnen Produkte, haben am Wachstum der Branche genagt. Die nächsten Jahre werden den Wandel noch weiter verstärken, da aktuelle Regulierungen wie UCITS III einerseits den Investmentfonds neue Hedge-Fonds-ähnliche Instrumente in die Hand geben, andererseits starke Konkurrenz aus dem Bereich der passiven, also indexnahen, Investments kommt. Für Fondsgesellschaften heißt die Frage also: „Was wollen meine Kunden?“ Ein Fokus auf Nischenprodukte und eine neue Service-Offensive sind dabei zwei der möglichen Antworten auf diese Frage.

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