Das Goldrätsel

Die Märkte fallen, doch der Goldpreis bewegt sich kaum von der Stelle. Ganz im Gegenteil: Goldaktienfonds haben sich seit Mitte Juli durchschnittlich um 15 Prozent verbilligt. Hat Gold seine Funktion als sicherer Hafen eingebüßt und wie lauten die weiteren Aussichten? Funds | 23.08.2007 06:37 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Das Marktumfeld spricht klar für Gold. Wenn die Aktienkurse einbrechen, die Unsicherheit steigt und Anleger wieder vermehrt das Risiko scheuen, schlägt seine Stunde. Gold gilt dank seiner negativen Korrelation zu Aktien als „sicherer Hafen“, vor allem wenn es an den Börsen dieser Welt verstärkt tumultartig zugeht. Doch ist diese Einschätzung überhaupt noch richtig?

Die Entwicklung der Goldwerte

Ein Blick auf die Fakten lässt nämlich anderes vermuten:

  • Seit Beginn der Subprime-Krise Mitte Juli sank beispielsweise der FTSE Gold Mining Index um -9,1 Prozent.
  • Goldaktienfonds brachen im Schnitt um 15 Prozent ein.
  • Hingegen konnte die Feinunze Gold bislang leicht an Wert zulegen (+1,2 Prozent).

Doch es gab und gibt heftigen Verkaufsdruck auf Gold, das vor der Zinssenkung der Federal Reserve Bank in den USA an einem Tag sogar um drei Prozent nachgab. Gleichzeitig stieg das Handelsvolumen der Feinunze seit Beginn der Krise sprunghaft um mehr als 200 Prozent an und erreichte an einzelnen Handelstagen auch das fünffache Niveau vergangener Monate.

Doch der Goldpreis und die Börsenwerte der Minengesellschaften hängen von vielen unterschiedlichen Einflussfaktoren ab. Während die Minengesellschaften neben dem Goldpreis verstärkt von den globalen Aktienmärkten abhängig sind, ist der Goldpreis selbst einem Zusammenspiel von vielen Faktoren ausgesetzt: dem US-Dollar, der Nachfrage der Schmuckindustrie, der Minenproduktion, den spekulativen Geldflüssen von Hedge-Fonds, der Inflation, den Notenbanken. Auch die neuen Instrumente für Absicherungen gegen Krisen, wie Short-ETFs oder Put-Optionen, beeinflussen Gold in seiner Rolle als Krisenwährung. Die aktuelle Entwicklung des Preises für die Feinunze Gold ist auf Änderungen einiger dieser Einflüsse zurückzuführen.

Das Angebot steigt …

„Es gibt einen sehr starken Angebotsdruck,“ erläutert Robert Werthmueller, Berater für den Nestor Gold Fonds. Der Angebotsdruck werde von Investoren ausgelöst, die rasch Liquidität brauchen. „Um die nötige Liquidität zu beschaffen, wurden seitens der Investoren Gold Long Positionen aufgelöst,“ bestätigt Gabor Vogel, Rohstoff-Analyst der DZ BANK, Zentralinstitut von rund 1.250 Genossenschaftsbanken in Deutschland. Investoren verkaufen angesichts der anhaltenden Unsicherheiten risikoreiche Vermögenswerte, die sie zumeist über Carry Trades finanzierten, und lösen dabei auch die Goldpositionen auf, die sie zur Inflationssicherung eingegangen sind. Ein Beweis für diesen Angebotsdruck ist der rasante Anstieg der Handelsvolumina seit Beginn der Subprime-Krise.

… doch die Nachfrage hält mit

Doch auch die Nachfrage ist stark. Vor allem die Schmuckindustrie fragt mehr Gold nach. „Wir erlebten gerade das zweitbeste Quartal der Geschichte,“ freut sich Alfred Grusch von Pioneer Funds Austria - Gold Stock. In der aktuellen Krisensituation steigt aber auch die Nachfrage vonseiten einiger Anleger. „Nachfrage und Angebot halten sich zurzeit die Waage,“ erklärt Berater Werthmüller. Während beide Seiten des Marktes stark an Gewicht zulegen, ist der Netto-Effekt gering.

Der Goldpreis ist aber nicht nur kurzfristig ein Rätsel. Auch mittelfristig zeichnete er sich durch eine lang anhaltende Seitwärtsbewegung aus. Nach dem Rekordhoch von über 700 Dollar je Unze, pendelt er im Bereich von 600 bis 700 Dollar, überschritt aber nie mehr die „magische Grenze“ von 700 Dollar. Auch hier spielen viele Einflussfaktoren ihre Rollen. So verkaufen Notenbanken ihre Goldbestände und sorgten damit für zusätzliches Angebot. Gleichzeitig kämpfen aber die großen Minengesellschaften mit sinkender Produktion. Zwischen 2001 und 2006 sank die weltweite Goldproduktion um fast zehn Prozent. Auch die Nachfrage ist geringer ausgefallen, denn nach der Preisrallye auf 700 Dollar wurde die Schmuckindustrie vorsichtig beim Zukaufen.

Wohin bewegt sich der Goldpreis?

