Den Marktturbulenzen rund um die US-Subrime-Krise entkamen auch Hedgefonds nicht. Ganz im Gegenteil: Laut Zahlen von Hedge Fund Research liegt der Durchschnitt, gemessen am HFRX Global Hedge Fund Index seit Mitte Juli mit 5,3 Prozent im Minus. Im Vergleich zu Weltaktien, der MSCI World Index verlor im selben Zeitraum 6,1 Prozent, stellten Hedgefonds also keinen effektiven Hedge gegen Kursverluste dar. Zudem lag kein Subindex von HFRX über diesen Zeitraum im Plus: Während Macro Strategien durchschnittlich mit 12,6 Prozent im Minus liegen, erzielte auch Merger Arbitrage mit -2,5 Prozent keinen positiven Ertrag.
Und auch jüngste Zahlen des Indexanbieters Credit Suisse/Tremont zeigen deutlich, dass der August für Hedgefonds ein katastrophaler Monat war. Mit einem Monatsminus von 1,9 Prozent beim Credit Suisse/Tremont Blue Chip Investable Hedge Fund Index, war der August der schlechteste Monat seit Start dieses Indizes im August 2003.
Wann kommen die Abflüsse?
Da bei den meisten Hedgefonds aber ein Kauf- bzw. Verkauf nur monatlich bzw. quartalsweise erfolgen kann, blickt die Branche gespannt auf den 30. September. „Wir gehen davon aus, dass viele Investoren diesen Stichtag nutzen werden, um schon länger angemeldete Verkäufe zu tätigen und ihr Geld abzuziehen“, glaubt Mark Pearce, Spezialist für Alternative und Fixed Income Strategien bei Threadneedle.
FT: Strukturbruch betrifft Dach-Hedgefonds und Quant-Strategien besonders
Ähnlich beschreibt die Financial Times in ihrer Montags-Ausgabe die Lage: „Aufgrund der strukturellen Trendwende an den Finanzmärkten, dürfte 2007 für Hedgefonds ähnliche Auswirkungen haben wie das Jahr 2000 für Investmentfonds“. Bis 2000 waren nämlich besonders (aggressivere) Growth-Fonds gefragt, seit damals hatten dann aber Value-Strategien die Nase vorn. „Ebenso könnte die vergangene Performance einzelner Hedgefonds für die Zukunft nicht mehr relevant sein“, glaubt John Authers in seiner wöchentlichen Kolumne. Die größten Änderungen prognostiziert er bei Dach-Hedgefonds und quantitativen Strategien. Beide seien zuletzt besonders hart getroffen worden.
Transaktionskosten im Höhenflug
Ein weiteres direktes Ergebnis aus den anhaltenden Marktunsicherheiten seien stark gestiegene Bid/Ask-Spreads, sprich höhere Transaktionskosten. „Anleihen von Ford bzw. Alcatel weisen momentan fast viermal so hohe Bid/Ask Spreads auf als noch im Februar“, berichtet Pearce, der Anlegern deswegen empfiehlt so wenige Transaktionen wie möglich zu tätigen. „Bevor man weitere Anlegeentscheidungen umsetzt, sollte man eventuell noch einige Zeit zuwarten bis sich die Lage stabilisiert hat“, so der Experte gegenüber e-fundresearch.com.
Wo Threadneedle derzeit Chancen sieht
Momentan konzentriert man sich bei Threadneedle verstärkt auf Qualitätsunternehmen. „Interessante Themen für uns sind Glückspiel und Kabel-TV“, so Pearce. Auch Werte aus den Sektoren Telekom und Energie seien übergewichtet, zyklische Konsumwerte bzw. Dienstleistungen meidet man eher. „Regional sollten Anleger Europa gegenüber den USA und globalen Investments bevorzugen“, rät der Experte.
Schwellenländer als Schwerpunkt
Aber auch Schwellenländer-Investments, besonders im Anleihenbereich, sieht man bei Threadneedle zukünftig als interessant an und verstärkt in diesem Bereich seine Ressourcen. Im Vordergrund stehen dabei Lokalwährungs-Anleihen: „Durch die Übernahme des Schwellenländer-Hedgefondsanbieters Convivo im August bauen wir in den kommenden Monaten unser Team in diesem Bereich aus und sind für die Zukunft gut gerüstet“.
Neue Hedgefonds-Pläne
Threadneedle Investments stieg im Jahr 2000 in das Hedgefonds-Geschäft ein. Nach der Convivo-Übernahme wird das Unternehmen rund drei Milliarden US-Dollar in neun verschiedenen Single-Strategy-Hedgefonds verwalten, drei davon sind im Schwellenländer-Bereich angesiedelt. Weitere Produkte werden noch im Laufe dieses Jahres auf den Markt kommen. Insgesamt wird Threadneedle nach der Akquisition über zehn Milliarden US-Dollar in Schwellenländer-Anlagen verwalten, davon entfallen 1,5 Milliarden US-Dollar auf die Bereiche Schuldtitel und Währungen.
Alle Daten per 12.9.2007 in Euro
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