Wie Dachfondsmanager arbeiten

Das primäre Ziel des Dachfondsmanagements besteht in der konsistenten Auswahl von Fonds, die in der Zukunft eine Outperformance sowohl gegenüber dem Index als auch der Vergleichsgruppe erwarten lassen. Wie das in der Praxis geschieht, beleuchtet Damian Krzizok, Dachfondsmanager bei SEB Asset Management. Funds | 30.07.2007 06:03 Uhr
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Das primäre Ziel des Dachfondsmanagements besteht in der konsistenten Auswahl von Fonds, die in der Zukunft eine Outperformance sowohl gegenüber dem Index als auch der Vergleichsgruppe erwarten lassen.

Die kritische Aussage liegt hierbei in dem Wort Zukunft. Im Wesentlichen steht ein Auswahlprozess von Fonds vor der Frage nach den Determinanten der zukünftigen Performance des betrachteten Fonds. Sofern man den Markt als teilweise ineffizient betrachtet und sich folglich für eine aktive Strategie entscheidet, anstatt einen Index auf Fondsebene nachzubilden, müssen spezifische Auswahlkriterien festgelegt werden.

Am naheliegendsten wäre es diejenigen Fonds zu selektieren, die bereits in der Vergangenheit eine Outperformance generiert haben. Ob diese Strategie erfolgreich sein kann ist zumindest fraglich. Eine von Morningstar veröffentliche Studie („Unloved Funds Study“) jedenfalls deutet auf das Gegenteil hin. Unbeliebte Fonds mit schwacher Performance schneiden in den folgenden drei Jahren durchschnittlich besser ab als ehemals renditestarke Fonds. Dies kann mit mittelfristigen Markt- und Konjunkturzyklen sowie besonderen Szenarien (z.B. High-Tech-Bubble) begründet werden, und belegt keine Gesetzmäßigkeit, welche bei der Fondsauswahl hilfreich ist. Es zeigt sich also, dass ein quantitativer Auswahlprozess nicht der Weisheit letzter Schluss ist. In der Regel ist eine Analyse des Investmentprozesses, der Ressourcen und auch das Gespräch mit den Fondsmanagern wichtig, um bestimmte Wertentwicklungen des Fonds nachzuvollziehen und in die Zukunft zu projizieren.

Quantitative Analyse

Auch wenn vergangene Rendite allein kein Schlüssel zur Outperformance ist, so kann ein quantitativer Filter ein hilfreiches Mittel sein, um einen Überblick in einem Fondsuniversum von mehr als 9000 in Deutschland zugelassenen Fonds zu behalten. Je nachdem wie man diesen Filter zusammensetzt, erhält man eine wertvolle Auswahl und kann sich im nächsten Schritt auf eine beschränkte Anzahl von Fonds bei der qualitativen Analyse konzentrieren. Der quantitative Teil des Investmentprozesses bei SEB Asset Management besteht hierbei aus einem Ampelsystem, welches die roulierende Performance in drei Zeiträumen (3, 12, 36 Monate) misst, sowie einem Rankingsystem welches anhand von 10 verschiedenen Kennzahlen einen risikoadjustierten Performancevergleich der Fonds ermöglicht. Durch eine Vielzahl von Kennzahlen wie z.B. Treynor-Ratio, Information-Ratio, Sortino-Ratio etc. werden die Nachteile einzelner Messgrößen ausgeglichen. Fonds, welche sich anhand dieser Kennzahlen in sämtlichen Zeiträumen bewähren, qualifizieren sich damit für eine eingehende qualitative Analyse. Die Verwendung mehrerer Zeiträume im Filtering-Prozess soll sicherstellen, dass der betrachtete Fonds seine (Out-)Performance konsistent im Zeitablauf generiert und es sich nicht um einen Einmal-Effekt handelt.

Qualitative Analyse

Innerhalb des Top Quartils unseres quantitativen Rankings setzt das qualitative Research an. Hierbei werden Investmentphilosophie, Investmentprozess, Portfoliokonstruktion, Qualität und Erfahrung des Fondsmanagements sowie das Risikomanagement auf Zielfondsebene detailliert analysiert. Dies ermöglicht uns, zu verstehen, wie sich der Fonds in bestimmten Marktsituationen anhand welcher Kriterien positioniert, welche Sektoren und Einzeltitel favorisiert werden und wodurch Performance generiert wird. Somit lässt sich ein Fonds bspw. in die Kategorien Value und Growth Style einordnen, was zumindest ein Anhaltspunkt für künftige Performance in Abhängigkeit der Marktentwicklung ist. Entscheidend hierbei ist es, die Kontinuität des Investmentmentprozesses im Zeitablauf zu beachten, um bei Änderungen des Investmentprozesses entsprechend reagieren zu können. Solche Änderungen im Investmentprozess können oftmals durch einen Wechsel des Fondsmanagers ausgelöst werden, dessen Person in vielen Fällen sehr eng mit der Strategie des Fonds verbunden ist. Dies gilt vor allem für diejenigen Fonds, dessen Prozesse auf die subjektive Einschätzung des Fondsmanagers ausgelegt sind. Um einen möglichen Fondsmanagerwechsel bereits frühzeitig zu berücksichtigen und abzuschätzen, inwieweit der Erfolg des Investmentprozesses davon beeinflusst wird, ist ein regelmäßiger Kontakt zu den Fondsmanagern unerlässlich.

Die Bedeutung des Fondsmanagers ist im Falle rein quantitativ gemanagter Fonds bei weitem weniger kritisch zu betrachten. In jüngster Vergangenheit sind viele Behavioural Finance-Fonds auf den Markt gekommen, dessen Titelauswahl methodisch von einem selbst entwickelten System übernommen wird. Oft wurden diese Systeme in einem Team entwickelt, so dass hier die Kontinuität des Prozesses auch beim Verlassen eines Teammitglieds gegeben ist.

Fazit

Die Hauptarbeit eines Dachfondsmanagers besteht in der qualitativen Fonds-Beurteilung. Quantitative Filter bieten eine Hilfe zur Einschränkung des betrachteten Universums und liefern nützliche Informationen über das Verhalten des Fonds in verschiedenen Marktphasen. Eine qualitative Beurteilung können sie jedoch nicht ersetzen, da am Ende nur dieser Teil der Analyse die Frage beantworten kann: Ist die vergangene (Out-)Performance auf Glück oder Können zurückzuführen? 


Über den Autor:
Damian Krzizok ist zusammen mit Mark Frielinghaus Dachfondsmanager der SEB Optimix-Produktfamilie sowie für den internationalen Aktiendachfonds SEB Best Choice verantwortlich. Beide haben ein Citywire Fund Manager A-Rating und verwalten aktuell ein Dachfondsvolumen von 737 Mio. Euro. Weitere Infos unter www.sebassetmanagement.de


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