Die Pisa-Studie hält alle drei Jahre den europäischen Schulsystemen den Spiegel vor – und die Schüler im deutschsprachigen Raum in Atem. Denn ihre Ergebnisse bei den letzten beiden Studien waren alles andere als gut.
Die Ergebnisse einer aktuellen Studie über Fondswissen erinnern an Pisa. Die umfangreiche Studie von AXA Investment Managers offenbart nämlich zahlreiche Wissenslücken über Investmentfonds im deutschsprachigen Raum. Zum ersten Mal wurde die Studie der AXA IM auch für Österreich und die Schweiz durchgeführt. Damit ist die Zeit reif für einen Ländervergleich.
Gutes Selbstvertrauen, aber Schwächen beim Wissen
In einem Punkt sind sich die knapp 3000 Befragten fast einig. Wenn es um ihren Wissensstand in Finanzfragen geht, schätzen ihn etwa die Hälfte für gut oder sehr gut ein. In Deutschland behaupten dies 45 Prozent, in Österreich und der Schweiz liegen die Zahlen etwas höher (53 und 55 Prozent). Doch die Wissensfragen zeigen ein anderes Bild.
UI-ChampionsCall mit ProfitlichSchmidlin: „Wir graben tiefer“ - Opportunitäten für langfristige Unternehmensbeteiligungen und Anleihe-Sondersituationen
„Wir graben tiefer“ - Opportunitäten für langfristige Unternehmensbeteiligungen und Anleihe-Sondersituationen„Im Jahr 2023 sind die Fundamentaldaten bei unseren Beteiligungen mit den Aktienkursen weit...Denn die Befragten haben große Probleme mit verschiedenen Fondskategorien. Knapp zwei Drittel glauben, dass Geldmarktfonds in erster Linie in unterschiedliche Währungen investieren. Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus (siehe Definition "Geldmarktfonds" sowie mehr als 150 Suchtreffer zum Begriff "Geldmarktfonds"). Daneben ist knapp die Hälfte davon überzeugt, dass Immobilienfonds baufällige Gebäude kaufen und renovieren, um sie danach zu höheren Preisen zu verkaufen. Auch diese Aussage hat wenig mit der Realität zu tun (siehe mehr als 220 Suchtreffer zu "Immobilienfonds"). Darüber hinaus sind auch andere Begriffe wie ETFs (Exchange Traded Funds), REITs (Real Estate Investment Thrusts) oder Publikumsfonds kaum bekannt.
Falsche Einschätzung von Fonds
Doch nicht nur beim Wissen über einzelne Fondskategorien schneiden Deutsche, Schweizer und Österreicher ähnlich ab wie bei der Pisa-Studie. Wenn es um die Bewertung von Fonds als mögliches Investment geht, werden möglicher Ertrag und potenzielles Risiko von Fonds falsch eingeschätzt. So glauben 40 Prozent der Befragten, dass Aktienfonds genauso riskant sind wie einzelne Aktien. Gleichzeitig wird der Ertrag von Fonds unterschätzt.
Ein Rechenbeispiel illustriert die Unterschätzung: Hätte man vor 20 Jahren 10.000,- Euro in Fonds investiert, wieviel wäre diese Investition heute wert? Die Antworten darauf reichen von 22.641,- Euro in Österreich bis 30.091,- Euro in Deutschland. Der „wahre Wert“ liegt aber um vieles höher, bei über 40.000,- Euro. Für diese Wertentwicklung wurden Zahlen des Bundesverbands für Investment und Asset Management (BVI) verwendet. Im Gegensatz zu dieser Unterschätzung wird die Rendite eines Sparbuchs tendenziell überbewertet (knapp 17.000,- statt "wahren" 14.860,- Euro).
Deshalb nimmt das Sparbuch auch weiterhin eine dominierende Stellung bei Investmententscheidungen ein. 35 Prozent der Österreicher und Deutsche bevorzugen das Sparbuch als Anlageobjekt, in der Schweiz sind es sogar 45 Prozent. Investmentfonds sind dagegen noch unterrepräsentiert. Knapp 20 Prozent der Deutschen und Schweizer würden ihr Geld in Fonds investieren, in Österreich sind es nur zwölf Prozent. Diverse Länderstatistiken der Investmentverbände zeigen jedoch, dass das durchschnittliche Investment pro Kopf in Österreich mit 14.010 Euro zwar unter jenem der Schweiz (16.470 Euro) aber deutlich über dem Wert in Deutschland (4.220 Euro) liegt (Quelle: BVI).
Warum entscheiden sich Anleger für Fonds?
Die AXA IM Studie hat aber auch untersucht, wie potentielle Fondsanleger ihre finanziellen Entscheidungen fällen. Am wichtigsten sind dabei in allen drei Ländern die Reputation oder Bekanntheit der Fondsgesellschaft und die Empfehlung des Beraters. Österreich hat dabei besondere Eigenheiten: Hier ist die Beraterempfehlung doppelt so wichtig für die Investmententscheidung wie in der Schweiz und Deutschland. Außerdem ist in Österreich die Empfehlung durch Freunde oder Bekannte ein Entscheidungsgrund, in der Schweiz und Deutschland aber Artikel in Zeitschriften und die Seriosität des Fonds (siehe Grafik).
Wissenslücken wegen "Fachchinesisch"
Einen Grund für die gravierenden Wissenslücken im Fondsbereich nennt Christian Wrede, Geschäftsführer von AXA Investment Managers in Deutschland: die Fachsprache, die "beim Anleger nicht ankommt".
Ein Problem, das Lehrer und Schüler ebenfalls nachvollziehen können. Im Schulbereich werden bereits Wege zu besseren Pisa-Ergebnissen gesucht. Auch im Investmentbereich sollten Anleger wie Berater versuchen, die Wissenslücken zu schließen. Ein Weg dorthin ist sicherlich, Beratungs- statt reine Verkaufsgespräche zu führen. Davon profitieren beide Seiten, denn wer viel über Fonds weiß, kann sie realistischer einschätzen – und hat mehr Vertrauen in das Anlageprodukt Investmentfonds.