Wien-Fonds: Alle schlagen den ATX

Nachdem bereits 2006 alle aktiv gemanagten Österreich-Aktienfonds den ATX Prime Index geschlagen haben, setzt sich dieses Phänomen auch im laufenden Jahr fort. Welche Fonds liegen aber langfristig und risikoadjustiert vorn und was denken die Top-Fondsmanager über den weiteren Kursverlauf? Funds | 25.06.2007 06:15 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Vor dem Hintergrund der enormen Kursgewinne der letzten Jahre – der Wiener ATX Prime Index stieg seit Oktober 2002 um 38 Prozent pro Jahr und schlug damit alle Industrieländer-Börsen um Längen – gaben sich die vor einem Jahr an dieser Stelle befragten Österreich-Aktienfondsmanager bereits vermehrt vorsichtig

(siehe auch "Wien: Ist der Aufschwung vorbei?" vom 3.7.2006).

Während im Schnitt für 2006 und 2007 je nach Fondsmanager eine Performance zwischen 10 und 15 Prozent erwartet wurde, legte der Markt im vorigen Jahr um 23 Prozent zu. Auch dieses Jahr legte die Wiener Börse bereits wieder um rund zehn Prozent zu und scheint die Erwartungen des Gesamtjahres erreicht zu haben.

 

Anleger die in einem der mittlerweile 15 Österreich-Aktienfonds investiert waren, übertrafen das sogar noch. Denn ähnlich wie im Gesamtjahr 2006 liegen seit Jahresbeginn alle aktiv gemanagten Österreich-Aktienfonds vor dem ATX Prime Index. Ein aufgrund der Kursschwäche bei den Indexschwergewichten Erste Bank und Raiffeisen International zwar erklärbares aber durchaus ungewöhnliches Bild:

Denn langfristig, etwa im Zeitraum 2002 – 2007, schnitten vier von neun Fonds anhand der Performance besser ab als der ATX Prime Index. Berücksichtigt man zusätzlich noch das von den Fondsmanagern eingegangene Risiko sieht das Bild noch schlechter aus: Anhand der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) schlugen nur drei Fonds den Index.

Welche das sind und mit welchem weiteren Verlauf der Wiener Börse die Top-Fondsmanager rechnen, hat e-fundresearch.com analysiert.

Auf Platz eins anhand der Sharpe Ratio der letzten fünf Jahre findet sich erstmalig der Meinl Equity Austria. Wolfgang Matejka, Chief Investment Officer der Meinl Bank und Geschäftsführer Julius Meinl Investment gibt sich zukünftig aber vorsichtiger für den weiteren Verlauf der Wiener Börse: „Ich rechne mit Sicherheit mit einem volatileren Verlauf, da der Markt bereits eine relativ reife Bewertung in Relation zur Ergebnisberichterstattung aufweiset“. Die Unternehmensgewinne des Gesamtmarktes sollten in den nächsten zwölf Monaten um knapp unter 10 Prozent wachsen. „Die Übernahmephantasie spielt sicher eine Rolle, aber keine gravierende. Die meisten österreichischen Unternehmen haben recht stabile Kernaktionäre bzw. sind fair bewertet. Außerdem gelten unsere Unternehmen generell als gut geführt. Kein Grund also, mit einer Übernahme etwas zu verbessern, es läuft ja bereits bestens“, so der Experte weiter. Den anhaltenden Boom bei Immobilienaktien sieht er positiv: „Ich denke, dass die Börse sehr gut davon profitiert. Ich meine aber auch, dass es ein generelles Ausrufezeichen für die Investitionsfreude und das darin versteckte Potential der österreichischen Anleger ist. Wenn in einen Sektor, der zugegebenermaßen auch sehr gute Renditen liefert, so viel Kapital investiert wird, muss man generell nachdenken, ob man nicht auch andere Sektoren weiter entwickeln müsste um diesen Zufluss generell zu vertiefen. Das ist ein Thema das weit hinein in die Thematik Steuerpolitik, Investitionspolitik, Bankwesen und Wohlstandsbewusstsein zu vertiefen wäre“.

