Klimawandel-Fonds: Modetrend oder Investmentchance?

Inhaltlich unterscheiden sich Klimawandel-Fonds nur in Teilbereichen von Produkten der Kategorie „Umwelttechnologie & Ökologie“, die aber zum Teil schon eine sehr lange Historie vorweisen können. Sinn- und Unsinn der neuen Fonds aus der Sicht eines Dachfondsmanagers. Funds | 14.05.2007 06:00 Uhr
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Der Klimawandel ist bereits voll im Gang und für jeden von uns deutlich spürbar. Dies hat mittlerweile auch zu Reaktionen von politischer Seite geführt – immer mehr Länder bzw. Regierungen entwickeln Maßnahmen, um dieser bedrohlichen Entwicklung entgegenzutreten.

Das Thema Umweltschutz wird dadurch auch auf internationaler Ebene einmal mehr zum wichtigen Thema: Stichwort Kyoto-Protokoll. Neue gesetzliche Vorschriften bzw. Anreize zum Klimaschutz verändern aber auch die Rahmenbedingungen für Unternehmen, wodurch neue Herausforderungen entstehen. Innovative Wirtschaftstreibende, die durch entsprechende Adaption der betrieblichen Prozesse bzw. Steuerung der angebotenen Produktpalette reagieren, werden die großen Profiteure dieser Entwicklung sein. Somit eröffnet sich auch im Bereich der Geldanlage die Aussicht, durch entsprechende Unternehmensbeteiligungen überdurchschnittliche Erträge zu erzielen.

Bei den Fondsanbietern im Fokus: Investmentthema Klimawandel

In ihrem ständigen Bestreben neue Investmentchancen möglichst rasch aufzuspüren bzw. auf geänderte Anlegerwünsche zu reagieren, hat auch die Fondsbranche die Zeichen der Zeit erkannt. So haben bereits einige Anbieter Fonds aufgelegt, welche sich explizit dem Thema „Klimawandel“ widmen, andere stehen kurz davor. Bei der Zusammenstellung der Portfolios wird dabei das Hauptaugenmerk auf Unternehmen gelegt, die einen wesentlichen Teil des Umsatzes aktiv im Kampf gegen den Klimawandel oder Treibhausgase tätigen.

Dazu gehören Sektoren wie:

  • Erneuerbare Energien
    (Sonne, Wind, Wasser)
  • Biomasse
  • Recycling
  • CO2-Behandlung
  • Umweltfreundliche Transportmittel
  • Atomenergie

Ökofonds: „Topaktuell“ oder „Alles schon mal da gewesen“?

Dem aufmerksamen und kritischen Investor wird auffallen, dass die Konzentration auf diese Segmente (teilweise) schon von anderen Fonds bekannt ist, die bereits seit geraumer Zeit am Markt angeboten werden. Gemeint sind Produkte der Kategorie „Umwelttechnologie & Ökologie“. Auch wenn es im Detail – von Fonds zu Fonds individuell – gewisse Unterscheidungsmöglichkeiten gibt, ist das Ausmaß der Deckungsgleichheit doch relativ hoch. Freilich findet sich aber etwa das Thema „Kernkraft“ im Portfolio so genannter „Ökofonds“ im Normalfall nicht.

Bereits Anfang der 90er Jahre wurde zum Beispiel der Pioneer Global Ecology aufgelegt (ursprüngliche Bezeichnung: Activest EcoTech). Der Fonds investiert seit jeher in Aktien von Unternehmen aus den Bereichen Umwelttechnik und Ökologie und deckt somit weitgehend auch oben angeführte Branchen ab. Und das recht erfolgreich: Wer zum Zeitpunkt der Erstauflage im April 1990 umgerechnet 10.000 Euro in den Fonds investiert hat, kann sich mittlerweile über einen Zuwachs auf etwa 42.600 Euro freuen.

In der Tabelle sind weitere, in Österreich zum öffentlichen Vertrieb zugelassene Fonds angeführt, die dem Segment „Umwelttechnologie & Ökologie“ zuzurechnen sind. Auch bei diesen gibt es weitgehende Überschneidungen im Anlageuniversum mit den neuen Klimaschutzfonds.

Einzeltitel – einige werden vom Kurszettel verschwinden

Wie die Vergangenheit gezeigt hat, konnte der gut informierte Anleger mit Einzelwerten, die dem Generalthema „Klimawandel“ zuzuordnen sind, durchaus zum Teil sehr hohe Kursgewinne erzielen. Allerdings darf das hohe Wertschwankungsrisiko einer derartigen Investmententscheidung nicht unterschätzt werden. Denn aufgrund der medialen Thematisierung sind in diesem Segment zum Teil bereits sehr hohe Bewertungen festzustellen. Es ist absehbar, dass im evolutionären Prozess des wirtschaftlichen Wettbewerbes nur ein Teil dieser Unternehmen nachhaltigen Erfolg haben wird, andere aber wieder vom Kurszettel verschwinden werden.

Am Beispiel des Photovoltaik-Anbieters Conergy wird deutlich, wie markant die Kursschwankungen innerhalb der Branche ausfallen können:

Unter diesem Gesichtspunkt ist im Normalfall von Investments in Einzelaktien grundsätzlich abzuraten, da eine genaue Kenntnis des gewählten Unternehmens und dessen laufende Beobachtung unabdingbar sind. Zielführender ist es für den auf Risikostreuung bedachten Anleger, auf die Vorteile von Investmentfonds zu setzen.

Fazit: Thematik zukunftsträchtig, Fondslösungen wählen

Inhaltlich unterscheiden sich „Klimawandel-Fonds“ nur in Teilbereichen von Produkten der Kategorie „Umwelttechnologie & Ökologie“, die aber zum Teil schon eine sehr lange Historie vorweisen können. Generell erscheint die Thematik allerdings äußerst interessant und zukunftsträchtig. Die wirtschaftlichen Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel sind in den nächsten Jahren dennoch genauestens zu beobachten, um die richtigen Rückschlüsse ziehen zu können – und daraus einen tatsächlichen Mehrwert für den Anleger zu schaffen.

Interessierte Investoren sollten auf Grund der breiteren Streuung und des aktiven Managements jedenfalls eine Fondslösung wählen und damit die Auswahl der Einzeltitel professionellen Investment-Experten überlassen. Dabei ist aus unserer Sicht zweckmäßig, auf Bewährtes zu setzen – also auf Fonds, die sich in der Praxis bereits seit vielen Jahren erfolgreich etabliert haben und eine entsprechende historische Performance aufweisen können. Ob sich die Bezeichnung „Klimawandel“ nun im Fondsnamen findet oder nicht, sollte dabei für den Anleger keine Rolle spielen.


Zum Autor: Bernhard Spittaler, CPM, ist Dachfondsmanager bei der Schoellerbank Invest AG.


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