Wie man sich vor Risiko schützt

Der modernen Portfoliotheorie liegt die Annahme zu Grunde, dass die Finanzmärkte einer Standardnormalverteilung gehorchen. Dass dies in der Realität nicht der Fall ist, mussten Anleger zuletzt im August schmerzlich zur Kenntnis nehmen. Welche Lehren man daraus ziehen soll, erläutert Mitesh Sheth von Henderson. Funds | 24.09.2007 06:47 Uhr
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In den letzten 18 Monaten mussten Anleger bereits drei größere Aktienkursrückschläge (Mai 2006, Februar und August 2007) verkraften „Aktien steigen eben nicht in einer gerade Linie an“, zeigt sich Tony Dolphin, Chefstratege von Henderson Global Investors, von diesem Umstand wenig überrascht. Und auch zukünftig rechnet er weiter mit einer hohen Volatilität: „Die wirtschaftlichen Risiken haben zuletzt deutlich zugenommen und vor allem die Liquiditätskrise und der überschuldete US-Konsument erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA“, so der Experte diese Woche auf einer von Henderson veranstalteten Konferenz in Wien. Obwohl er zukünftig zumindest keinen Bärenmarkt vorhersagt, stünden Anlegern schwierige Zeiten voraus: „Die besten Erträge innerhalb der Aktienhausse seit 2003 liegen definitiv hinter uns“, glaubt Dolphin.

„Reversion to the mean“

Sollte das von Henderson prognostizierte Szenario eintreffen, müssten Anleger zukünftig also mit niedrigeren Aktienrenditen bei gleichzeitig höheren Risiken rechnen. Folgend der Tendenz vieler Anlageklassen früher oder später zu ihrem langfristigen Mittelwert zurück zu kehren, sprechen nämlich auch empirische Daten für solche ein Ereignis: Denn während der MSCI World Index (in US-Dollar) in den letzten acht 5-Jahres-Perioden einen durchschnittlichen Ertrag von sechs Prozent p.a. erzielte (bei einer durchschnittlichen Volatilität von 15 Prozent), fielen die Ergebnisse in der letzten Periode (2002-2007) mit 16 Prozent Ertrag bzw. 12 Prozent Volatilität überdurchschnittlich gut aus.

Drei Rezepte gegen Risiko

Für Anleger werde es deswegen immer wichtiger, das Risiko zu kontrollieren. „Die moderne Portfoliotheorie geht aber von der Annahme aus, dass die Finanzmärkte einer Standardnormalverteilung gehorchen. In der Realität ist das aber nicht der Fall, weshalb herkömmliche Modelle zur Reduzierung der Standardabweichung zu kurz greifen“, meint Mitesh Sheth, der bei Henderson Global Investors als Investment Director tätig ist.

Zur Risikokontrolle gibt Sheth Investoren deshalb folgende Ratschläge:

  • Sich nicht auf historische Ergebnisse verlassen: „Aufgrund eines sich ständig ändernden Marktumfeldes, Fondsmanagerwechsel etc. ist die historische Performance eines Fonds für die Zukunft nicht aussagekräftig. Zudem bräuchte man eine Historie von mindestens 15 Jahren, um mit einem Mindestmaß an Sicherheit davon auszugehen, dass der Manager nicht einfach nur Glück gehabt hat. In der Realität findet man aber kaum Manager, die so lange denselben Fonds managen“, so Sheth. Viel besser sei es zu versuchen, den Investmentansatz zu verstehen und schlussendlich nur Produkte zu kaufen, die man versteht bzw. deren Risiko man selbst einschätzen kann. Qualität vor Quantität eben…
  • Keine Angst vor neuen Dingen: Herkömmlicherweise streuen Anleger ihr Portfolio über mehrere Anlagekategorien. „Da aber zum Beispiel Aktien aus den USA, Europa oder Japan schon eine sehr hohe Korrelation zueinander aufweisen, reicht die regionale Streuung längst nicht mehr aus, um sich gegen Kursverluste zu schützen“, so Sheth. Neue Anlagemöglichkeiten, wie sie etwa UCITS III für Fonds ermöglichen, sollten deswegen genützt werden. „Der Einsatz von Derivaten kann zusammen mit einem risikokontrollierten Vorgehen das Investmentuniversum stark ausweiten und zusätzliche Alphaquellen erschließen“. Gleichzeitig warnt er aber auch davor, mit der Masse zu schwimmen: „Das Geheimnis des Erfolges liegt darin neue Ideen frühzeitig zu erkennen“.

 

  • Langfristig veranlagen: „Wer lang investiert bleibt, muss die kurzzeitige Volatilität gar nicht fürchten. Diesen einfachen Ratschlag befolgen aber leider nur die wenigsten Anleger“, stöhnt der Experte. Wer Geld zu veranlagen hat, sollte sich deswegen genau überlegen, ob er nicht einen Teil davon länger, sprich für fünf Jahre oder darüber, weglegen kann und diesen dann dementsprechend in riskantere Investments wie Aktien anlegt. Einen weiteren Vorteil hat der lange Horizont zudem: Dadurch wird es auch möglich, in illiquidere Anlegeklassen zu investieren, welche in der Regel auch eine höhere Performance aufweisen.

Fazit

Besonders vor dem Hintergrund der aktuellen Kapitalmarktsituation bzw. den zukünftig wohl volatileren Märkten sollten Anleger verstärkt auf das Risiko in ihrem Portfolio achten. Die von Mitesh Sheth genannten Ratschläge sehen auf den ersten Blick simpel aus, der Teufel steckt aber in der Umsetzung: „Es ist ganz und gar nicht einfach diese Dinge auch zu tun, das täuscht. Deshalb sollte eine gute Finanzberatung auch einen dementsprechend hohen Stellenwert haben“.

Alle Daten per Ende August 2007 in US-Dollar
Quelle:  

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