Doch ein Ende der Seitwärtsbewegung ist in Sicht. Viele Einflüsse kehren sich um oder würden allmählich aus dem Markt verschwinden, so die Experten. So könnten die aufgelösten Gold-Positionen, die noch aus den Carry-Trades übrig sind, ein kurzfristigeres Phänomen sein. Die Inflation hingegen wird aber als Preistreiber für Gold an Fahrt gewinnen, sind sich die Experten einig. Jüngste Steigerungen der Inflation in Russland und China zeigen, dass die Preisentwicklung in zwei der wichtigsten Emerging Markets zu einem Problem werden kann. Aber auch die Signale der Fed für Zinssenkungen und die Liquiditätsspritzen von Notenbanken weltweit, um den Finanzmärkten unter die Arme zu greifen, treibt Inflationsbefürchtungen an.

So auch bei Fondsberater Werthmueller: „Wir erwarten keinen Börsecrash. Wir erwarten einen Inflationsanstieg.“ Für Gold ist das ein positives Szenario, da es als Schutz vor der Inflation, als „Inflationshedge“, gesehen wird.

Auch Alfred Grusch sieht ein positives Szenario für Gold. „Je länger die jetzige Phase der Seitwärtsbewegung dauert, desto heftiger wird der Ausbruch sein – ich erwarte nach oben.“ Der Fall der Minenwerte und die Entwicklung des Goldpreises in der jetzigen Marktphase habe nichts mit rationalen Gesichtspunkten zu tun, so der Fondsmanager. Wann und um wie viel der Goldpreis steigen wird, darüber gehen die Meinungen auseinander. Evy Hambro, Fondsmanager des MLIF World Gold Fund, sieht in einem Marktkommentar ebenfalls "berechtigte Hoffnung auf neue Rekorde für den Goldpreis im laufenden Jahr". Damit herrscht unter den Experten Einigkeit darüber, dass der Goldpreis steigen wird. Als Zeitpunkt warten viele noch ein Ende der von Liquiditätsängsten betriebenen Verkäufe ab.

Wie entwickeln sich die Minen?

Die Goldminenwerte sind kurzfristig wegen der aktuellen Aktienkurse unter Druck. Für Gabor Vogel zeichnet sich aber bereits ein „goldener Herbst“ ab, der von der steigenden Nachfrage der Schmuckindustrie getragen wird. Die Minen würden zudem von einem steigenden Goldpreis profitieren. Daneben leiden aber die größten Minenbetreiber auch an anderen, betriebswirtschaftlichen Problemen wie sinkender Produktion. Viele Goldfonds haben sich daher längst nach kleineren Minen umgesehen und dabei auch in neue Regionen vorgedrungen.

Die besten Gold-Fonds im Vergleich

Mit dem Fokuswechsel auf kleinere Minenunternehmen haben es auch einige Fonds geschafft den FTSE Gold Mining Index hinter sich zu lassen. Die Top-Fonds, gereiht nach der Fünf-Jahres-Sharpe Ratio, führt schon fast traditionell der MLIIF World Gold Fund an (siehe Tabelle). Die Fondsmanager Graham Birch und Evy Hambro setzen vor allem auf chinesische Minen und erzielten damit seit fünf Jahren 16,3 Prozent per anno. Dahinter folgen der Investec GSF Global Gold und der AIG PB Equity Fund Gold mit 13,9 und 16,0 Prozent Performance p.a. Der Nestor Gold Fonds liegt mit 13,4 Prozent p.a. knapp dahinter und er profitierte wesentlich von kleineren Gesellschaften, so Fondsberater Werthmueller. Auch noch unter den Top 10 vertreten ist der Pioneer Funds Austria - Gold Stock mit einer Performance von 12,5 Prozent p.a. Zum Vergleich: Der FTSE Gold Mines Index kam nur auf 8,9 Prozent p.a.

Fazit

Der Goldpreis war nach dem Hoch von 700 Dollar nicht der beste Freund der Anleger. Die aktuelle Krise lässt aber auch den Goldsektor nicht unberührt, die Funktion als sicherer Hafen wackelt. Auch wenn die Verkäufe des Edelmetalls von Hedge-Fonds und Investoren, die schnell Liquidität brauchen, den Goldpreis noch drücken, ein neues Hoch von 850 Dollar in diesem Jahr scheint laut den Experten anvisiert. Dabei spielt weniger die negative Korrelation zu Aktien eine wichtige Rolle, sondern die Fundamentalwerte des Goldes, wie die Nachfrage der Schmuckindustrie.

Wer in Gold investieren möchte, muss auch prüfen über welche Instrumente er profitieren möchte. So hat die Feinunze Gold auf Fünf-Jahres-Sicht mit einer Performance von 9,1 Prozent p.a. sogar besser abgeschnitten als die Goldminenaktien - bei nur halb so hoher Volatilität...


Weitere Informationen zu folgenden im Text genannten und von Citywire gerateten Fondsmanagern finden Sie hier:

Graham Birch (AAA)
Evy Hambro (AAA)

Eine Liste aller von Citywire gerateten Fondsmanager finden Sie hier.


Alle Daten per 20.8.2007
Quelle:

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