Der Start des Raiffeisen-Europa-SmallCap im Jahr 2003 und die Auflage des Raiffeisen-TopDividende-Aktien 2005 waren nur die ersten Schritte eines Strategiewandels bei der größten Fondsgesellschaft Österreichs, der Raiffeisen Capital Management (RCM). „Domestic Equity hieß vor zehn Jahren österreichische Aktien – nun sind es europäische. Unserem Selbstbild entsprechend wollen wir unsere hauseigenen Kompetenzen, sowohl im Research als auch im Asset Management, weiter ausbauen“, kündigt Matthias Bauer, Vorsitzender der Geschäftsführung von RCM, am Wochenende vor österreichischen Journalisten in Oslo an.
Mit der neuen Adresse am Schwarzenbergplatz 3 erwacht offensichtlich das Selbstvertrauen zukünftig auch Aktienfonds wieder verstärkt ohne externe Partner zu verwalten. Bis dato setzt RCM (noch) auf vier verschiedene Asset Manager bei der Verwaltung ihrer Publikumsfonds:
- Capital International (zuständig für Regionen-Aktienfonds wie z.B. Raiffeisen-Global-Aktien oder Raiffeisen-Europa-Aktien)
- Wellington Management (verantwortlich für Branchenfonds bzw. globale Schwellenländer-Mandate)
- AIG Global Investment (Hedge-Dachfonds)
- Curzon Global Partners (Raiffeisen-Immobilienfonds)
Zudem besteht im Dachfonds-Bereich eine Kooperation mit Watson Wyatt bei der qualitativen Analyse von Fremdfonds und mit K2-Advisors bei Hedge-Dachfonds für institutionelle Anleger.
RCM verwaltet bereits 85 Prozent aller Publikumfonds selbst
Der Trend bei RCM verstärkt selbst Hand an die eigenen Fonds zu legen, ist aber nicht neu und bereits seit Jahren absehbar. So lag der Anteil des an externe Fondsmanager ausgelagerten Publikumsfondsvolumens laut den Asset Management Outsourcing-Studien von e-fundresearch.com im Jahr 2003 noch bei 23 Prozent. Dieser Anteil sank seit damals kontinuierlich und liegt aktuell nur noch bei 15 Prozent. Von den insgesamt 17,6 Mrd. Euro im Publikumsfondsbereich werden 2,7 Mrd. Euro von externen Managern verwaltet.
Performance von Capital International enttäuscht
Besonders deutlich wird der Trend zum Inhouse-Management beim größten Partner von RCM, Capital International. Trotz der absolut positiven Performance der für Raiffeisen verwalteten Aktienfonds in den letzten Jahren, sank das an die US-Amerikaner ausgelagerte Volumen. Grund dafür war vor allem das enttäuschende Abschneiden der Fonds selbst, was zu entsprechenden Mittelabflüssen geführt hat. Wie etwa die Financial Times letzte Woche berichtete, steht man mit dem Problem aber bei Raiffeisen nicht allein da. Denn der in Los Angeles angesiedelte Vermögensverwalter verlor in den letzten vier Jahren 70 Mrd. US-Dollar oder 20 Prozent seines für institutionelle Anleger verwalteten Vermögens (siehe auch FT-Artikel vom 12.4.2007 HIER).
Curzon verliert 625-Millionen-Mandat für offene Immobilienfonds
Auch beim Raiffeisen-Immobilienfonds, welcher 2004 von der hauseigenen Raiffeisen-Immobilien-KAG aufgelegt wurde und seit damals von Curzon Global Partners in London verwaltet wird, bahnt sich eine Änderung an. „Im Zuge der strategischen Weiterentwicklung unserer Immo-Tochter wird RCM die Agenden im Zusammenhang mit offenen Immobilienfonds künftig verstärkt selbst wahrnehmen und auch die personellen Ressourcen entsprechend aufstocken; die Weichen sind bereits gestellt“, kündigt Bauer an. In den kommenden Monaten werde der 625 Millionen Euro große Raiffeisen-Immobilienfonds also wieder von Wien aus verwaltet. „Curzon hat sich rückblickend aber als der ideale Partner für den Aufbau der Immo KAG erwiesen und mehr als drei Jahre wertvolle Unterstützungsarbeit geleistet. Nun ist es aber an der Zeit, das Spektrum auszubauen“, lobt RCM-Geschäftsführer Gerhard Aigner den baldigen Ex-Partner.
Gründe für die „Do it yourself" Tendenz
Die deutlich erkennbare „Do it yourself“ Tendenz entspräche voll und ganz dem Leitmotiv von RCM, Kunden in jeder Assetklasse optimale Lösungen anzubieten, so die beiden Geschäftsführer weiter. „Unser nach wie vor geltender Grundsatz: Wir machen nur das selbst, was wir wirklich gut können, hat einfach eine ganz andere Dimension bekommen. Weil wir uns weiterentwickelt haben und uns nun viel mehr zutrauen“, so Bauer weiter. Aigner ortet zudem „einige große Alpha-Potentiale“ im hauseigenen Nachwuchs. „Das ist Grundvorrausetzung, um Legionäre durch Spieler Marke Eigenbau zu ersetzen. Denn wir wollen das selbst abdecken, wo wir europäisches Top-Niveau erreichen und in der Champions League spielen“.