Auf Platz zwei anhand der risikoadjustierten Rendite liegt der Pioneer Funds Austria - Austria Stock des "Marathonsiegers" Friedrich Erhart. Der von ihm seit Auflage 1990 verwaltete Fonds erzielte in jedem der letzten 17 Kalenderjahre eine Outperformance gegenüber dem ATX Prime. Und auch in diesem Jahr liegt der Fonds deutlich vor seiner Benchmark. Aktuell ist Erhart aber eher vorsichtig, was den weiteren Verlauf der Wiener Börse anbelangt: "Wir befinden uns im fünften Jahr einer Hausse mit inzwischen 400 Prozent Wertzuwachs. Die Konjunktur läuft wie am Schnürchen und die Unternehmen schreiben Rekordgewinne. Aber all das hat die Börse in den aktuellen Kursniveaus bereits eingepreist.

Was kann jetzt noch viel besser werden?", bringt er es auf den Punkt. Auch die Bewertungen seien nicht mehr wirklich günstig: "Das aktuelle KGV von 16 und ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 2,6 zeigen an, dass wir uns bereits in einer Übertreibungsphase befinden". Zudem sei nach Unternehmensgewinn-Steigerungen von 37 bzw. 35 Prozent in 2005 und 2006 heuer nur noch ein Plus im mittleren einstelligen Bereich realistisch. Und auch das Chance/Risiko-Verhältnis spreche gegen den Markt: "Maximal sehen wir heuer noch Kursgewinne von einigen Prozent, im schlechtesten Fall könnte der ATX aber um 1000 Punkte oder 20 Prozent vom heutigen Stand einbrechen", glaubt Erhart, der deshalb auf günstigere Einstiegskurse wartet. "Im Fonds habe ich gerade damit begonnen Liquidität aufzubauen um dann in schwächeren Phasen wieder auf der Käuferseite zu sein", umreißt er seine Strategie. Auch Anlegern rät er vorsichtig zu sein: "Man ist auf der sicheren Seite, wenn man die letzten Prozent an Kursgewinnen den anderen überlässt und rechtzeitig beginnt zu verkaufen. Liquidität sichert den notwendigen finanziellen Spielraum, um dann im Ernstfall wieder auf Schnäppchenjagd gehen zu können. Eine Marktkorrektur ist so gesehen durchaus gesund und wünschenswert und bietet eine perfekte Chance, eine aktive Portfolio-Strategie umzusetzen". Versöhnlicher gibt er sich gegenüber heimischen Immobilienaktien: "Ich habe diesen Sektor jahrelang untergewichtet, was mir letztendlich aufgrund der relativen Underperformance gegenüber dem Gesamtmarkt auch einen positiven Performancebeitrag gebracht hat. Nach der aufgrund der steigenden Zinsen ausgelösten Korrektur sind jetzt aber beispielsweise Titel wie CA Immobilien oder CA Immo International schon wieder sehr günstig und ein Einstieg überlegenswert".

Viel optimistischer ist Manfred Zourek, Fondsmanager des anhand der Sharpe Ratio seit 2001 viertplatzierten ESPA Stock Vienna. „Ich gehe auch für die zweite Jahreshälfte von einer positiven Entwicklung aus. In einem freundlichen internationalen Aktienumfeld sind bis Jahresende durchaus nochmals fünf bis zehn Prozent Kursplus vorstellbar“, so der Experte zur weiteren ATX-Entwicklung. Auch die Gewinnentwicklung heimischer Unternehmen beurteilt er überdurchschnittlich gut: „Die Gewinne der heimischen Unternehmen sollten 2007/2008 wieder etwa um 12-14 Prozent wachsen. Tendenziell wird das Wachstum auch noch immer nach oben revidiert“. Dafür sieht er die Übernahmephantasie in Wien gebremster: „Das Übernahmethema ist für Wien sicher auch aktuell, aber ich denke nicht so heiß wie an anderen Börsen. Dass wir heuer noch eine weitere Übernahme sehen, würde ich mich jedoch nicht wetten trauen. Aber im Grunde genommen ist jedes Unternehmen ein potentieller Kandidat - nicht nur jene, mit einem Streubesitz größer als 50 Prozent. Letztendlich ist an der Börse alles eine Frage des Preises“.

Alle Daten per 11.6.2007 in Euro
Quelle:

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